Familienbande

Sonett zum Thema Befreiung

von  Irma

Der Hahn kräht dreimal, es wird langsam heller.
Er wird sie bald verraten: Sie rennt schneller.
Die fette Katze schleicht zurück durchs Feld

vom Nachtgang und der alte Hofhund bellt
ihr heiser hinterher „Los, komm zurück!
Die Kette lässt dich sicher nur ein Stück weit weg.“

Auf ihren Schultern liegt bleischwer die Leere.
Sie hat die Mutter schließlich bis zuletzt
in jeder Hinsicht möglichst gut ersetzt.
Noch einmal blickt sie in der letzten Kehre

ins Tal hinab. Die dunklen Wolken ziehen
empor zu ihr. Der schwarze Schornsteinrauch
verfolgt sie, denn in ihrem dicken Bauch
trägt sie den Vater. Kann sie ihm entfliehen?

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (28.08.15)
Eine furchtbare Bedrückung bleibt. Der Leser nimmt dieses tapfere Mädchen in seinen Arm und spricht wortlos mit ihr.

LG
Jorge

 AZU20 meinte dazu am 28.08.15:
Da sagst Du was. LG

 Irma antwortete darauf am 02.09.15:
Lieben Dank euch beiden für die Anteilnahme am Schicksal dieses Mädchens. Und natürlich auch für eure Empfehlungen! LG Irma

 plotzn (28.08.15)
Ja, möchte man rufen, Irma - ja, sie kann! So wünscht man es sich zumindest als Leser. Bedrückend und leider nicht realitätsfremd, Deine Familien(horror)geschichte.
Gut gefallen mir der um ein Stück verlängerte Ketten-Vers, der das Ende des Bewegungsradius andeutet; passend auch, dass dies der Hund ruft, der dieses Schicksal mit ihr teilt.

Liebe Grüße, Stefan

 Irma schrieb daraufhin am 02.09.15:
Danke für deinen schönen Kommentar, Stefan. Ich freue mich sehr, wenn meine Stilmittel funktionieren und gefallen! LG Irma
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