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Krebs und Literatur

Essay zum Thema Literatur

von  toltec-head

Heute weiß man, dass Krebszellen Zucker-Junkies sind. Krebspatienten wird daher eine sogenannte ketogene Diät empfohlen: morgens Himbeeren mit Quark, mittags ein Steak und abends Spiegeleier. Kein Brot, keine Nudeln, keine Kartoffeln. Auf diese Art werden Krebszellen effektiv ausgehungert. Aber wie alle Junkies wehren sie sich und schreien ständig nach Zucker. Deshalb bekommt man von einer ketogenen Diät am Anfang Kopfweh.

Der Zucker in der Literatur ist das, wovon Fräulein am liebsten singen: Glaube, Liebe, Hoffnung. Dies sind die Ingredienzien des literarischen Krebs. Und, ja: in der Literatur gibt es Fräulein beiderlei Geschlechts, man nennt sie auch schöne Seelen, und es gibt vor allem sehr viele, total-verkrebste alte Jungfern. Die Therapie ist nicht einfach. Hat sich der Literatur-Krebs erst Mal gebildet, so schreit er, wenn der literarische Blutzuckerspiegel nachlässt, unweigerlich nach literarischem Zucker: Glaube, Liebe, Hoffnung, nach all dem eben, was Wilhelm Reich die emotionale Pest nannte. Brot, Nudeln, Kartoffeln, das sind in der Literatur Emotionen, Charaktere und ihre Handlungen, wozu auch das Ich mit seinen emotionalen Verstrickungen zählt, sowie eine Sprache, die an jeder Stelle auf Sinn erpicht ist. Kommt für die literarischen Krebszellen kein Nachschub an literarischen Zuckereinheiten, also Glaube, Liebe, Hoffnung, dann schildern die männlichen und weiblichen Fräulein einem gerne ihre Depressionen. Vorsicht: doppelt giftig!

Eine ketogene literarische Diät sähe so aus: Versuch mal Emotionen wegzulassen, meide Charaktere und ihre Handlungen, inklusive das Ich mit seinen emotionalen Verstrickungen, und lass in der Sprache Sinn-Stopper zu.

Versuch mal. Wenn du am Anfang Kopfweh bekommst, ist das kein schlechtes Zeichen.

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Kommentare zu diesem Text

Metulskie (32)
(23.01.14)
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MarieM (55)
(23.01.14)
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lucien (26) meinte dazu am 23.01.14:
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MarieM (55) antwortete darauf am 23.01.14:
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lucien (26) schrieb daraufhin am 23.01.14:
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anneliese.michel (20) meinte dazu am 23.01.14:
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 toltec-head meinte dazu am 24.01.14:
Ach was, die ist doch so alt wie der Mond.
MarieM (55) meinte dazu am 24.01.14:
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parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 24.01.14:
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 Dieter_Rotmund (23.01.14)
Klärt mich mal bitte jemand auf: Ist Lucien eine "Sockenpuppe" von Toltec-Head?
lucien (26) meinte dazu am 23.01.14:
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Jack (33)
(23.01.14)
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MarieM (55) meinte dazu am 23.01.14:
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Jack (33) meinte dazu am 23.01.14:
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 toltec-head meinte dazu am 23.01.14:
Kant: literarisch-hochprozentige Eiweißnahrung, nudelfreier geht es nimmer. Erhabenheit als Sinn-Stopper. Was ist der Mensch? Kant: das kann man nicht wissen. Glaube, Liebe, Hoffnung lassen sich daher nur als unmenschliche denken.

MarieM, ich hatte die Tage auf deinem Profil dein Gedicht "Schalom" gesucht, wo das LI die Sonne in allen möglichen Sprachen grüßt. Das ist, was ich mit emotionaler Pest meine: die Unfähigkeit in die Erhabenheit der Dinge einzudringen und sie emotional mit Anreden wie "Schalom" zu verpesten.

"Begin, ephebe, by perceiving the idea
Of this invention, this invented world,
The inconceivable idea of the sun.

You must become an ignorant man again
And see the sun again with an ignorant eye
And see it clearly in the idea of it." (Wallace Stevens)

Es ist kein Zufall, dass du auf meinen Text gestoßen bist, denn gerade dir täte eine ketogene Literaturdiät sehr gut. Was ist denn mit dem Gedicht passiert, wenn ich fragen darf?
Metulskie (32) meinte dazu am 23.01.14:
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MarieM (55) meinte dazu am 23.01.14:
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MarieM (55) meinte dazu am 24.01.14:
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 toltec-head meinte dazu am 24.01.14:
Liebe Marie, für dich hätte ich alternativ auch noch eine literarische Atkens Diät im Angebot:  Guten Appetit!
(Antwort korrigiert am 24.01.2014)
MarieM (55) meinte dazu am 24.01.14:
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 toltec-head meinte dazu am 24.01.14:
Oh ha! MarieM als Lou Andreas-Salomé der Internetliteraturforen.
MarieM (55) meinte dazu am 24.01.14:
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 25.01.14:
Die Kommentare wirken auf mich teilweise interessanter, als der Text an sich. Mich verwundert es es nur, dass sich Lucien und Metulskie in eine Verteidigungsstellung begeben, was diesen Text und die Denkweisen diesbezüglich betrifft.

@ MarieM: Respekt, ich wundere mich jedoch, dass du mit den beiden o.g diskutierst. Diese sind, zumindest in diesem Kommentarstrang, in meinen Augen nicht wirklich an einer Diskussion und dem Anhören anderer Meinungen, außer an der eigenen, interessiert.

toltec: An unbequemen Textinhalten kann man sich reiben, das ist auch gut so. Nur: Mir ist zur Zeit nicht nach Reibekuchenfeeling.

LG
Jörg
MarieM (55) meinte dazu am 25.01.14:
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P. Rofan (44)
(23.01.14)
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Metulskie (32) meinte dazu am 23.01.14:
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P. Rofan (44) meinte dazu am 23.01.14:
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Metulskie (32) meinte dazu am 23.01.14:
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P. Rofan (44) meinte dazu am 23.01.14:
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 toltec-head meinte dazu am 24.01.14:
Ach, was die Muttis und Papas machen uns doch kreativ, auf diese Weise können wir uns an ihnen rächen.
mannemvorne (58)
(23.01.14)
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 LotharAtzert (23.01.14)
Ich stimmte dem in den meisten Punkten gern zu. Doch als Bratkartoffeljunky muß ich wohl den emotionalen Weg wählen ...
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