Das Städel, Stilübung
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Thy youth´s proud livery/Bottrop

Erzählung zum Thema Tränen

von  toltec-head

In Dortmund wird mein ICE umgeleitet und ich muss in den Regionalexpress nach Achen umsteigen, vom Papst auf die Hure sozusagen. Mir egal. Hauptsache nicht in einen zum IC hochstilisierten Interregio. Die Frau ist mir als Hure und (heilige) Mutter interessant, Kicher, alle dazwischen liegenden Stufen aber unerträglich. Eben noch in splendid isolation fettes Ostwestfalen um mich herum, wird es jetzt ganz jarmarka ruhr-schinskaja und labberig. Die Folgen der Merkelschen Völkerwanderung wie die der letzten 50 Jahre lassen sich bestaunen: displaced persons, wohin man blickt, einer brüllt gerade auf afrikanisch in sein Handy. Rund um ihn herum lauter einheimisches, augenzwinkerndes Verständnis. Was der wohl alles durchgemacht hat? Es wird gegessen. Ironisch scheint die Sonne kurz mal rein. Bottrop. Na, der hält jetzt aber wirklich auch überall!

Auf meinem 4er ergibt sich, nicht ohne Reiz, folgende Konstellation. Ich am Fenster, draußen immer neue Abscheulichkeiten, mir gegenüber schnauft es, trieft es und stinkt es auch leicht. Wollte zuerst sofort aufstehen und weggehen. Doch dann fiel mir ein, ¡Viva España! Das Gesicht! Abtauchen in die alte Welt. Der gleicht doch tatsächlich dem Hofzwerg mit Fransenfrisur Francisco Lezcano, mongoloides Kind des Valleacas. Diego Rodríguez de Silva y Botttrópez.  Aber nur das Gesicht. Ansonsten ausgewachsener Vollidiot und die weißen Bartstoppeln stimmen auch nicht. Daneben, ganz youth´s proud livery, ein sehr hübscher bärtiger Muskel-Twink wie aus dem Fitness-Studio und dem Ei gepellt. Neben mir aber ein violett (sic) gefärbtes Klappergestell, dabei die Muschi sicherlich schon grau, natürlich lesend in einem gottvermaledeiten Buch. Denkt wohl, wenn sie nix sieht, sieht sie auch niemand. Weit gefehlt.

Der goldene Spanier hat  diesen mich nervös machenden 1- Million-$$- Blick und, jetzt riech ich´s genau, stinkt nicht nur leicht. Der Bart-Twink hämmert mit seinen Muskeln auf seinem Smartphone rum. Sicherlich verachtet er uns alle 3.  Qu´une face vaut un autre, dass das eine Gesicht genau so gut ist wie jedes andere auch. Jean Genet nach Jahrzehnten der Promiskuität morgens in einer Pariser U-Bahn einem genauso abgewrackten Algerier auf dem Weg zur Arbeit gegenüber sitzend. Der hatte sich anders als unsere Politiker seine Humanität redlich verdient. Ralf Stegner zB ("In einer humanitären Katastrophe sind mir Formvorschriften - er meint damit: das Grundgesetz - egal"). Auch so ein Kind des Valleacas. Aber mongoloid stimmt ja gar nicht, auf seltsame Weise genverändert, das schon. Mehr lässt sich dazu eigentlich nicht sagen. Als ich noch nichts vom Buddhismus wusste, waren mir Piss- und Darmausgänge Piss- und Darmausgänge. Als ich anfing, ein wenig vom Buddhismus zu verstehen, waren Piss- und Darmausgänge auf einmal keine Piss- und Darmausgänge mehr. Schließlich bin ich zu der Einsicht gelangt, dass Piss- und Darmausgänge genau das sind: Piss- und Darmausgänge. Und dass ein Gesicht, wie auch immer genverändert, mongoloid, violett klappergestellartig oder twinky bärtig aus dem Ei gepellt oder wie auch immer, genau so viel wert ist wie jedes andere auch. Und mit dieser Einsicht halte ich es dann also bis Düsseldorf Hauptbahnhof, vorher kommt noch Düsseldorf Flughafen - bescheuerter Name, vollkommen unspanisch: Düsseldorf - durch. Jean Genet auf dem Weg nach Colonía, um sich Rembrandt als in der Sonne getrocknete Plazenta anzusehen. Da sieht man dann auch keine Genveränderungen mehr.

¡Viva die alten Holländer!

(Will hier aber schon mal einflechten, dass ich am Abend nach dem Museum natürlich doch noch nach Essen in die Phönix-Sauna gefahren bin. Nicht alle jungen Meister verschmähen mich.)

Anmerkung von toltec-head:

 Kind des Valleacas

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Kommentare zu diesem Text

oK0 (37)
(13.12.15)
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 toltec-head meinte dazu am 13.12.15:
Wieso? In Rheinischen Nächten sind alles Kühe schwarz.
oK0 (37) antwortete darauf am 13.12.15:
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 toltec-head schrieb daraufhin am 13.12.15:
Wir sind doch gerade erst angekommen. Vou've ain't seen nothing yet. Das wird weiter und weiter gehen. Die Leute werden sich noch wundern. Wenn ich etwas bereue, so dann dies, nicht von Anfang an hier einfach nur wie Du Tagebuch geführt zu haben. Alle anderen Texte sind doch bloß peinlich.
(Antwort korrigiert am 13.12.2015)
(Antwort korrigiert am 13.12.2015)
oK0 (37) äußerte darauf am 13.12.15:
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 toltec-head ergänzte dazu am 14.12.15:
Kleben an unserer Scholle wie sich´s gehört.
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