Die Regenbögen

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
In den folgenden zwei Stunden erzählte ich ihm haarklein, was sich in den zurückliegenden drei Tagen ereignet hatte. Lediglich die Ankündigung seines Todes durch die bösen Geister sparte ich aus.  Obwohl ja dadurch die ganze Geschichte erst ins Rollen gekommen war. 1 Aber warum soll ich ihn damit belasten?, entschied ich recht spontan. Die Sache würde ihn am Ende nur verwirren
 
Jürgen zeigte sich nicht von meiner Schilderung nicht sonderlich beeindruckt. „Ich kann da kein göttliches Wirken erkennen, lediglich ein paar Zufälle!“, meinte er irgendwann. „Aber ich finde deinen neuen Glauben auf jeden Fall besser als diesen esoterischen Quatsch, den du vorher gemacht hast“, fügte er hinzu.
    Ehrlich gesagt war ich über seine Reaktion ein wenig enttäuscht, hatte ich doch gehofft, dass meine Erlebnisse ihn zumindest ins Nachdenken bringen würden. Dem war aber nicht so. Er schien gänzlich unbeeindruckt!
    „Komm, lass uns zu einer Eisdiele fahren!“, sagte er plötzlich. „Da können wir ja weiter diskutieren.“ Und so verließen wir kurz darauf meine Wohnung.

Wir waren vielleicht einne Kilometer in Jürgens Wagen gefahren, als plötzlich ein Wolkenbruch einsetzte. Der Regen prasselte so heftig auf die Windschutzscheibe, dass die Scheibenwischer damit nicht mehr fertig wurden und Jürgen den Wagen sicherheitshalber an den Straßenrand lenkte.
    Der Regen ließ bald nach und die Sonne brach durch die Wolken. Während Jürgen wieder losfuhr, erschienen  mehrere Regenbögen am Himmel. „Schau mal“, sagte ich zu Jürgen, „ist das nicht phantastisch? So viele Regenbögen auf einmal!“ „Ja“, sagte er , „wirklich erstaunlich! So etwas sehe ich zum ersten Mal!“ „Das hängt mit dem Kirchentag  zusammen!“ , entgegnete ich. „Gott gibt gerade seinen Abschlusssegen !“
    Er schaute mich von der Seite an, schüttelte kurz den Kopf und sagte dann: „Regenbögen entstehen durch das Zusammenwirken von Sonne und Regen. Nicht weil ein Gott dahintersteckt. Das solltest du als gebildeter Mensch  eigentlich wissen!“
    „Aber warum gerade jetzt? Und warum so viele?“, beharrte ich. „Zufall!“ , lautete seine lakonische Antwort.
   
Wenig später parkte er den Wagen in der Nähe einer Eisdiele. „Ich habe jetzt richtig Lust auf einen Bananensplit“, sagte er, als wir kurz darauf den Laden betraten.


Anmerkung von Bluebird:

Folge 7 meiner autobiografischen Kurzgeschichten-Sammlung und Fortsetzung von meiner autobiografischen Bekehrungsgeschichte  hier aus dem Jahre 1985

1  Ein Blitz aus heiterem Himmel

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Rudolf (15.04.14)
Um ehrlich zu sein, hatte ich Jürgen total vergessen gehabt. Ich stand vermutlich noch zu sehr unter dem Eindruck der zurückliegenden 72 Stunden, die ja bei mir zu einer dramatischen

"gehabt" raus, "vermutlich noch" raus, "ja" raus und so fort. Der Lesbarkeit wegen - Inhalt ist wie immer göttlich

 Bluebird meinte dazu am 19.04.14:
In der Tat, man könnte es so machen, wie du vorschlägst. Wollte den Rat schon annehmen. Habe es mir aber dann doch anders überlegt. Im Moment - und die Einstellung kann sich durchaus in Zukunft ändern - versuche ich so zu schreiben wie ich auch rede. Der Authentizität wegen. Zumindest als grobe Richtschnur. Wobei ich in Überarbeitungen dann schon "feile" ... Trotzdem danke für deinen Tipp. War wie immer hilfreich ... beachtenswert
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