Drachen

Gedicht zum Thema Loslassen

von  Alazán

hänge ihr an den klippen,
die sie fliegen will, doch tauben fürchtet.

kann nicht fliegen,
kind, das seinem drachen folgt.

die schnur ist dünn,
lass los.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (10.03.15)
Sorry, ich blicke da bei den Versen 1-4 trotz Bemühens weder bei den Sinn- noch bei den Satzzusammenhängen durch. Auch die von dir gewählten Bilder ergeben für mich kein (wirklich sinnvolles) Ganzes - gib mal Hilfestellung.

LG Sabine

 Alazán meinte dazu am 10.03.15:
Liebe Isaban,

danke für den Kommentar. Das Gedicht lebt von einer kleinen Mehrschichtigkeit, heißt, man kann und sollte manche Satzteile durchaus verschieden lesen und kombinieren:

"hänge ihr an den klippen" (erinnert an "hänge ihr an den lippen"), hier ist sowohl ein Befehl lesbar, oder ein "(ich) hänge ..."

"die sie fliegen will, doch Tauben fürchtet" (das "die sie" kann sich entweder auf die Klippen beziehen und auch auf das "ihr", das lyrische "sie", eine Person.)

Bis hier umformuliert: "Du sollst ihr an den Klippen (auch = Lippen) hängen, denn sie (Person) will diese Klippen fliegen" aber auch: "Ich hänge ihr an den Klippen (auch = Lippen), und zwar ihr, die sie fliegen möchte" - Die Furcht vor den Tauben vorerst nur als Paradox "ihrer" Wünsche (sowohl von "ihr" als auch der "Klippen".

"kann nicht fliegen,
Kind das seinem Drachen folgt."

Hier fehlt wieder das Pronomen, es kann also "sie" nicht gar nicht fliegen, weil sie ein Kind ist, das seinem Drachen (sowohl den Drachen den man steigen lässt als auch den mythologischen Drachen, der oft für das Dunkle der Seele steht) folgt,

oder aber wieder "ich" kann nicht fliegen, denn ich bin ein Kind, das seinem Drachen folgt.

"Die Schnur ist dünn,
lass los"

ist die einfachste Strophe, eindeutig ein Befehl/Ratschlag, von einem lyrischen Ich an das Kind, das "ihr" an den Klippen hängt.

Hier sollen mehrere Bewegungen entstehen, die - wie so häufig - auf die Liebe bezogen werden können:

Jemand hängt einer Person an den Lippen (aber auch an den Klippen, weil es immer ein Verletzungsrisiko beim Verlieben und Zuhören gibt).
Diese Person will fliegen, etwas das "ich" nicht kann, und die Person vielleicht auch nicht. Die Person ähnelt gleichsam einem Drachen, der sehr wohl fliegen kann, wenn man ihn steigen lässt, aber man selbst bleibt doch am Boden, kann seinem Drachen nicht folgen. Im Loslassen liegt dann eine (feige) Möglichkeit, dieses traurige Spiel zu verlassen.

Ich hoffe, das ergibt ein wenig Sinn für dich

Viele Grüße
Philipp
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