Die Geschichte eines Jugendlichen

Kurzgeschichte zum Thema Hoffnung/Hoffnungslosigkeit

von  AlexxT

Der Morgen dämmerte über einem Ort, der, unabhängig von der Jahreszeit, immer gleich trostlos erschien.

Das Plattenbauviertel North End am Rande von Woods City bestand aus armen Hochhäusern, deren Verfall ihrer Größe in nichts nachstand. Die Hausfluren ließen erschaudern ob des Schmutzes, des Gestanks und des Zustands der Anstriche. Die „verglasten“ Balkone wurden ihrem Namen schon lange nicht mehr gerecht, und die gewöhnlichen waren so instabil, rostig und marode, dass es gefährlich war, sie zu betreten. Immer wieder sah man große Müllhaufen, mitunter fast menschengroß. Ein halbes Jahr lang standen schmutzige, übel riechende Pfützen in den Niederungen des löchrigen Asphalts; oft trieben darin aufgeweichte Zigarettenreste. Fröhlich trieb der Wind benutzte Spritzen, Flaschen und Dosen, die allerlei Ungesundes enthalten hatten, durch die Gegend. Zum Glück verbarg  der dichte Schnee jetzt, im Winter, wenigstens jenen Teil der hiesigen Erbärmlichkeit, der auf dem Boden lag.

George ging zum letzten Mal durch eine der hiesigen Höhlen. Er musste sich durch ein Chaos aus feuchten, stinkenden Teppich- und Matratzenfetzen, die aus dem Müll stammten, und vielen ähnlichen Sachen kämpfen. Hier stammte alles aus dem Müll und war folglich schmutzig, wackelig, stinkend oder nahezu völlig unbrauchbar. Das galt auch für jede Elektrik, einschließlich die Steckdosen selbst, was sie auch noch gefährlich machte. Nach wenigen Minuten verließ der Jugendliche diese Wohnstatt für immer.

Die meisten Bewohner von North End waren Alkoholiker, viele waren drogensüchtig, von Beruf waren sie kleine Diebe und Räuber, manche Frauen - Prostituierte. George Greenwood und seine Familie hatten etwas mehr Glück: Seit er rechnen konnte, versorgte er sich und seine Eltern durch kleinen Drogenhandel.

Dieser nahm fast alle Zeit in Anspruch, die er nicht in der hiesigen Parodie auf eine Schule verbrachte. Den meisten dortigen Schülern war nicht mehr zu helfen und die Lehrer waren wegen des ständigen Stresses nicht ganz bei Verstand. Sie arbeiteten dort nur, weil sie von der Regierung dahin geschickt wurden, und fürchteten ihre Schüler wie der Teufel das Weihwasser. Sie gaben leicht jede Note, die der Schüler wollte, weil sie sonst HIV-infizierte Nadeln unter den Fingernägeln hätten. Es war sinnlos, sich an die Polizei zu wenden: Kämpfe mit der Bevölkerung dieses Viertels endeten oft mit dem Tod aller Polizisten. Manchmal mit vorherigen Misshandlungen und besonderer Grausamkeit.

George war persönlich ein schlechter Schüler, aber er war froh, nicht ausgesprochen geistig zurückgeblieben zu sein, anders als viele anderen hier. Bei der hiesigen Lebensweise und der daraus folgenden Genetik war das kein Wunder. Im Grunde ging er nur zur Schule, weil die neulich beim zweiten Versuch bestandene Reifeprüfung (Wiederholungsprüfungen waren zum Ende jeden Semesters möglich, nicht nur im Sommer) vielleicht eine bessere Zukunft ermöglichen konnte. Bessere Zukunft hieß, eine ehrliche Arbeit zu finden und mit der Zeit ein richtiger Mensch zu werden, statt eines typischen Bewohners dieser in jedem Sinne des Wortes dreckigen Hölle. Natürlich wusste er, dass man dafür irgendwohin gehen muss, wo man diese Hölle nicht kennt. Schwarz fahren, Penner sein, vielleicht noch ein paar Straftaten begehen. Aber George war sicher, dass die bevorstehenden Entbehrungen  und Risiken sich lohnen würden.

Georges Vater war alkohol- und drogenabhängig und nahm deshalb alles Geld an sich. Unter Einfluss seiner Suchtmittel verwandelte er sich oft in eine Bestie, die ihre Hausgenossen schlug und die Ehefrau vergewaltigte. Manchmal war Letzteres zu wenig, und er vergewaltigte auch seinen Sohn. George hatte den Verdacht, dass sein Vater früher selbst regelmäßig vergewaltigt worden war. Dies würde erklären, warum er nach starken Besäufnissen öfter als andere wie ein Baby in seinen Fäkalien lag. Diese Tatsache löste bei George kein Mitleid aus. Er hatte generell wenige Gefühle. Die häufigsten waren diese fünf: Hunger, Angst, Wut, Abstumpfung und Nebel im Kopf.

Der Hunger war in der Familie Greenwood ein häufiger Gast. Der Vater aß wenig, weil seine Drogen den Hunger dämpften, und ließ die anderen auch nicht viel essen, weil die Drogen für ihn Hauptsache waren. Die Familie ernährte sich wirklich von den letzten Resten aus dem Kühlschrank. Dieser Kühlschrank knatterte mindestens so laut wie wie ein Bus, funktionierte aber kaum. Im Übrigen war George nicht sicher, ob er im Winter überhaupt notwendig war.  In dieser Zeit kroch Raureif aus allen Ecken und Ritzen, und schwarzer Schimmel ersetzte ihn für die sechs bis sieben Monate, die für die anderen Jahreszeiten übrig blieben.

Er begann, vom 16. Stock des "Towers", wie die Wohlhabenden diese Häuser nannten, abzusteigen. Ein Turm, nur von Gesindel und Abschaum bevölkert... diese Vorstellung war so dumm, dass sie nicht mehr lustig war. Niemand wusste mehr, wann der Aufzug zuletzt funktioniert hatte, all seine Türen waren zerbrochen und der Schacht erinnerte an eine vielstöckige, klaffende Wunde. Dem charakteristischen Geruch nach zu urteilen, wurde in dieser Wunde irgendwann in der warmen Jahreszeit eine Leiche versteckt. Vielleicht auch mehr als eine. Oder waren vielleicht die letzten Fahrgäste des Aufzugs nach qualvollem Verdursten direkt in der Kabine verwest?

George ging vorsichtig. Die Tür des Hauseingangs war schon lange herausgerissen, und der Frost machte die zerfallende Treppe doppelt gefährlich - wegen der rutschigen, gefrorenen Ausscheidungen. Erbrochenes war hier Alltag, und manche konnten oder wollten auch für andere Zwecke nicht die nächste Toilette erreichen. In vielen Ecken gab es Salzfelder, als würden schlecht erzogene Kater regelmäßig dahin urinieren. Aber George wusste genau, dass die Kater zweibeinig waren. Echte Tiere erwarteten von den Bewohnern dieses Viertels nichts Gutes und mieden es, wo sie nur konnten.

Etwa zehn Minuten später war er am Ausgang. Er führte nach Osten, und die Morgendämmerung war schon reichlich fortgeschritten. Unter der Treppe, geschmückt von Hängematten aus Jahre alten, pechschwarzen Spinnweben, lag ein toter junger Mann. Weil er nicht ermordet wurde, hatte es niemand für nötig gehalten, seine Leiche zu beseitigen. Den Kopf des Toten umgab eine gefrorene Lache von nicht sonderlich angenehmer rotbrauner Farbe.

George wusste noch ganz gut, wie dieser Junkie starb. Für dieses Schauspiel kamen alle Bewohner des "Turms" zusammen, einschließlich die Ältesten. Wobei - was hieß schon "alt"? In dieser kleinen Welt, in der alle von klein auf billigen und selbst gebrannten Alkohol tranken und sich allen Lastern hingaben, zu denen sie irgendwie im Stande waren, galt ein Vierzigjähriger schon als Greis und sah meistens auch so aus. Niemand hoffte, fünfundvierzig oder gar fünfzig zu werden.

Der junge Mann starb an heftigster Blutvergiftung. Durch eine Droge namens „Krokodil“ faulte seil linker Arm bis auf die Knochen ab, danach brach die Infektion in den Rest des Körpers ein. Im Fieber wand er sich, wehrte etwas Unsichtbares ab und fluchte, wie es lange nicht jeder von den „Alten“ konnte. Nach einem letzten, heftigen Anfall des Bluterbrechens – in hohen Stößen, mit dem Kopf auf den kalten Kacheln, praktisch sich selbst ins Gesicht – war er für immer still.

Sein Fieber war hoch gewesen, außerdem begann seine Zersetzung im Grunde schon im Leben. Die erhitzte Leiche fing im Rekordtempo an zu stinken. Zum Glück stoppte der strenge Dezemberfrost ihren Zerfall, bevor der ganze Körper den Zustand des linken Arms erreichen konnte. Und heute, im Februar, schien der Tote immer noch an die Decke zu starren mit seinen leeren Augen in der Farbe von Rubinen. Das Gesicht hatte sich kaum verändert, und die bläulich-schwarzen Leichenflecken schmückten es nach wie vor. Genauer gesagt, keine Leichenflecken, sondern Blutergüsse, die in diesem bei lebendigem Leibe verwesenden Körper schon lange vor dem Todeskampf stattfanden. Sie hätten sich später auch in stinkendes, verfaulendes Gewebe, das sich zum klaffenden Loch mit Aussicht auf Muskulatur und Gelenke öffnet, verwandelt. Doch das Versagen aller lebenswichtigen Organe, deren Unterstützung dem verseuchten Blut nicht mehr möglich war, verhinderte es.

George verscheuchte seine Erinnerungen und ging hinaus. Zum ersten Mal seit langer Zeit nahm er das Sonnenlicht bewusst wahr. Der frostige Morgen war nicht nur der Anfang eines neuen Tages, sondern der Morgen eines neuen Lebens. George bog rechts ab, in Richtung der nächsten Bahnstation.

Eine halbe Stunde später erreichte er den Supermarkt. Das war wohl das Einzige, was in diesem Viertel mit einem gewissen Respekt behandelt wurde: Immerhin kam alles Essen von da. Natürlich stahl man auch dort, aber nur mäßig, damit die Filiale an dieser unwirtlichen Stelle genug Einkommen gab und nicht geschlossen wurde. Heute hätte George wenig kaufen können, selbst wenn er wollte. Fast den ganzen Gewinn des letzten Drogenhandels hatte er für die Pistole ausgegeben.

Er hatte gesagt, er brauche die Waffe, um seine Familie zu schützen. Im Wirklichkeit vernichtete er sie. Den Vater - als verhassten Peiniger, die Mutter - damit sie nicht leide. Dieses seltsame, stumpfsinnige Geschöpf, das die Rohheit, Bösartigkeit und den Zynismus einer Banditin mit dem beschränkten und verängstigten Wesen einer einfachen Hausfrau unter einem patriarchalischen Tyrannen harmonisch vereinte, war ohnehin nicht überlebensfähig.

Als er die Wohnung verließ, wurden die hässlichen Lumpen, die er als Schalldämpfer benutzt hatte, schnell vom dampfenden Blut durchtränkt. Mittlerweile war dieses Blut kalt. Und genauso leicht, wie er das Blut seiner Eltern vergossen hatte, würde er jeden erschießen, der versucht hätte, sich ihm in den Weg zu stellen. Selbst wenn die Anzahl der Leichen für eine sehr lange Zeit im Gefängnis gereicht hätte. Dann würde er entweder im Kampf mit der Polizei fallen oder bis zur vorletzten Kugel schießen, um sich die Letzte selbst in den Nacken zu jagen. Er hatte keineswegs vor, diesen Dreck zu verlassen, nur um in einem anderen Dreck zu landen.

Nach einer Stunde begann das Industriegebiet. Seine nördliche Hälfte war von Stacheldraht umzäunt, um „Gesindel“ wie die Greenwoods am Eindringen zu hindern. Allerdings konnte das "Abschaum" in der Regel auch Stacheldraht überwinden. Zugegeben, in diesem Fall war es noch nicht einmal notwendig, der Weg war so nur kürzer. Mitten im Industriegebiet war... noch nicht mal eine Station, ein kleiner Bahnsteig mit halb leserlichem Namen, an dem, aus welchen Gründen auch immer, Bummelzüge hielten. Sie brauchten drei Stunden bis zur Endstation in einer anderen Großstadt, Kedington. George bestieg gleich den ersten Zug, der in den Osten ging, weit weg von dieser Gefängnisstadt, der großen Welt entgegen, die er bis jetzt überwiegend vom Hörensagen kannte...

Gleich an der ersten Arbeitsstelle verlangte man eine Bescheinigung über eine medizinische Untersuchung. Natürlich musste der Arzt vieles "Interessante" feststellen. Unter anderem erwies sich der ständige Husten, den George einer fast ewigen Erkältung zuschrieb, als verschleppte Lungentuberkulose. In der entsprechenden geschlossenen Spezialklinik, in der es noch viele andere Menschen aus den niedrigsten Gesellschaftsschichten gab, verbrachte George zwei Monate. An dem Tag, als er im Sterben lag, wurde die wegen des Frühlings mit neuer Kraft stinkende Leiche mehr schlecht als recht im Hinterhof verscharrt. Das war hier das Schicksal der meisten Toten, der natürlich Gestorbenen wie der Ermordeten, wenn der Mörder eine andere Art, die Leiche zu verstecken, nicht für rationaler hielt. Das Landesgesetz war hier nichts wert, aber die Idee, dass die Tötung eines Menschen einen halbwegs guten Grund braucht, und der Gedanke, dass man nach einem Mord die Leiche versteckt, hielten sich hier als Reflex, als ein letzter Rest der Menschlichkeit.

Der bislang letzte Mörder in diesem Haus verheimlichte es nur für einen Moment. Er hatte nichts dagegen, dass später alle verstehen, was passiert war. Georges Eltern gingen noch früher den üblichen Weg.


Anmerkung von AlexxT:

Dieser Text wurde von mir ursprünglich in Russisch verfasst und liegt hier in eigener Übersetzung bzw. Neuformulierung vor.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (05.02.15)
"Das Plattenbauviertel North End der Stadt Woods City"

Der Begriff des Plattenbaus steht hierzuland synonym und auschließlich für den Wohnungsbau mit Betonfertigteilen in der DDR. Man kann zwar durchaus auch andere Wohngegenden so beschreiben, das wäre nicht falsch, in Kombination mit North End / Woods City klingt es aber irgendwie ...unpassend.
"Stadt Woods City" scheint mir redundant. Ansonsten gerne gelesen, wenn auch recht langatmig. Etwas mehr lebensnah erzählen und etwas weniger distanziert beschreiben hätte die Geschichte auch besser gemacht, finde ich.
Graeculus (69) meinte dazu am 05.02.15:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 AlexxT antwortete darauf am 05.02.15:
Mit "Plattenbau" meinte ich so etwas wie "tristes Wohnhochhaus in einem Randbezirk, der nur aus solchen besteht", solche typischen Bezirke gibt es mit Sicherheit auch in den USA. Wie würdest du so was denn für die USA oder ein fiktives USA-ähnliches bezeichnen? Mit "Stadt Woods City" hast du allerdings auch Recht, ändere ich gleich :) LG, Alex

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 18.10.21:
Heissen diese Dinger in den USA nicht "Projects"?

 EkkehartMittelberg (05.02.15)
Im Vergleich zu der Drastik deiner Schilderujng schreiben die mir bekannten Naturalisten betulich beschönigend. Deshalb war mein erster Gedanke: übertrieben. Mein zweiter war, dass Literatur als Abschreckung der abstoßenden Wirklichkeit voraus sein darf. Ich bin mir aber nicht sicher, ob du nur ein Elend spiegelst, das tatsächlich existiert.

 AlexxT äußerte darauf am 05.02.15:
Naturalismus ist ein gutes Stichwort, denn die Idee entspringt in der Tat einer naturalismusähnlichen Strömung im heutigen russischen Geistesleben :) (Es gibt allerdings nicht nur in Russland Filme und wohl auch Literatur mit entsprechenden Tendenzen) Aber ich spiegele schon etwas wieder, was es wirklich gibt. In den USA gab es mal die an sich gute Idee, den untersten Gesellschaftsschichten einfach kostenlosen Wohnraum zu geben. Nach einigen Jahren verwandelten sich diese Viertel leider so ziemlich genau in das, was ich geschildert habe :(
(Antwort korrigiert am 05.02.2015)

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 05.02.15:
Alex, deine Antwort zeigt mir, dass es richtig war, nicht meinem ersten Gedanken aufzusitzen.
Der Kommentar von Skala enthält ein paar gute Anregungen. Ich habe deinen Stil nicht als so sperrig empfunden. Dein Hinweis auf den auktorialen Erzähler ist auf jeden Fall richtig.

 Skala (05.02.15)
Uff, ich muss ganz ehrlich sagen, ich sah mich kaum imstande, die Geschichte zu Ende zu lesen - es sind einfach zu viele Fehler drin (Beispiele gleich aus dem ersten Absatz: "dämmerte über einen Ort", "Die Hausfluren"Immer wieder sah mal" etc.pp. So geht es weiter.) Ich würde dir dringend anraten, den ganzen Text noch einmal hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik und Tippfehlern zu überarbeiten! (Falls du Hilfe brauchst, kann ich gerne eine komplette Textüberarbeitung vornehmen, das hier ist nur ein erster Eindruck.)

Zu Stil und Inhalt: Ein paar Sachen hat Dieter ja schon angedeutet (Plattenbau und Stadt Woods City). Ich bin da mit ihm einer Meinung, dass das Umfeld in diesem Text nicht wirklich... passt, sage ich mal. Ich jedenfalls komme nicht richtig rein in die Geschichte. Ich kann mir das Milieu nicht vorstellen.
Eine Theorie, die ich dazu habe, ist, dass dein Sprachstil irgendwie nicht zum Setting und der Handlung passt. Der ist viel zu abgehoben. Ich meine, du bezeichnest George als "schlechten Schüler", viele Menschen seines Umfelds als "geistig zurückgeblieben", aber auch wenn George vielleicht ein Quäntchen mehr Grips im Kopf hat, als seine Klassenkameraden, würde er vermutlich nie auf eine Formulierung wie "Bei der hiesigen Lebensweise und der daraus folgenden Genetik" kommen. Außerdem neigst du zu sehr verschachtelten Sätzen - auch nicht typisch für die Gesellschaftsschicht, die du hier portraitieren willst.
Verstehst du was ich meine? Dieses Muster zieht sich durch den gesamten Text, vielleicht fällt es deswegen so schwer, damit warm zu werden. Ich musste einfach zu oft absetzen und überlegen, was genau mit den Sätzen nicht stimmt - neben etlichen Grammatikschnitzern - z.B. verwurschtelten Zeiten - ist es glaube ich einfach der Ausdruck, der keinem klaren Muster folgt.
Und zu guter Letzt: Über das Ende bin ich ganz übel gestolpert, das hat für mich absolut Null Effekt. Die letzten drei Sätze sind so verdreht und... ja, irgendwie ohne Sinn und Zweck, dass mir die Lektüre leider einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Ich hoffe, die Kritik war nicht zu heftig. Wie oben schonmal erwähnt, ich kann den Text gerne komplett sprachlich überarbeiten, wenn du das selbst nicht schaffst, ich weiß, wie stallblind man für seine eigenen Texte sein kann.
Herzliche Grüße,
Skala.

 AlexxT meinte dazu am 05.02.15:
Danke für die Kritik, ich schätze Ehrlichkeit :) Ich habe noch nicht entschieden, ob ich da Hilfe will, aber wenn, dann melde ich mich die Tage bei dir. Das Milieu ist eigentlich so ein verfallener Stadtrand irgendwo in den USA oder einem fiktiven USA-ähnlichen Land, so etwas wie die Bronx (wenn nicht noch schlimmer), aber nördlicher. Aber es scheinen viele ein Problem damit zu haben, sich das vorzustellen... liegt es wirklich nur am Wort Plattenbau? Ich weiß es nicht... Was den Stil angeht: Ja, mein Stil ist in der Tat (zu meiner Freude) von Natur aus sehr hoch. Dass das nicht gerade Georges Stil sein kann, ist mir klar. Aber der Erzähler ist ja auch nicht George, sondern ein allwissender Erzähler, es steht ja nicht "ich tat das und das", sondern "George tat das und das". Und da dachte ich eigentlich, da wäre es nicht so wichtig, ob der Stil des Erzählers mit dem mutmaßlichen Stil des Protagonisten übereinstimmt :) Aber ich kann mich ja auch irren. LG, Alex :)

 Skala meinte dazu am 06.02.15:
Hallo Alex,
Wenn du vom auktorialen Erzähler ausgehst, hast du im Grunde natürlich recht. Ich habe ab dem Punkt, an dem George in die Geschichte eingeführt wird, eher das Gefühl gehabt, dass wir es mit einem personalen, aber sehr distanzierten Erzähler aus der Perspektive von George zu tun haben, und die Sätze davor nur so eine Art... hmm, auktorialer Prolog waren. Vielleicht liegt das daran, dass ja George der einzige ist, über dessen "Innenleben" der Leser wirklich in Kenntnis gesetzt wird. Die anderen Charaktere werden ja nur am Rande kurz erwähnt.
Das mit dem "schwer vorstellen" liegt bei mir glaube ich tatsächlich in erster Linie am Sprachduktus. Ich dachte mir schon, dass es Bronx-ähnlich rüberkommen soll. Den Plattenbau finde ich noch verzeihlich, das sind ja nur einzelne Wörter, aber die ganze Geschichte in einem recht gehobenen Stil zu formulieren, ja, das passt bei mir nicht so richtig zusammen. Als wollte man eine Kurzgeschichte zu einem Opernbesuch mit "und dann betrat der alte Von der Groeben (Name willkürlich :D) mit seiner Schnalle die Loge und pflanzte sich auf seinen Stuhl."
;-) Kann durchaus Geschmackssache sein, ich bin manchmal ziemlich mäkelig. :D
Liebe Grüße,
Skala
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