Gruftige Sorgen

Satire zum Thema Literatur

von  Abuelo

Nur selten noch treibt's mich, die Welt zu sehen,
in der ich Dichter war und Worte fand
für manches Feine, das nicht leicht zu fassen
und nur in edlen Formen sich erschließt.

Ich baute Satz für Satz zu zarten Versen,
verstand es, Wahn und Weisheit, Glück und Pein
in ausgeklügelt aufgebauten Strophen
einprägsam darzubieten mit Geschick.

Ich war gewiss ein Meister meines Faches.
Man ehrte mich und lernte gern von mir.
Darum begehr ich hin und wieder Kunde,
wie weit der Faden reicht, den ich einst spann.

Von einem Engel hab ich jüngst erfahren,
dass man die Poesie noch immer pflegt.
Er wisse nicht, ob meine Kunst noch gelte,
ob man verachtet, was ich einst gelehrt.

Oder ob gar – das wär schwer zu ertragen -
jetzt Größere als ich am Werke sind.
Wagt es ein Frecher, mich zu übertreffen?
Ich will ihn sehn. Reicht mir mein Geisterhemd!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(21.09.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram