Bis zum Abwinken: Goldener Herbst. Cut-up

Cut-Up zum Thema Tradition

von  EkkehartMittelberg

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Du siehst entrückte Horizonte nah.
Die Äcker rein und glänzen leise,
Kraniche sind schon auf der Reise.

Goldne Sonne treibt die letzte Süße in den schweren Wein.
Niemand ist an solchem Tage gerne einsam und allein.
Der reinen Wolken unverhofftes Blau
lockt in den Park zu Herbstes Farbenschau.

Ein lichter Tag zum Herzerwärmen einbestellt,
so gänzlich unverwüstlich ist die schöne Welt.
Bald decken graue Nebel des Herbstes Bilder zu,
noch einmal das Ersehnte, den Rausch, der Rosen Du -

© Ekkehart Mittelberg, September 2011

* Das Cut-Up enthält 6 Zitate von 5 verschiedenen Autoren.


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Erstveröffentlichung: September 2011

Hier sind die Quellenangaben für die von mir verwendeten Zitate:

"Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!" (aus: Friedrich Hebbel: Herbstbild")

"Die Äcker rein und glänzen leise" (aus: Gottfried Benn: Einsamer nie - )

"die letzte Süße in den schweren Wein" (aus: Rainer Maria Rilke: Herbsttag)

"Der reinen Wolken unverhofftes Blau" (aus: Stefan George: Komm in den totgesagten Park und schau)

"...die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!"  (aus: Theodor Storm: Oktoberlied)

"Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du - (aus: Gottfried Benn: Astern)

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (04.11.14)
Der Herbst ist bunt. Wenn man genau hinschaut, hält er viel für uns bereit. Für mich z.B. - heute Abend chinesisches Essen! :D

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Danke, da hast du recht Trekan. Auch chinesisches Essen kann rätselhaft sein. )
AbrakadabrA (45) antwortete darauf am 05.11.14:
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 06.11.14:
Hast du Erfahrung damit?

 Dieter Wal (04.11.14)
Hier ein Copyright zu setzen, finde ich dreist. :D

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 04.11.14:
Wenn du dich da nicht irrst, lieber Dieter. Aber vorläufig nehme ich an, dass dein Kommentar ein Scherz sein soll.^^

 Dieter Wal ergänzte dazu am 04.11.14:
Die verwurstete Lyrik ist unverwüstlich. Cut-ups aus Herbstgedichten finde ich einen interessanten Gedanken. Reclam hat eine nette nach den Monatsnamen benannte Lyrik-Reihe herausgebracht. "September" und "Oktober" liegen mir vor.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Vielleicht bin ich diesmal zu empfindlich, aber ich würde statt "verwurstete Lyrik" Lyrik-Collage bevorzugen.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 04.11.14:
Ich bin ja kein Lyriker. Aber soweit ich mich noch an meinen Deutschunterricht - und die zweifellos berechtigten Belehrungen einer guten, Germanistik studierenden Freundin - erinnere, kann ich sagen, dass ich das.. äh... ich nenne es mal: metrische Umschalten hier gelungen ist. Das Ganze kommt in einem Stück daher. Es ist eben nicht nur eine Kollage, sondern die sind so zusammengefasst und eingearbeitet, dass dieses Gedicht eine Einheit bietet, wie aus einem Guss wirkt.

Ganz eindeutig eine Einzelleistung des Autors!
Silvi_B (48) meinte dazu am 04.11.14:
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 Dieter Wal meinte dazu am 04.11.14:
@ Ekki: Kannst du damit leben, wenn mir ein literarisches Produkt von dir einmal nicht zusagt? Meine tiefe Zuneigung zu dir wird dadurch definitiv nicht beeinträchtigt. :)

Die Text-Idee gefällt mir. Nur ihre Durchführung noch nicht. Vielleicht sollten mehr Lyrik-Collagen geschrieben werden. Reizvoll gerade bei Herbstgedichten finde ich es. Auf kV wären sie und als "Projekt" im Vergleich dokumentierbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.14:
Damit habeich kein Problem, Dieter. Ich wollte nur das "dreist" zurückweisen.
Silvi_B (48)
(04.11.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Möglich ist beides, Silvi. Du kannst einsam oder allein sein, du kannst aber auch einsam und allein sein.
Ich werde noch aufklären, von wem welche Verse in dem Rätselgedicht sind, die nicht von mir stammen. Wenn ich die Zitate jetzt schon kennzeichne, mache ich das Googeln zu einfach.
Silvi_B (48) meinte dazu am 04.11.14:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
"Geschehnisse, von denen Kommentare abhängig sind". Das habe ich schon öfter bei anderen und auch an mir selbst beobachten können.
Wenn man sich das klar macht, wird man toleranter gegenüber Kommentaren, die einen im ersten Moment befremden. (Damit meine ich natürlich nicht deinen Kommentar.)
Danke für die Empfehlung.
Raven (42)
(04.11.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Merci, Raven, ich freue mich, dass trotz der Collagierung die Stimmung nicht verloren gegangen ist.
Die schönsten Herbstblätter fliegen dir zu.
Ekki

 monalisa (04.11.14)
Ein paar der von dir verwebten Zitate, lieber Ekki, sprangen mir natürlich sofort isn Auge. Wer kennt schließlich Rilkes Herbsttag oder Hebbels Herbstbild nicht, den '... todgesagten Park' von Stefan George .... Gottfried Benn kam gleich zweimal zu Wort mit seinem 'einsamer nie' und schließlich den 'Astern'. Fehlt noch eins, ich dachte an Storm, hab dann nachgeschlagen, kommt aber nicht ganz wörtlich hin?

Spannende Sache, so ein Cut-up, mit Wiedererkennungewert und Rätselspaß. das könnte ich mir im Deutschunterricht auch gut vorstellen. Ich hoffe, ich hab jetzt für nachfolgende Ratefüchse nicht zuviel verraten? Bleibt ja noch offen, die jeweiligen Zitate zuzuordnen und das Sechste aufzuspüren.

Liebe Grüße,
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Grazie, Mona, ich bin froh, dass du "verweben" assoziiert hat.
Das Experiment im Deutschunterricht könnte ich mir auch gut vorstellen, nicht, weil es unter den Schülern heute viele Lyrik-Fans gäbe, aber sie sind ja fit am Computer.
Ich werde die Quellenangaben einstellen, wenn die noch fehlende entschlüsselt ist.

Liebe Grüße
Ekki

 Möllerkies meinte dazu am 04.11.14:
Mona hat schon alle Quellen genannt: Storms  »Oktoberlied« passt doch.

 Möllerkies (04.11.14)
Aber Ekki: August im Herbst? Wenn du da mal nicht gebennt - äh: gepennt hast.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Danke, lieber Mölli, ich bekenne mich zum Bennen, aber nicht zum Pennen. Es ist ja erlaubt, mit einem August-Gedicht den Herbst vorwegzunehmen.
(Antwort korrigiert am 04.11.2014)

 JDvGoethe (04.11.14)
Hi Ekki, man fühlt förmlich die erschaffenen Bilder.
Gruß
JDvG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Merci, JDvG, einem Gedicht kann nichts Besseres passieren. als dass man seine Bilder erfühlt.

LG
Ekki
wa Bash (47)
(04.11.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Vielen Dank, wa Bash, inzwischen kannst du den Kommentaren schon entnehmen, wer vertreten ist. Die Epochen der Autoren unterscheiden sich zum Teil, ihre Sprache auf jeden Fall.

Die Zitate betragen die Hälfte des Textes. Ich antworte darauf immer mit einem eigenen Vers.

 TassoTuwas (04.11.14)
Ein feines Herbstgedicht,
ein stimmiges Naturgedicht,
aber vor allem ein großes Liebesgedicht!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Grazie, wieder einmal hast du die richtigen Worte gefunden, Tasso.

Herzliche Grüße
Ekki

 Fuchsiberlin (04.11.14)
Ja, auch an solchen Tagen kann Einsamkeit ein schweres Los bedeuten. Doch die Hoffnung geht nicht mit dem letzten Sonnenstrahl des Herbstes verloren.

In der Großstadt erscheint dem Bewohner derselbigen der Herbst in Nuancen etwas anders.

PS: Ein Herbsgedicht, welches mir gefällt. Und dies, obwohl ich Jahreszeitengedichte nicht so wirklich gerne lese.

Liebe Grüße
Jörg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
"Doch die Hoffnung geht nicht mit dem letzten Sonnenstrahl des Herbstes verloren." Wie schön, Jörg.

Merci und liebe Grüße
Ekki
LottaManguetti (59)
(04.11.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Grazie, Lotta. Rainer Maria also, wer könnte das nicht verstehen.
Ich war neulich zu einer Fete bei einem berühmten Kaninchenforscher eingeladen. Der klagte darüber, dass die Damen den Kaninchen so wenig Beachtung schenkten. "Aber wenn ich Rilke zitieren könnte," meinte er, "dann wären sie ganz Ohr". Da hatte er was gesagt. Sofort wehten Rilkes Sonette durch den Raum.
"Arme kaninchen", dachte ich, "die sind doch auch so süß." )

 Jorge (04.11.14)
Ein interessantes Experiment.
Zum © Ekkehart Mittelberg will ich mich nicht äußern.
Den Hebbelanfang finde ich eine gelungene Lockzeile für diese Herbstmelange.
Bei der Reflektion von Gottfried Benns:
"Die Äcker rein und glänzen leise"
würde mir ein "schon" fehlen:
Also: "Kraniche sind schon auf der Reise"
Die vielen Kommentare und das Suchen von Ursprüngen machen dieses Mittelbergexperiment für den Leser wertvoll.

Liebe Grüße
Jorge

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.14:
Danke, Jorge, Metren sind etwas Feines, wenn man feine Ohren hat wie du. Und hast du nicht gesehen: "Die Kraniche sind s c h o n auf der Reise.

Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (05.11.14)
Der Herbst wird gern beschrieben. Ich geh dann mal in die Sauna. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.14:
Danke, Armin. Daran tust du recht. Es gibt immer etwas auszusitzen oder auszuschwitzen

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.14:
Unter Anmerkung habe ich die Quellenangaben der von mir zitierten Gedichte eingestellt.
Samhain (23)
(06.12.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.12.14:
Grazie für das Lob, Samhain. Es war nicht leicht, die Teile der Collage in einen Rhythmus zu bringen, der nicht holpert.
Gringo (60)
(07.12.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.12.14:
Merci für das kompliment, Gringorette. Manchmal nähert man sich der Kunscht, aber dann entgleitet einem wieder etwas Triviales.
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