ruhig sitzen

Bericht zum Thema Andere Kulturen

von  idioma

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(von idioma geschrieben Juni 2015)
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korrigiertes Sitzen- bitte anklicken
(von idioma)
Meine Begegnung mit dem "ruhigen Sitzen" bzw. Meditieren
war eine zufällige, ganz und gar unbeabsichtigte :
Das damals gebuchte Seminar hatte zwar mit alter japanischer Kultur zu tun, aber im Programm war nichts davon zu lesen gewesen, dass jeder Tag mit 20 Minuten "Sitzen" beginnt und endet, das erfuhr ich erst vor Ort von den offensichtlich erfahrenen und sogar regelmäßigen Teilnehmern solcher Seminare.
Natürlich hätte ich mich problemlos fern halten können, aber ich sagte mir dann : Welch überraschende Gelegenheit : eine so berühmte, Jahrtausende alte Tradition kann keinesfalls schlecht sein..... Ich erbat und erhielt Anweisungen, die ich so gut wie möglich befolgte und stellte dann ganz unbefangen fest, dass es - abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Beinhaltung - einfach unglaublich gut tat ! Begeistert übernahm ich das Gelernte in den Alltag und obwohl ich beruflich sowieso sehr früh aufstehen musste, stellte ich den Wecker noch eine halbe Stunde früher, um zu sitzen... Das Überraschende und Erstaunliche war, dass ich mich trotz Schlafmangel am Morgen und den ganzen Vormittag über dennoch wacher und leistungsbereiter fühlte ! Um mir diese ziemlich naive Herangehensweise und diese direkte körperlich-seelische Wahrnehmung zu bewahren hielt und halte ich mich vom weit verbreiteten gedanklichen Überbau und allen Erleuchtungsspekulationen ganz bewusst fern und entdeckte stattdessen, dass es auch beim Kalligrafieren oder auch beim Spielen eines Instruments auf genau dieselbe Haltung von Rücken Kopf und Armen ankommt.......
Ähnliche Erfahrungen wärmstens empfehlend
idioma

Am 1.11.15 hab ich HIER : http://ethikpost.blogspot.de/
zwei indianische Texte gefunden, in denen ich viel Verwandtschaft zur japanischen Tradition und Haltung sehe und die ich deshalb nachträglich hier dazufüge :

>>> Zitat aus  http://ethikpost.blogspot.de/
" ERZIEHUNG ZUR STILLE, ZUM SCHWEIGEN begann schon sehr früh. Wir lehrten unsere Kinder, still zu sitzen und Freude daran zu haben. Wir lehrten sie, ihre Sinne zu gebrauchen, die verschiedenen Gerüche auf­zunehmen, zu schauen, wenn es allem Anschein nach nichts zu sehen gab, und aufmerksam zu horchen, wenn alles ganz ruhig schien. […] Übertriebenes, auffälliges Benehmen lehnten wir als unaufrichtig ab, und ein Mensch, der pausenlos redete, galt als ungesittet und gedankenlos. Ein Gespräch wurde nie übereilt begonnen und hastig geführt. Niemand stellte vorschnell eine Frage, mochte sie auch noch so wichtig sein, und niemand wurde zu einer Antwort gezwungen. Die wahrhaft höfliche Art und Weise, ein Gespräch zu beginnen, war eine Zeit gemeinsamen stillen Nach­denkens; und auch während des Gespräches achteten wir jede Pause, in der der Partner überlegte und nachdachte. Für die Dakota war das Schweigen bedeutungsvoll. In Unglück und Leid, wenn Krankheit und Tod unser Leben überschatteten, WAR  SCHWEIGEN  EIN  ZEICHEN  VON  EHRFURCHT  UND  RESPEKT ; ebenso, wenn uns Großes und Bewundernswertes in seinen Bann schlug. FÜR  DIE  DAKOTA  WAR  DAS  SCHWEIGEN  VON  GRÖSSERER  KRAFT  ALS  DAS  WORT.   
Luther Standing Bear
<<< Zitat Ende

Ich finde es faszinierend, dass ganz verschiedene Völker an ganz verschiedenen Orten der Welt ähnliche archetypische Ideen und Verhaltensmuster entwickelten tradierten und praktizierten, das potenziert die Glaubwürdigkeit...........
idioma


Anmerkung von idioma:

Ein besonders typisches Beispiel für die Bildhaftigkeit der fernöstlichen Schriftzeichen :
Das obere Zeichen KAN = ruhig
zeigt eine Art Rahmung, die ein Tor bezeichnet.
Innerhalb dieser Rahmung steht das Zeichen für Baum geschrieben.
Meine Lehrerin erklärte dies als Blick durch ein Tor in eine Tempelanlahe,
wo ein einzelner Baum steht : ein Anblick, der Ruhe ausstrahlt.

Dass die Schriftzeichen dennoch gar nicht so ruhig wirken
passt zur Tatsache, dass das ruhige Sitzen nur ruhig scheint
aber innerliche Konzentration herrscht.... Energie fließt.......

Bitte die Faltenlosigkeit dank papierkosmetischer Nachbehandlung zu beachten !
Aber wie überredet man einen Scanner, beide Zeichen zusammen abzulichten ??

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Kommentare zu diesem Text

Parkplatzbizon (34)
(01.08.15)
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 FRP meinte dazu am 01.08.15:
Das japanische Sazen ist nicht grundlos - es ist ein Sammeln von Energie, die man aus dem Universum empfängt. So etwas wie angeln nach Kraft. Es gibt sogar Erkenntnisse bezüglich Raumkrümmung und Astrophysik parallel dazu, aber das würde zu weit führen. Durch absichtsloses- (nicht grundlose) Sitzen unter Konzentration auf den eigenen Körperschwerpunkt (Der "Hara" im Unterleib) schliesst sich ein Kreis, und man wird vom Ego getragen in das Selbst als Teil des Universums. Gedanken, Sorgen, Rationalität - all das wird während dieser Zeit zwar wahrgenommen, aber nicht bewertet - es treibt dahin wie Wolken. Es ist ein Papierkorb-Leeren; und ein Seelen-Füllen. Man kann süchtig danach werden. Joints? War gestern

 idioma antwortete darauf am 02.08.15:
@ glii Versuche es trotzdem : Schneide Dich wenigstens mal 5 Minuten lang vom sogenannten "Leben" ab, mach dich zum leeren weißen Papier.... versuch es immer wieder neu und wenn Du bemerkst, dass es Dir gut tut, dann steigere die Zeit bis 20 Minuten... noch länger wäre dann schon für Profis bzw. Süchtige
@ FRP danke für Deine Zeilen. Aber genau die viele Literatur darüber, die Beschreibung großer entgrenzender Erfahrungen wirkte und wirkt immer einschüchternd und ließ mich immer einen großen Bogen drum machen....aber die Idee, den Papierkorb zu leeren ist sehr gut !
Parkplatzbizon (34) schrieb daraufhin am 02.08.15:
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 EkkehartMittelberg (02.08.15)
So, wie du es beschreibst, macht es neugierig auf genauere Informationen über die Art des Sitzens.
Gruß
Ekki

 LotharAtzert äußerte darauf am 02.08.15:
Kurz gesagt: halt die Klappe!
Parkplatzbizon (34) ergänzte dazu am 02.08.15:
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 idioma meinte dazu am 02.08.15:
>>>
@ glii
Solche Worte grinsend "nice" zu finden macht Dich wie Lothar Atzert leider gänzlich ungeeignet für Zazen - ! - ! -

 LotharAtzert meinte dazu am 03.08.15:
... nichts von heilig. Bloß offene Weite ...
Gruß
Karma Sungrab Gyatso (Imaculate teaching ocean)
(Antwort korrigiert am 03.08.2015)

 idioma meinte dazu am 03.08.15:
>>>
ja genau : " nichts von heilig.... ! "
- aber auch nichts von hämisch und beleidigend !!!

 LotharAtzert meinte dazu am 03.08.15:
Was ist an "Klappe halten" hämisch und/oder beleidigend?
Ich habe nicht auf die Worte, sondern bereits auf den Informationshunger geantwortet, dessen Absicht rein intellektueller Natur ist - "macht neugierig" - der Neugierige möge lernen, die Klappe zu halten.
Entschuldige - ich werd's nicht wieder tun.

 idioma meinte dazu am 03.08.15:
>>>
Ich hatte verstanden, wem diese zwei Worte galten und finde sie
nach wie vor beleidigend !
Läge ein Informationshunger mit rein intellektueller Absicht vor,
so hätte sich EkkehartM sicherlich an LotharA gewandt, um sich mit noblen einschlägigen Zitaten zudröhnen zu lassen.....
idioma

 LotharAtzert meinte dazu am 03.08.15:
Danke, danke.
Parkplatzbizon (34) meinte dazu am 03.08.15:
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 LotharAtzert meinte dazu am 03.08.15:
- Danke @glii, für die versöhnlichen Töne.
Aufpassen ist nicht so meine Stärke - dafür krieg ich dann regelmäßig Dresche;-))))))))))))))
Stets gehe es ums Bewußtwerden und nie um Personen.
In diesem Sinne - Gruß an alle Beteiligten
Parkplatzbizon (34) meinte dazu am 03.08.15:
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 idioma meinte dazu am 31.10.15:
Zur reduzierenden Formulierung "Klappe halten" habe ich soeben einen ausführlichen erleuchtenden INDIANISCHEN Text gefunden.

>>> Zitat : " ERZIEHUNG ZUR STILLE, ZUM SCHWEIGEN begann schon sehr früh. Wir lehrten unsere Kinder, still zu sitzen und Freude daran zu haben. Wir lehrten sie, ihre Sinne zu gebrauchen, die verschiedenen Gerüche auf­zunehmen, zu schauen, wenn es allem Anschein nach nichts zu sehen gab, und aufmerksam zu horchen, wenn alles ganz ruhig schien. […] Übertriebenes, auffälliges Benehmen lehnten wir als unaufrichtig ab, und ein Mensch, der pausenlos redete, galt als ungesittet und gedankenlos. Ein Gespräch wurde nie übereilt begonnen und hastig geführt. Niemand stellte vorschnell eine Frage, mochte sie auch noch so wichtig sein, und niemand wurde zu einer Antwort gezwungen. Die wahrhaft höfliche Art und Weise, ein Gespräch zu beginnen, war eine Zeit gemeinsamen stillen Nach­denkens; und auch während des Gespräches achteten wir jede Pause, in der der Partner überlegte und nachdachte. Für die Dakota war das Schweigen bedeutungsvoll. In Unglück und Leid, wenn Krankheit und Tod unser Leben überschatteten, war SCHWEIGEN EIN ZEICHEN VON EHRFURCHT UND RESPEKT; ebenso, wenn uns Großes und Bewundernswertes in seinen Bann schlug. Für die Dakota war das Schweigen von größerer Kraft als das Wort. FÜR DIE DAKOTA HATTE DAS SCHWEIGEN GRÖSSERE KRAFT ALS DAS WORT.

Luther Standing Bear " <<< Zitat Ende
- ganz passend zum Reformationstag die Worte eines Indianers namens Luther
(Antwort korrigiert am 31.10.2015)
(Antwort korrigiert am 01.11.2015)

 LotharAtzert meinte dazu am 01.11.15:
Zwei Mönche auf Pilgerreise kamen an einen Fluß, den sie überqueren mussten. Dort trafen sie eine ängstliche Frau, die ebenfalls ans jenseitige Ufer wollte. Der ältere der beiden Mönche bot ihr an, sie zu tragen. Sie willigte ein und so gelangten die Drei unbeschadet auf die andere Seite. Die Frau bedankte sich und danach gingen alle ihres Weges.
Nach einer Weile platzte es aus dem Jüngeren heraus: "Bruder, du hast ein Gelübde gebrochen. Es ist uns untersagt, uns Frauen zu nähern - und du hast sogar eine getragen."
Da erwiederte der Ältere: "Ich habe sie über den Fluß getragen und am Ufer wieder abgesetzt. Du aber, jüngerer Bruder, schleppst sie immer noch mit dir herum. ..."

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.11.15:
@Lothar:Einfach nur schäbig und dann verlogene Verrenkungen. Ich erwarte nichts mehr von dir.

 LotharAtzert meinte dazu am 02.11.15:
Die "Schäbigkeit" ist nicht von mir, sondern eine alte Zen-Anekdote, deren Quelle ich leider vergessen habe.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.11.15:
Ich meinte nicht die schöne Anekdote, sondern deine Rechfertigungen zu "Klappe halten!"

 LotharAtzert meinte dazu am 02.11.15:
Ein Letztes sei mir dazu noch zu sagen gestattet, Ekki. Ich beziehe meine Aussage auf einen Artikel über Buddhismus von Graeculus, den Du überschwänglich gelobt hast, damals. Nun hat G. wirklich keine Ahnung vom Dharma, den von ihm geliebten Terminus "das Nichts" gibt es da nämlich nicht.
Ich hingegen habe, als Schüler von authentischen Lehrern, immer darauf gedrungen, "Nichts" durch "Leerheit" zu ersetzen. Das hat er nicht gewollt. Du lobst ihn für Buddhismusdarstellung, die rein intellektuell (und inhaltlich falsch) ist. So komme ich zu meiner Aussage.

Aber ich finds schön, daß Du mal so aus Dir herauskommst ...

Nachtrag. Der Buddhismus wehrt sich gegen zwei Extreme:
Nihilismus und Eternalismus.
(Antwort korrigiert am 02.11.2015)

 Jorge (10.12.17)
Wie lehrreich deine Texte und Gedanken sind.
Man fühlt sich dennoch nie belehrt.
Vielen Dank
Jorge
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