Bergpredigt

Sonett zum Thema Abendstimmung

von  Irma

Dieser Text gehört zum Projekt    "Auf Messers Schneide" - Selbsthass/-mord Lyrik
Der dünne Mond scheint seltsam blass und fahl,
von der Oblate fehlt ein sattes Stück.
Bald breitet sich das Nachttuch übers Tal,
doch hell gießt Rotwein sich in Wolkenlük-

ken über einer Bergwelt, karg und kahl.
Am Himmel kreist ein Adler, kehrt zurück
zum Horst, verspeist das magre Abendmahl.
Dann sucht er gierig noch einmal sein Glück;

mit schrillem Schrei stürzt er sich in die Tiefe.
Am Steilhang oben knarrt und stöhnt die schiefe,
gekrümmte Föhre, einsam, mit Genick-

bruch. - Meinen Hunger stillt kein täglich Brot.
Ich breche es, Gott, breche dein Gebot.
Mich hält hier nichts mehr außer einem Strick.

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Kommentare zu diesem Text

janna (66)
(18.08.14)
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 Irma meinte dazu am 25.08.14:
Danke schön, Janna! LG Irma
holzköpfchen (31)
(18.08.14)
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 Isaban antwortete darauf am 19.08.14:
Nee, "über einer Bergwelt" ist schon richtig. Der Rotwein ergießt sich in eine Wolkenlücke über einer Bergwelt - nicht über die/eine Bergwelt. Und die Wolkenlük-ke zeigt eben Mut zur Lücke. Mir gefällt's. Klasse, wie hier die Abendmahlbestandteile in die Bebilderung mit aufgenommen wurden!

Liebe Grüße

Sabine
holzköpfchen (31) schrieb daraufhin am 20.08.14:
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 loslosch äußerte darauf am 20.08.14:
es geht beides. und irmchen hatte die wahl.

 Irma ergänzte dazu am 25.08.14:
Nun ja, holzköpfchen, du hast schon Recht mit deinem Einwand: Eigentlich sollte man sich entscheiden: entweder alte oder neue Rechtschreibung. Ich könnte mich jetzt natürlich fein rausreden und sagen, ich mag einfach kein ß und verzichte deshalb ganz darauf. Das war ja schon immer möglich, und da in meinem Gedicht kein harter s-Laut nach Langvokal vorkommt ... ;-D

Aber nein, das wäre gelogen. Ich muss zugeben, dass ich die reformierte s-Laut-Schreibung (die ja angeblich zusammen mit der Getrennt- und Zusammenschreibung über neunzig Prozent der Rechtschreibreform ausmacht) sofort umgesetzt habe, weil sie mir logisch erscheint. Die Veränderung der Trennungsregel beim Doppel-k finde ich hingegen absolut unsinnig, weil sie nicht der Sprechsilbentrennung entspricht. Die dumme „Trenne nie st, denn es tut ihm weh!“-Regelung hat man aufgehoben, stattdessen schafft man hier wieder Unsinnigkeiten, indem man das ck aus der Gruppe der übrigen Doppelkonsonanten rausreißt. (In meinen Augen bedarf es einer Reform der Reform. Aber darauf darf ich wohl nicht hoffen.)

Das k-k will ich in meinem Gedicht aus verständlichen Gründen nicht abändern. Über das „blass“ werde ich nochmal nachdenken, obwohl mich dann wiederum die Uneinheitlichkeit gegenüber der Schreibweise in meinen anderen Gedichten ärgern würde. Ich hoffe jedenfalls, holzköpfchen, dass ich dir meine inkonsequente Schreibung zumindest etwas erklären konnte. Denn willkürlich habe ich sie nicht gewählt.

Lieben Gruß und Dank an euch alle drei, Irma
(Antwort korrigiert am 25.08.2014)

 Jorge (20.08.14)
Welch tolle Bergpredigt mit allem drum und dran,
mit zwei wundervollen Versbrüchen.
Erst gab es Oblatenbruch am Himmel und Rotwein zwischen den Wolkenlücken dann schließlich die gebrochene Föhre und das gebrochene Genick.
Mich hält hier nichts mehr außer dieser Strick.
Nette Grüsse zum Sonett
Jorge

 Irma meinte dazu am 25.08.14:
Was ich aber in keinem Fall brechen möchte, ist das Danksagungsgebot. Lieben Dank, Jorge! LG Irma
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