Emma und die Foren

Text zum Thema Literatur

von  toltec-head

Einmal hatte sie sich durch den Kommentar eines anderen Forenmitglieds verstanden gefühlt. Sie hatte ein Gedicht über Möwen und die Liebe gepostet und er, denn es war ein Mann, hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie den Fluss ihres Gedichtes wesentlich durch Umstellen einiger Wörter in der ersten und letzten Zeile verbessern konnte. Sie hatte auf eine Reihe ähnlicher Kommentare gehofft, darauf dass sich zwischen ihr und dem Unbekannten ein intensiver Dialog über technische Dinge des Schreibens wie Wortstellung und Metrik entspannen würde, welcher sie über das Normalschicksal anderer Forenmitglieder, kommentarlos oder "gern gelesen" in der Versenkung zu verschwinden, hinausheben würde. Indes blieb es bei diesem einen, einzigen Kommentar des Kenntnisreichen. Als ihr irgendwann schwante, dass dieser vielleicht zunächst einen Kommentar von ihr unter einem seiner Texte abwartete, bevor er bei ihr weiter kommentierte, und sie dies sogleich nachholen wollte, musste sie feststellen, dass der User sich schon wieder abgemeldet hatte.

Nach dieser Enttäuschung blieb ihr Herz, wenn sie on ging, meist leer, und es begann eine Serie immer gleicher Forentage, die ihr nichts brachten. Sie sah ihre Forenzukunft als einen dunklen Korridor mit einer fest verschlossenen Tür am Ende.

Sie hörte mit dem Schreiben auf. Wozu sollte das Posten von Texten gut sein? Sie war zur Überzeugung gelangt, dass nie je jemand mit wirklich Ahnung und Kontakten zum wahren Literaturbetrieb ihre Gedichte auf Internetliteraturforen lesen würde. Nie würde sie auf einem Plakat in einem Schaufenster oder auf einer Litfaßsäule mit ihrem Buch in der Hand die Blicke von Neugierigen auf sich ziehen, die sich im Vorverkauf ein Ticket zu ihrer Lesung kauften und nach der Lesung sie über ihren Satzbau oder Besonderheiten ihrer Metrik fragten. Das Schreiben war für sie die Mühe nicht wert.

Und mit der Lust auf´s Schreiben verging ihr auch die Lust auf´s Lesen. Wozu? Wozu?

"Ich habe alles gelesen", sagte sie sich.

Es blieb für sie, bei offenem Fester die Wolken anzuschauen oder im Liegen auf ihrem Kanapee dem Regen zuzuhören.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(01.06.14)
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 toltec-head meinte dazu am 01.06.14:
Crowley aus deinem Munde klingt erst Recht satanisch. Wer bist du?
parkfüralteprofs (57)
(01.06.14)
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 toltec-head antwortete darauf am 01.06.14:
Du scheinst noch im Thread vom Gestern.
parkfüralteprofs (57) schrieb daraufhin am 01.06.14:
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 toltec-head äußerte darauf am 01.06.14:
Aber Emma, c´est moi, na du weißt schon.
parkfüralteprofs (57) ergänzte dazu am 01.06.14:
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Brainstorm (47)
(01.06.14)
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 toltec-head meinte dazu am 01.06.14:
Aber Emma ist nicht gleich Emma, darauf muß man schon bestehen!
Metulskie (32)
(03.06.14)
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 toltec-head meinte dazu am 03.06.14:
Monsieur Homais, da sind Sie ja. Wir hatten Sie schon erwartet.
Metulskie (32) meinte dazu am 04.06.14:
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