Frau Eusebier und die verdorbene Party

Dialog zum Thema Unreife

von  Nachtpoet

Frau Eusebier sagte mir: Ihr wäre letzten Samstagabend etwas wirklich peinliches passiert. Sie hätte das ja nicht beabsichtigt, aber es wäre ihr so rausgerutscht und die ganze Party wäre dahin gewesen. Aber sie wolle von vorne anfangen. Also, Ihre Freundin, mit der sie früher in einer Klasse war, gab eine Geburtstagsparty und da wäre sie gerne hingegangen, weil sie ihre damalige Schulkollegin und einige andere Bekannte von früher auch lange nicht mehr gesehen hätte. Alles sei ganz normal gelaufen, es hätte lecker Essen gegeben, auch Smalltalk und überhaupt wäre es ein nettes Wiedersehen gewesen. Irgendwann erzählte ein Gast dann den ersten Türkenwitz, den sie schon gekannt hätte. Dann folgte der zweite Türkenwitz, den sie auch schon gekannt hätte und da wollte sie - so erläuterte mir Frau Eusebier - schnell das Thema wechseln, da sie in Türkenwitzen auch früher immer schon schlecht gewesen sei. Aber gerade als sie auf das Thema: Ukrainekonflikt habe kommen wollen, kam ungeachtet ihres Versuchs der nächste Türkenwitz auf den Tisch, gefolgt von irrwitzigem Gelächter und noch einer, und, und ... da wäre es geschehen! Die Reihe wäre bei ihr angelangt gewesen, erinnerte sich Frau Eusebier mit Schrecken.

Sie habe dann - fuhr Frau Eusebier kleinlaut weiter- den einzigen Türkenwitz erzählt, den sie noch kenne. Und der ginge so: "Was ist der Unterschied zwischen einem deutschem Türken und einem deutschen Nazi?" Antwort: Der Türke hat Arbeit und spricht fließend deutsch." Just nachdem sie diesen Witz ausgesprochen habe - so Frau Eusebier - wären alle Mundwinkel in der Runde auf einen Schlag nach unten gefallen. Auch ihr Versuch, durch ihr eigenes Lachen die Teilnehmer in der Runde doch noch zum Mitlachen zu animieren, wäre misslungen und alle hätten nur noch wie kaputte Autos geguckt. Als sie dann noch - fast schon als Entschuldigung - hinterhergeschoben habe, dass sie diesen Witz von Hassan, ihrem besten Freund, der selber Türke sei, erzählt bekommen habe, da hätten sich alle nach und nach umgedreht und sie alleine in der Ecke stehen lassen. Außer einer belanglosen Musik und viel Getuschel wäre auf der Party nichts aber auch gar nichts mehr los gewesen.

Als Frau Eusebier dann durch die kühle Abendluft nach Hause spaziert sei, nachdem sie sich fast schon heimlich davon gestohlen habe, da habe sie sich frisch atmend an der himmlischen Ruhe aus der Partywohnung ergötzt, die nur von der Flucherei über den Verlust einer Landser-CD unterbrochen worden wäre, welche auf wundersame Weise den Weg in ihre Handtasche gefunden haben musste und die heute ein fester Bestandteil ihres Christbaumschmuckes sei. Nicht alles, was braun wäre würde stinken - meinte Frau Eusebier - aber dieses Wiedersehen wäre doch ein Griff ins Klo gewesen.

... Ach, könnte ich doch nur sehen - schwärmte mir Frau Eusebier mit zwinkerndem Auge vor - wie herrlich solche von der Sonne gebrochenen Regenbogenfarben auf einer braunen, schwulenfeindlichen CD aussehen würden ... und dabei schwebte sie förmlich und sichtlich zufrieden mit sich und der bunten Welt, in ihre Wohnung zurück und legte sich erst mal laute Partymusik auf.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (17.12.14)
Frau Eusebier hast ganz einfach die falsc hen Freunde. LG

 Nachtpoet meinte dazu am 18.12.14:
Ja, jetzt ja nicht mehr.
Danke
Gringo (60)
(17.12.14)
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 Nachtpoet antwortete darauf am 18.12.14:
Ok, richte ich ihr aus. Danke!
LG

 niemand (17.12.14)
Heute ist Frau Eusebier sehr nah am Zeitgeschehen
und ihr Witz kam im richtigen Moment
Weiter so, Frau Eusebier! Mit herzlichen Grüßen, niemand

 Nachtpoet schrieb daraufhin am 18.12.14:
Ja danke, das ist nett von dir. Frau Eusebier erzählt weiter, versprochen!

Schöne Grüße
Ralf
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