Eine überraschende Frage

Anekdote zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Ich habe ja schon an anderer Stelle geschildert auf welch wundersame Weise ich 1987 auf eine Bibelschule gelangt bin. hier Da war wirklich auf unerwartete Weise ein Traum in Erfüllung gegangen und ich war entschlossen diese fünfjährige Ausbildung zum Prediger, Pastor und/oder Missionar auch unter allen Umständen zu durchlaufen.
    Aber schon im ersten Schuljahr, vergleichbar der Unterstufe eines Gymnasiums, gab es gewisse Schwierigkeiten. Meine rein schulischen Leistungen waren überdurchschnittlich gut, aber ich verstand mich nicht wirklich gut mit den meisten meiner Mitschüler(Innen). Ich war ihnen wohl zu extrem, sie mir zu bieder und angepasst.
    Als dann die Bibelschulleitung auf die Idee kam mir das zweite Schuljahr, also die Mittelstufe, zu schenken und mich zu einem Praxisjahr nach Bremen zu schicken, war ich anfangs zwar etwas verstimmt, lernte aber dann diese neue Freiheit nach der achtmonatigen  Internats-Zeit doch zu schätzen.

Abgesprochen war, dass ich dann zum dritten Schuljahr, also der Oberstufe, auf die Bibelschule zurückkehren sollte. „Du solltest dich nebenbei auch etwas mit dem Lernstoff  beschäftigen. Dann machen wir eine kleine Prüfung und du machst dann in der Oberstufe weiter,“ hatte Bruder K., der Bibelsschuldirektor, recht allgemein gesagt.
    Genau dieser Satz fiel mir wieder ein, als ich etwa zwölf Monate später alleine in der kleinen Dachkammer meiner christlichen WG sass und über meine Zukunft nachdachte.Noch vier Monate, ...es wird langsam Zeit, dass ich mich mal auf die Prüfung vorbereite. Bislang hatte ich jeden Gedanken daran erfolgreich verdrängt, hatte es doch für mich so geklungen, als ob ich eh durchgelassen würde.
    Hm, dachte ich, worin wollen die mich jetzt eigentlch genau prüfen? Mit einem Mal wurde mir klar, dass dies unbedingt einer Konkretisierung bedurfte. Und so setze ich mich hin und schrieb einen Brief an Bruder K. mit der Bitte um Nennung der beabsichtigten Prüfungsthemen.
    Irgendwie erleichtert packte ich ihn in einen Umschlag und stand dann freudig gestimmt auf um mich mit einer Tasse Kaffee zu belohnen.

Auf dem Weg in die Küche allerdings durchfuhr mich ein Gedankenblitz, - ich kann es nicht besser beschreiben – der mich bis ins Mark traf. In völliger Deutlichkeit vernahm ich eine Gedankenstimme, die mich ganz ruhig fragte: Wieso bist du dir eigentlich so sicher, dass du auf die Bibelschule zurückkehren wirst?
    Abrupt unterbrach ich meinen Gang in die Küche und setzte mich erst einmal auf`s Sofa. Was war das denn jetzt? War das eine göttliche Eingebung? fragte ich mich leicht geschockt. Nun, eins war auf jeden Fall klar, ein eigener Gedanke war das auf gar keinen Fall gewesen. Es war völlig anders das übliche eigene Denken. Es war wie ein überdeutlich gesprochener Satz eines Anderen in meinem Kopf.
      Ich begann inhaltlich über das Gesagte nachzudenken und spürte leichte Enttäuschung in mir aufsteigen. Sollte mein Traum und innigster Wunsch wirklich enden? Ein wirklich beunruhigender Gedanke!
  Nach ein paar Minuten hatte ich mich dann wieder von dem Schock erholt. OK, dachte ich, wenn es so sein soll, dann ist es halt so. Ich werde den Brief abschicken und dann mal abwarten, was passiert.

Was dann in der Folge geschah werde ich wiederum an anderer Stelle erzählen. Nur so viel: Ich war nur noch einmal auf der Bibelschule, und zwar zu einem abschließenden Gespräch mit den Lehrern und zum Abholen meiner Koffer. Und dieser etwas abrupte Abgang war in keinster Weise von mir initiiert worden.


Anmerkung von Bluebird:

Bremen 1989

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (05.02.15)
"Auf dem Weg in die Küche allerdings durchfuhr mich ein Gedankenblitz, - ich kann es nicht besser beschreiben"

So ebbes gibbets. Gut gesagt. Bis auf Bibelschule kommt mir manches darin bekannt vor.
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