Unvordenklich

Gedicht

von  Feliks Gershon Bokser

Wo warst du, Welt,
Als man dich nicht erkannte?
Als man noch gar nicht wusste,
Dass du bist.
Nicht wusste, dass ein Wissen moeglich ist,
Und Moeglichkeiten nicht ergriff,
Weil nur in ihnen schlafend schwamm,
Und dort sich, Fischen gleich, gut fuehlte?

Wo warst du als ich kam?
Warst du denn fuer mich da?
Hast du dafuer gesorgt,
Dass ich dich pflege?
Hast du denn etwa mich geliebt?

Du musstest alles daran setzen,
Dass ich vernehme dein Gebet,
Dein Lobeslied und dein Gedicht,
Sich selbst gewidmet, ein Applaus,
Ein Schulterklopfer mit der linken Hand,
Ein stolzes Laecheln, breit wie Himmel,
Hell und heiter, grell und gross,
Voll von Genuss, voll Empathie,
Fuer deine Werke.

Hast mich poliert dann jahrelang,
Jahrzehnte arbeitend mit Liebe
Nur an einer Stelle, geputzt, gepflegt,
Gehobelt und geschleift bis sagen konntest:
Es ist gut, ich bin die Beste.
Ich bin, ich war, ich werde sein.

Schaust opferbringeraehnlich in die Ferne,
Hoerst buamkronengleich dem Vogel zu,
Riechst Bienenschweiss und fuehlst
Den Kaefer, krabbelt dich hoch,
Und singt, Zikadenbruder,
Sich was vor die Nase.

Steh auf und applaudiere,
Ruf dir zu,
Das nennt man heute Autosuggestion.

Spaetabendsonne waermt die Glieder,
Kuehl-weisser Wein steht halb bereit,
Halb ist er schon erspuert,
Du Schlange,iss dich selbst,
Lass Haende gleiten zart an deinem Busen,
Sogar dein Kot riecht wie Parfum,

Jetzt waer fast alles gut
Doch hast du nicht genug gekriegt,
Man sollte dir die Rechnung tragen
Bestaetigung hast du gesucht fuer deine Gaben,
Von jemand` Ausserhalb, dir aehnlich aber.
Weh dir!
Du liebtest dich so sehr,
Dass du dem Liebenden - dich selbst vergessend -
Dich hingegeben hast
Bis er
Dich in Gaenze nutzend,
Sich liebend dich
Am Fliessband toeten musste

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Annabell (31.07.15)
ein experimenteller Text.
Herzlich willkommen im KV.
LG Annabell

 Feliks Gershon Bokser meinte dazu am 11.08.15:
Danke, experimentellen Gruß dann
Cat (26)
(10.08.15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Feliks Gershon Bokser antwortete darauf am 11.08.15:
Liebe Cat, hab a Dank für deine Kommentierbemühung. Dein Urteilsvermögen lässt ein Diamantenauge erahnen - tatsächlich erinnert es auch mich an Erkenntnisphilosophie. Außerdem bin ich mit dir ganz einverstanden, dass es nicht aus einem Guss ist - der Rote Faden nenns auch - das "irgednwie" drückts letzztlich aus - und gibt dem Autor klar zu verstehen, dass er sein Ziel nicht erriehcht hat : Er hat nicht verständlich gemacht, was er zu verdichten getrachtet hat. Danke für die fruchtbaren Hinweise! Mal sehen, wie an der Verbesserung gearbeitet werden kann. ich zB ist ja gar nicht persönlich gemeint, sondern es spricht DER mensch, aber es ist nicht klar! Gruß
Cat (26) schrieb daraufhin am 13.08.15:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Feliks Gershon Bokser äußerte darauf am 02.01.16:
LIEBEN DANK!

 FrankReich (16.05.19)
Also, Kuddel Muddel, wer auch immer das sein soll. Kann ich hier nicht entdecken. Ist das schon eine verbesserte Vesion?
Vierte Strophe, letzter Vers: Ich bin, ich war, ich werde sein, ist sicher bewusst gesetzt. Aber warum?

Ciao, Ralf

 Dieter Wal (21.11.19)
Sehr interessante und originelle Metaphern. Wundervoll. Herzlichst willkommen erneut!
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram