Nagual Moissi

Gedanke zum Thema Theater

von  toltec-head

Wer den Ton der Nachrichtenansagesprecherin einmal in das Ohr bekommen hat, hört ihn auf einmal überall. Der Ton der Nachrichtenansagesprecherin ist nicht nur der Ton, in dem die Nachrichten gesprochen werden, es ist der Ton, in dem heute alles gesprochen wird, die Politik, die Wissenschaft, die Religion. Es ist dieser Ton: bloß nicht herrisch erscheinen, nur nicht den Verdacht erregen, sich aufspielen zu wollen, nicht Nero, nicht Hitler, ni dieu, ni maître, einfach nur eine freundliche junge Frau sein, die ihren Job macht, aber doch auch nicht als Maschine.

Der Ton der Nachrichtenansagesprecherin ist das tonal. Nicht die kleinen Diktatoren der Arbeitswelt, so weit es sie noch gibt, nicht so etwas abstraktes wie der Rationalismus, die böse Gesellschaft oder das böse Geld machen das tonal aus. Nein, das tonal ist nicht so blöd, das tonal ist die Nettigkeit der Nachrichtenansagesprecherin. Die Nachrichtenansagesprecherin ist nicht selbst das tonal, aber das die junge Frau verformende, das durch sie hindurchklingende, das ist das tonal.

So heute beim Hören von Alexander Moissi gedacht.

 Novemberwind - wie anders das klingt.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (09.11.14)
Da hast du wohl recht. Jede Bahnhofsdurchsage erklingt ebenfalls in diesem Ton und alles, was uns Anweisungen gibt, wie wir uns verhalten sollen. Genormt verbindlich, aber zwingend.
Graeculus (69)
(09.11.14)
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 Regina meinte dazu am 09.11.14:
Übergeschnappt wie Hitler herumzuschreien oder sächselnd "Genossinnen und Genossen" zu nuscheln, beide Sprecharten sind altbacken und unprofessionell. Eine wohlgeformte Synchronsprecherinnenstimme in maschineller Dauerwiederholung macht die Menschen heute auf sanfte Art gefügig.

 LotharAtzert (09.11.14)
Nicht schlecht, Herr Specht!
Hat sich Don Juan schon gemeldet?
Patroklos (36)
(25.11.14)
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 toltec-head antwortete darauf am 25.11.14:
Es kommt drauf an, ob du darin eine vermenschlichte Roboterstimme, dann tonal, oder die verroboterte Marietta Slomka hörst, dann nagual.
Patroklos (36) schrieb daraufhin am 25.11.14:
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