Es ist so eine Sache, mit den alten Sachen.

Erzählung zum Thema Abendstimmung

von  SunnySchwanbeck

Sie hört Madsen. Hat sie lange nicht, da hängt noch so ein Typ mit drin, in diesen Liedern. So ein Typ den man in ihrem Alter vergessen haben sollte. Er hat sie letztens auf Facebook geaddet, ja, so läuft das nämlich Heute. Mit dreizehn hat man noch Nachts vor der Tür des anderen gesessen und sich nicht getraut zu klingeln, jetzt ist man auf einmal mit jedem befreundet und stupst sich an. Aber Madsen ist immer noch schön. Die alten Sachen. Aber das ist ja immer so, wenn man von Musik redet, dann redet man immer von den „alten Sachen“ die viel besser sind, vor allem in diesen Gesprächen vor irgendwelchen Konzerthallen oder kleinen Clubs. Da, wo alle nur zum rauchen stehen und eigentlich doch nicht rauchen, weil sie alle nur darüber reden was sie nicht mehr hören, weil es kommerziell geworden ist.

Aber das Madsenkonzert damals war gut, es war ihr erstes, da gibt es auch Texte drüber. Ja, so schön war es, dass sie Texte darüber schrieb. Sie weiß noch wie sie damals drei Mal die Nummer von dem Typen wählte, drei mal wieder auf den roten Hörer drückte und dann erst am nächsten Abend anrief. Sie hat ganz schnell gesprochen, weil sie so aufgeregt war und sie die Konzertkarten schon ganz zerknittert in den Händen hielt. Der Typ hat aber zugesagt, mit so einem lässigen Satz wie „Okay, warum nicht“ oder „Ja, da hab ich eh noch nichts vor“ und jetzt denkt sie sich, was für scheiß Sätze, und damals dachte sie nur, oh man, wir gehen zusammen aufs Konzert. Sie hat sich dann sogar ein Shirt von Madsen gekauft, vor dem Konzert, und die Bahnfahrt über ist sie die Songtexte innerlich noch einmal durchgegangen, die CD lag zuhause noch im Player und den Weg zur Konzerthalle hatte sie sich aufgeschrieben.

Vier Jahre später weiß sie dann nicht mehr viel, sie weiß eigentlich gar nichts mehr und trauert nicht um das, was sie getan hat, sondern um das was sie nicht tat.
Vier Jahre später liegt sie dann krank im Bett und schaut Realityshows in dessen Hintergrund „Lass die Liebe regieren“ läuft.
Und dann hörte sie wieder diese Band und dachte sich, bei uns hat nur die Angst regiert, und, warum kann man eigentlich mit niemandem für immer befreundet sein, wieso sie immer noch raucht und warum Madsen so verdammt kommerziell geworden sind.


Anmerkung von SunnySchwanbeck:

Und das Tshirt hat sie noch immer.

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Kommentare zu diesem Text

kyl (57)
(25.11.14)
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Partyloewe (50)
(25.11.14)
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 NenntMichIsmael (09.01.15)
So und nicht anders.
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