Gedanken über das Hässliche

Essay zum Thema Verfremdung

von  Ephemere

Das Hässliche ist nie natürlich.

Landschaften können trist sein, öd, furchteinflößend; Anblick, Geruch oder Gebahren lebender Wesen - unsere eigene Spezies eingeschlossen - mögen befremden, beschämen, provozieren und abstoßen.

Hässlichkeit jedoch ist stets menschengemacht.

Hässlich ist, was uns durch sein bloßes Erscheinungsbild, ja seine reine Existenz mit Ablehnung begegnet, unser Wesen verleugnet und so mehr als nur Beklemmung, Furcht oder Abscheu in uns erweckt - nämlich unseren Hass.

Das Hässliche, das sind die viel zu breiten Straßen, in denen jedes Lebewesen verloren geht, ohne ein Versteck zu finden und ohne sich in der Endlosigkeit von Wüste und Schneefeldern auflösen zu können (hier fließt man nur iim Rinnstein fort, um im Klärwerk wiederaufbereitet zu werden).

Es sind die Städte, in denen nachts nur die Reklame leuchtet, wo Unternehmen und Waren Mensch und Tier verdrängt haben.

Es sind die versiegelten Betonflächen, die keinem Grün eine Chance geben, umrahmt von einer Architektur, die den Sieg des abstrakten Prinzips über das konkrete Wesen feiert.

Hässlichkeit ist stets industriell produziert.

Das Unmenschliche, wissentlich und willentlich erschaffen von Menschen, das denjenigen, der ihm zu lange ausgesetzt ist, schließlich selbst deformiert.

So schafft der selbstquälerische Triumph des Willens Menschen, die so hässlich sind wie er.

Es sind die Menschen, die sich in Uniformen der Abgrenzung kleiden, feindlich starren oder stur zu Boden blicken; die sich durch Zynismen und Aggressionen äußern, die nur zwischen Schmutz und Sterilität zu wählen wissen und ihren verqueren Stolz daraus beziehen, Wut und Arroganz über die Liebe und die Sinnlichkeit gestellt zu haben.

Nur der Mensch kann unter den Wesen hässlich sein.

In der Hässlichkeit begegnet der Mensch dem Menschen und verleugnet einander.


Anmerkung von Ephemere:

Stuttgart gewidmet.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

wiesel (50)
(11.02.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Pavian.und.Baeume (53)
(11.02.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter Wal (11.02.14)
Komplett misslungen, weil Werturteile von Hässlichkeit nicht als kulturbedingte Modeerscheinungen verstanden werden. Schönheit und Hässlichkeit wurden vielfach wiss. erforscht. Fällt alles hier weg, da offensichtlich keinerlei Recherche dem Texten vorausging.
(Kommentar korrigiert am 11.02.2014)

 Ephemere meinte dazu am 11.02.14:
Dein Urteil, so ex cathedra es auch verkündet wird, wirkt doch wie ein arger Schnellschuss. Denn es betrachtet "hässlich" nur als "unattraktiv" oder "unschön" - das ist eine labberige Verwendung von Begriffen und Kategorien, wurde doch im Essay ja gerade versucht, das zu ergründen, was die eigentliche Qualität des Hässlichen ausmacht und es eben vom Unattraktiven, Abstoßenden, etc. abgrenzt. Zudem war im Essay nie ausgeschlossen, dass das, was als "menschengemacht, aber unmenschlich" empfunden wird, zwischen Zeiten und Kulturen variieren kann...im Gegenteil, die soziale Dimension des Hässlichen und das Hässliche als Kulturprodukt wurden deutlich hervorgehoben. Es zeigt sich: "Recherche" ersetzt kein Nachdenken...schon gar nicht, bevor man schreibt.

 Dieter Wal antwortete darauf am 11.02.14:
"Hässlichkeit ist stets industriell produziert."

Du solltest einen Pelikanaal persönlich kennenlernen. Aber bitte nicht beim Freediving.

 Ephemere schrieb daraufhin am 13.02.14:
Du findest, dass ein Pelikanaal durch seine Erscheinung Dein Wesen verleugnet?!
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram