Do I speak outlandish?

Beschreibung zum Thema Illusion

von  LotharAtzert

Sie verstehen mich nicht. Vielleicht habe ich nicht mitbekommen, daß inzwischen eine andere Sprache gesprochen wird in meinem Heimatland. Tech-Nick-German oder so. Dann müsste ich dorthin, wo bildhaftes oder besser urbildliches Deutsch noch bekannt ist. Aber wo - und wie konnte mir so etwas entgehen? War ich zu lange auf dem Berg, übernahm das Bergdohlengekrähe, spreche gar Bergdohlisch inzwischen?
In der Tat - diese Vögel haben es mir angetan - wie gern flöge doch mein Geist mit dem ihren, die Flügel im eisigen Wind nur ausgebreitet, den Rest erledigen Aufwinde in der Wand. Und wie frisch und wie still hinter den Felsgraten verborgenes Moos ...
"Dümmlich, mit Verlaub" heißt es da im letzten Kommentar von Graeculus, zu meinem Apho über den Bobsport: "Mutti, sperr' den Eileiter auf - wir fahren neuen Bahnrekord."

Muß man so etwas erklären? Nun gut, man muß: Ein Großteil der Menschheit ist ja heute ursprungslos. Dh. sie wissen Bilder nicht nach dem Prinzip zu deuten, ja nicht einmal, daß so etwas möglich, ja natürlich ist, sondern folgen bloß dem Diktat ihrer Triebe, sowie dem Intellekt, ohne sich zu fragen: "Warum da herunter rasen und wieder und wieder ...und nächstes Jahr von neuem ... solange, bis die Kräfte schwinden.
Wie jetzt kommt ein Mensch, ein ursprungsloser zum Bobfahren? Was treibt seinen Geist gerade dazu und nicht zum Ikebana?
Wolfgang Döbereiner behauptet, es sei die Ursprungslosigkeit, jener Zustand, der immer und überall die Zeichen seines jeweiligen Mangels setzt, ohne die Ungeborenheit zu ahnen - die Suche nach einem Mutterleib, um endlich als wahrer Mensch (und nicht bloß der äußeren Form nach) geboren werden zu können.
Nur dem Sieger, so ist es genetisch verankert, der als erstes von den Millionen Spermien am Ei andockt, winkt eine Konzeption, ein Verschmelzen mit ihm und damit die Voraussetzung für das Geborenwerden. Denn Same und Ei sind die irdische Entsprechung des raumzeitlosen Ursprungs. Und solange man das nicht versteht, muß der unerlöste Mensch seine Neurose immer wieder zum Zeichen machen, Saison für Saison. Die Welt ist heute eine der Zeichen und nicht, wie es einmal war, aus Gefüge entstanden, wo jeder das seine fand.

Dümmlich, mit Verlaub, ist, die Unkenntnis des Spiegelbildlichen: wie innen, so außen; wie im Großen, so im kleinen. Man bedenke auch: wer einen anderen als dümmlich bezeichnet, stellt den eigenen Geist über den so Bezeichneten. Und das ist nun mal das vollendete Zeichen der Selbsterhöhung.
Nun wäre es mir freilich egal, wie einer mich oder mein Werk und in welcher Weise geringer schätzt. Auch will ich es nicht an einer Person festmachen, denn Graeculus spricht nur aus, was viele denken. Was mich eher schmerzt, ist der Mangel an Bereitschaft, in diesen wunderbaren Spiegel zu sehen, der jedem zeigt, wovor er in Wahrheit flüchtet.
Wer nicht hineinblickt, bleibt ja deshalb nicht verschont, nur bleibt er in Unkenntnis seiner Motivation.

So ein Bob sieht schon auf den ersten Blick aus, wie ein Spermium - das Gerät wurde im Laufe seiner Entwicklung, die sich über ein halbes Jahrhundert zog, immer mehr und durch den Fortschritt wissenschaftlicher Möglichkeiten an die Stromlinienform angepasst, was kein Wunder ist, denn hier, wie dort geht es darum, daß nur der Schnellste "Weltmeister" wird. - Man lasse sich das Wort Weltmeister auf der Zunge zergehen ...

Es wird Zeit, zu verschwinden - die Bergdohlen rufen.

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Kommentare zu diesem Text

BabetteDalüge (67)
(16.12.15)
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 LotharAtzert meinte dazu am 16.12.15:
Dankeschön, Babette.
Das Stören ist ja notwendig. Zum Glück wird man deswegen nicht mehr gefoltert, sondern bestenfalls nur noch ignoriert.
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