Über die Liebe

Text zum Thema Liebe, lieben

von  Ganna

Liebe an sich, die sich noch nicht an eine Person oder ein Objekt im Außen gebunden hat, tritt als reine Eigenschaft auf und liebt einfach.
Solch eine Liebe haben die wenigsten von uns erfahren. Sie lernen in den Beziehungen zu ihren Eltern an Personen gebundene Liebe kennen, die sich auf die eigene Abhängigkeit gründet. Selber noch nicht überlebensfähig, lieben wir, was wir brauchen, was uns schützt und nährt, Mama und Papa.
Mama und Papa dagegen erhalten die Liebe zu ihren Kindern als Geschenk Gottes. Sie lieben ihr Kind wie es ist, ohne Bedingungen zu stellen. So ist es von der Natur vorgesehen, damit die Arterhaltung garantiert ist. Aufopferungsvoll stellen sie ihre eigenen Bedürfnisse nach Schlaf, Nahrung und Unterhaltung zurück, sobald das Baby Unwohlsein äußert und kümmern sich um die Belange des Kindes. Nicht selten lieben die Eltern das Kind am allermeisten, was die größte Aufmerksamkeit beansprucht, weil es sich weniger gut entwickelt und vielleicht mit einer Behinderung zurechtkommen muss. So stellt die Natur sicher, dass auch Kinder, die mit körperlichen und geistigen Schwierigkeiten behaftet sind, eine Chance zu überleben erhalten und sich im Konkurrenzkampf behaupten lernen. Diese bedingungslose Liebe der Eltern zu ihren Kindern ist Ausdruck göttlicher Liebe, einer Liebe ohne Erwartungen.

Mit zunehmendem Alter des Kindes wird sich die bedingungslose Liebe von Papa und Mama verändern, sind doch die Eltern dafür verantwortlich, dass Kinder sich den Interessen der Gesellschaft gemäß entwickeln. Tun sie dies nicht, werden die Eltern gerügt. Die Einbindung der Eltern in die Gesellschaft sorgt dafür, dass sie ihre Nachkommen den Regeln gemäß erziehen. Nachbarn, Erzieher, Lehrer, Therapeuten, in zunehmendem Maße Ärzte und Ämter wachen über das Aufwachsen des Kindes im Interesse der Gesellschaft und greifen ein, sollten sich im Verhalten des Kindes sogenannte Anomalien zeigen.

Kinder wachsen in dem Glauben auf, Liebe muss sich auf ein Wesen oder ein Objekt beziehen. Von Anbeginn kennen sie es nicht anders, als dass ihnen die Liebe der Eltern gehört, während sich um die Nachbarskinder wiederum deren Eltern kümmern. Liebe erfahren sie als eine teilweise Liebe, die den größeren Personenkreis und die meisten Wesen und Objekte ausschließt. So wissen sie nichts von der allgegenwärtigen Liebe, die Alles und Jeden einschließt und sie lernen, dass ihnen Liebe verloren gehen kann, sollten sie sich nicht den Erwartungen gemäß entwickeln und verhalten. Die Erkenntnis der Möglichkeit, dass Liebe verloren gehen kann, macht Angst. Diese Angst begleitet unser aller Leben. Sie schafft das Bedürfnis nach Anpassung

Wir lieben, was wir kennen und was uns gute Dienste tut. Alles andere wird in unserer Liebe nicht berücksichtigt. Wie soll sich jedoch jemand verhalten, den wir nicht in unsere Liebe einbeziehen? Er oder es wird ausgeschlossen. Es ist ein schreckliches Gefühl, ausgeschlossen zu sein, nicht dazuzugehören und im Abseits zu stehen, allein und einsam.
Wer von uns geliebt werden will, muss sich als würdig für diese Liebe erweisen. Kann aber eine Liebe, die sich an Bedingungen knüpft, Liebe genannt werden?
Wir haben das Wissen von einer nichtgebundenen und allgegenwärtigen Liebe vergessen, weil wir in unserer materiell ausgerichteten Welt eben nur die gebundene Liebe kennen.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(13.08.14)
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 Ganna meinte dazu am 13.08.14:
...eine interessante Frage...man darf hier nicht an die irdische Liebe denken...und es muss auch berücksichtigt werden, dass ein Mensch allein nicht im luftleeren Raum aufwächst, sondern er/sie immer auf die gesellschaftlichen Verhältnisse mit ihren Wertvorstellungen und die Verhältnisse in der Familie reagiert...wer weiß, hätte Hitler einen liebevollen Vater gehabt, der ihn in seinen künstlerischen Bestrebungen gefördert hätte, würde sein Werdegang vielleicht anderer gewesen sein...

...ich denke, ja, sie schließt Alles und Jeden ein, sie verzeiht alles und betrachtet das Geschehen hier innerhalb der materiellen Welt aus einer Sicht, die wohl nur wenige Menschen nachvollziehen können...
Graeculus (69) antwortete darauf am 13.08.14:
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 Ganna schrieb daraufhin am 14.08.14:
...da stimme ich Dir völlig zu, in diesem Sinne steht auch einem Hitler Liebe zu...

 Hoehlenkind (13.08.14)
Meine volle Zustimmung zu deinem Text. Auf einen Gesichtspunkt möchte ich noch hinweisen: Die bedingungslose Liebe ist immer auf die (bessere) Zukunft bezogen, nicht auf die Vergangenheit. Das Baby wird nicht geliebt, weil es die Liebe verdient hat, sondern damit etwas bestmögliches aus ihm wird. Die bedingte Liebe verkommt zum Lohn und wird damit wie die Strafe zum Manipulationsmittel.
Im Hinblick auf ein besseres künftiges Zusammenleben ist die Liebe immer der bessere Weg, unabhängig vom Verhalten der Mitmenschen in der Vergangenheit.

»Zu den Guten bin ich gut. Zu den Unguten bin ich auch gut.« So empfängt er Güte. »Den Treuen vertraue ich. Den Ungetreuen vertraue ich auch.« So empfängt er Vertrauen. sagt Laotse (Kap 49)

 Ganna äußerte darauf am 14.08.14:
...ich denke nicht, dass sich bedingungslose Liebe auf etwas Zukünftiges richtet, ich denke, sie existiert immer in der Gegenwart, weder im Gestern noch im Morgen, sie ist ungerichtet und ohne Ziel, sie will nichts erreichen, das wollen nur wir Menschen...

...und Babys werden nicht geliebt, damit etwas aus ihnen wird, sondern weil die Eltern bei der Geburt eines Kindes einfach lieben, was aus ihnen geschöpft wurde, was sie kreierten...erleben sich Eltern nicht als Schöpfer ihres Kindes und gleichen sie damit nicht in ihren Eigenschaften dem "Schöpfer" der Welt? ...die Geburt ist der Moment, wo Eltern gottgleich werden, in ihrer Schöpfung und in ihrer Liebe...

...später wird aus der bedingunslosen Liebe der Eltern die bedingte Liebe, mit dem Hineinwachsen des Kindes in die menschliche Gemeinschaft, dann wird Lob und Tadel erteilt und Liebe als Lohn vergeben.

"Im Hinblick auf ein besseres künftiges Zusammenleben ist die Liebe immer der bessere Weg, unabhängig vom Verhalten der Mitmenschen in der Vergangenheit. "
...richtig, aber wer ist dazu in der Lage?...bedingungslose Liebe finden wir unter Menscheh nur sehr selten...wir können nur aussenden, was wir im Übermaß in uns tragen...

 EkkehartMittelberg (13.08.14)
Liebe Ganna,

ich weiß, dass die höchste Liebe sich durch Bedingungslosigkeit definiert und ich weiß, dass diese Liebe ein Ideal ist. Und dennoch reagiere ich meistens aggressiv, wenn jemand darüber schreibt, weil ich weiß, dass kaum jemand das Ideal erreicht. Ich reagiere irrational, obwohl ich weiß, dass Ideale fast nie erreicht werden können.
Das "Komische" ist, dass die Aversion ausbleibt, wenn du darüber schreibst. Vielleicht liegt es daran, dass du nicht predigst.
Du hast mir jedenfalls Lust gemacht, über das Thema "bedingungslose Liebe" weiter nachzudenken.

Liebe Grüße
Ekki

 Jorge ergänzte dazu am 14.08.14:
Ein sehr gefühlvoller und treffender Kommentar, der Gannas Text auf den ihr zustehenden Literatursockel hebt.
Liebe Grüße euch beiden
Jorge

 Ganna meinte dazu am 14.08.14:
Danke, Ekki, es freut mich sehr, was Du schreibst!

....lieber Jorge, ich neige eher zur Bescheidenheit, bitte keinen Sockel..

liebe Grüße
Ganna
Sätzer (77)
(23.08.15)
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 Ganna meinte dazu am 24.08.15:
....es ist eine Idealvorstellung, die es im realen Leben nur selten gibt...aber warum? ...weil wir hier gebunden sind und uns mit den Bedingungen einer materiellen Welt rumschlagen müssen, weil wir eben auch materielle Dinge brauchen, um zu überleben...doch ich denke, es gibt das Geistige, was dem Materiellen übergeordnet ist...steht nicht in der bibel schon: Am Anfang war das Wort...? also kommt das Geistige vor der Materie, es bestimmt die Materie usw.

...insofern sehe ich die Liebe als gegeben und unabhängig von materiellem Ausdruck existerend...alle Liebe, die sich mit dem Irdischen verstrickt, ist eben an Bedingungen geknüpft...da gibt es natürlich sehr viele verschiedene Ausdrucksweisen odr sollte ich sagen, verschiedene Stufen...es gibt die Leute, die ausschleißlich "lieben", was ihnen Vorteile bringt, es gibt die völlige Hingabe, die mit Aufgabe einhergeht, es gibt aber auch die Liebe, die auf Vertrauen und Respekt gründet und das ist wohl die, die auch Du hier ansprichst?

lg Ganna
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