Vox Rindvieh

Satire zum Thema Wahrheit

von  loslosch

Apud nos veritatis argumentum est aliquid omnibus videri (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Bei uns gilt es als Wahrheitsbeweis, wenn etwas von allen (in gleicher Weise) gesehen wird.

Dieser absurde Gedanke Senecas findet viel Spott und Hohn in der Neuzeit. Als da sind: So viele Schmeißfliegen können nicht irren (wenn sie sich an einem Scheißhaufen gütlich tun). Oder: Vox populi, vox Rindvieh (dem Original nachempfunden: Vox populi, vox dei. Des Volkes Stimme ist Gottes Stimme. Aus dem 12. Jh. Eine uneingestandene Verhöhnung des Volkes, das nur akklamieren durfte). Eine hübsche Verballhornung aus dem 19. Jh. (General von Wrangel in demokratiefeindlicher Absicht angeblich während der 1848er Revolution).

Das päpstliche Rom gebärdet sich als Speerspitze moderner Logik und postuliert: Über theologische Wahrheiten können Gläubige nicht befinden. Diese gelten ewig und sind unveräußerlich. Ein hochspekulatives System zur Abstimmung freigeben, das würde bedeuten, heute über dies und morgen über jenes zu spekulieren. Wie die weibliche Rocklänge dem Strom modischer Schwankungen unterworfen zu sein. Mit fatalen Folgen für die Stabilität einer spirituellen Ordnung.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(22.05.15)
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 loslosch meinte dazu am 22.05.15:
offen und klar wird das nicht mehr vertreten, nur durch die hintertür. der letzte satz triffts!
Aron Manfeld (46)
(22.05.15)
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 loslosch antwortete darauf am 22.05.15:
zum glück meinst du das todernst. mich schmerzt das schon gar nicht mehr, woran die kurie vorgeblich glaubt.

 EkkehartMittelberg (22.05.15)
Es ist ja auch ein Wahrheitsbeweis für die gelungene Gleichschaltung von Meinungen.

 loslosch schrieb daraufhin am 22.05.15:
ja, für die gelungene. ich denke, heute gelingt es nicht mehr durchgängig. siehe tarifeinheitsgesetz!
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