Bildbetrachtung: Porträt der Lisa Gherardini, Gemahlin des Francesco del Giocondo

Gedicht zum Thema Landschaft

von  Möllerkies

Dieser Text ist Teil der Serie  Kunstfehler: Bildbetrachtungen
Öd und menschenleer die Landschaft,
links ein See, an dessen Ausgang
die geröllbedeckte Schneise
talwärts führt in weitem Bogen.
 
Überm Wasser ragen Felsen,
vielgestaltig und zerklüftet,
aufgetürmt zu schroffen Wänden,
die im Nebel sich verlieren.
 
Rechter Seite eine Brücke,
bogenreich den Flusslauf querend,
der, im Tale abwärts drängend,
nackten Felsen sanft umspület.
     
An des Tales ob’rem Ende
gleißt des Seees Wasserfläche,
wild empor steigt dort die Klippe,
dampfend hüllt sich fernes Ufer.
 
Und den Rest verdeckt die Dame
mit dem reservierten Lächeln,
aus – woher: Verona? Pisa?,
weltbekannt als Mona Lisa.


Anmerkung von Möllerkies:

Leonardo di ser Piero (genannt Leonardo da Vinci):  Porträt der Lisa Gherardini, Gemahlin des Francesco del Giocondo (genannt Mona Lisa oder La Gioconda), um 1503-1506, Öl auf Pappelholz, Musée du Louvre, Paris, Frankreich

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (18.01.14)
Herrlich ironische Bildbeschreibung. Mir ist deutlich geworden, dass es sich um eine Dame mit Hintergrund handelt.
Schmunzelgrüße
Ekki

 Möllerkies meinte dazu am 18.01.14:
Vielen Dank, Ekki.
ues (34)
(18.01.14)
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 Möllerkies antwortete darauf am 18.01.14:
Danke für das Lob, ues.

 niemand (18.01.14)
Schön beschrieben, doch ich frage mich immer noch, warum sie lächelt?
.

Hmm ...
.
Und man steht vorm Bild und fächelt
sich die Frischluft Richtung Stirne,
überlegend: Warum lächelt
es aus solch berühmter Birne?
.
Lächelt sie, weil was geschehen
ist im Leben, fern der Leinwand -
kann sie irgendetwas sehen?
Sicher ja, doch hier mein Einwand:
.
Monalisa schaut zum Maler
und verzieht den Mund zum Grinseln
denkend an die vielen Taler,
die sie kriegt nach langem Pinseln.
.

mit scherzlichen Grüßen, Irene )))
.
(Kommentar korrigiert am 18.01.2014)

 Möllerkies schrieb daraufhin am 18.01.14:
:D

Tja, vielleicht gilt ihr Gegrinsel
einfach nur des Malers Pinsel.

 Didi.Costaire (18.01.14)
Sie hat sich aber auch wirklich mitten in die Landschaft gepflanzt.
Die bleibt selbst dem aufmerksamen Bildbetrachter verborgen, ebenso wie das, was sich ihrem geheimnisvollen Blick dargeboten hat...
Schöne Grüße, Dirk

 Möllerkies äußerte darauf am 18.01.14:
So ist es. Danke für deinen Kommentar, Dirk.
MarieM (55)
(18.01.14)
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 Dieter Wal (13.10.16)
Und den Rest verdeckt die Dame
mit dem reservierten Lächeln,
aus – woher: Verona? Pisa?,
weltbekannt als Mona Lisa.


Netter Schluss-Gag der letzten Strophe, um sich nach genauer metrisch-reimloser Beschreibung der Landschaft der Schwierigkeit zu entziehen, etwas über das berühmteste Gemälde der Welt schreiben zu müssen, das nicht ähnlich millionenfach geäußert wurde. Schick, die an den Reimen herbeigezogenen Städtenamen mit dem munteren Schlussvers.

Mir persönlich würden Spreizungen wie "umspület" nicht über die Tastatur huschen, weil ich dabei immer unangenehm an Sprachvergewaltigungen bei Platen denke, dessen Lyrik ich eigentlich mag. Dass mich deine Sprache der Bildbeschreibung nicht am Beispiel mit gesträubten Stoppeln an Platen, sondern erfreut an C. F. Meyer denken ließ, meine ich nicht kritisch, sondern in höchsten Tönen lobend.
(Kommentar korrigiert am 13.10.2016)

 Möllerkies ergänzte dazu am 15.10.16:
Danke, Dieter, für deine Kritik – »die an den Reimen herbeigezogenen Städtenamen« gefallen mir. :D

Platen benutzt »umspület« ja tatsächlich, in  einem seiner Venedig-Sonette. Bei C. F. Meyer habe ich das Wort nicht gefunden – obwohl man es sich beim  »Römischen Brunnen« ja vorstellen könnte.

Eine anregende Kritik – schönen Dank.
(Antwort korrigiert am 15.10.2016)
Graeculus (69)
(14.10.16)
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 Möllerkies meinte dazu am 15.10.16:
Danke, Graeculus, das war die Absicht.
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