Elegie an den Mond

Elegie zum Thema Mond/ Sterne

von  EkkehartMittelberg

O du Sinnenverwirrer, Seelenturbator, Schlafstörer.
Wieder einmal ziehst du mich
magisch in deinen Bann
und verschwindest schelmisch grinsend
hinter einer Wolke.

Wie oft habe ich mir geschworen,
auf deine Verführungskünste
nicht mehr hereinzufallen,
doch erneut hast du mich zum Wortbruch getrieben.

Du Schalk, der du treuherzige Deutsche
hinters Licht führst und süchtig machst,
verbirgst dich hinter einer Maske.
Aber heute bin ich dir auf die Spur gekommen.

La luna, du schöne Hetäre des Firmaments
mit deinen Feenhänden malst du Schattenrisse
auf meinen Rasen, streichelst meine Fantasie
und lockst mich unwiderstehlich auf den Balkon.

Ach Geliebte, du lösest meine Seele nicht,
du hypnotisierst sie und meine wehrlosen Glieder.
Aber bewahre mich davor, dass ich dir aufs Dach steige.
Fiele ich hinunter, hättest du einen Verehrer
und Deutschland einen hoffnungsfrohen Poeten verloren.

© Ekkehart Mittelberg, Januar 2016

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (16.01.16)
Ich denke,
sich im Mond zu verlieren,
ist nicht verkehrt.
Das Tageslicht
ist ja schon lange
an die Deppen verlorengegangen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
Merci, Trekan, ich sage auch immer: Die gefährlichsten Deppen sind die belichteten.

 monalisa (16.01.16)
Mir scheint, dass diese Elegie so elegisch gar nicht ist , lieber Ekki, und dass sich nicht nur 'la luna' schelmisch grinsend hinter einer Wolke, sondern auch ein 'hoffnungsfroher Poet' zwinkernd hinter wohlgesetzten Worten verbirgt; einerseits hingebungsvoller Bewunderer, scheint er diese Schwärmerei selbst nicht so ganz tierisch ernst zu nehmen, wenn er (du?) bei aller Inbrunst immer wieder erdende Floskeln wie 'hereinfallen', 'hinters Licht führen', 'auf die Spur kommen'; 'dir aufs Dach steigen' (doppelsinnig) einstreu(s)t! Im letzten Vers lässt auch der Dichter seine Maske fallen und sein verdecktes Grinsen wird zu einem befreienden Lachen .

Da diese Schwärmerei für Frau Luna und das anhimmelnde Bedichten nicht auf die 'Deutschen' beschränkt ist, sondern sich quer durch viele Sprachen und Nationen schlängelt, würde ich dir hier zu einer offeneren Gestaltung raten, die 'treuherzigen Deutschen' etwas durch 'Leute', 'Deutschland durch die Welt' zu ersetzen , wenn schon, denn schon!

Bleibt mir nur noch dem Poeten auf seinem Höhenflug ein Lächeln hintererzuschicken und im eine weiche Landung aufdem Mond / Poetenhimmel zu wünschen.

Liebe Grüße
mona
Gerhard-W. (78) antwortete darauf am 16.01.16:
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 16.01.16:
Liebe Mona,
es überrascht mich immer wieder aufs Neue, wie genau du die Intention meiner Werkchen erkennst. So hast du zum Beispiel gleich bemerkt, dass ich hier mit dem Genre „Elegie“ spiele. Tatsächlich ist es ja keine, weder formal noch inhaltlich.
Ich zögere noch ein bisschen, ob ich die „treuherzigen Deutschen“ verändern soll. Meine Assoziationen liefen so: Das treuherzige LyrIch hält den Mond, der mit ihm spielt, der deutschen Sprache folgend zunächst für einen Mann (der hierzulande sprichwörtliche Mann im Mond), dann kommt er ihm auf die Schliche und erkennt mit der südländischen Benennung (la luna), dass sie ja eine Frau ist, seine Geliebte, die ihn becirct. Nun, nicht mehr ganz so treuherzig, fängt er seinerseits an, mit seiner Geliebten zu kokettieren, „droht“ ihr scherzend sogar, ihr aufs Dach zu steigen.
Wenn das für dich nachvollziehbar ist, lasse ich es bei meiner Formulierung, wenn nicht (ich bitte nur um einen kurzen Hinweis) werde ich deinen Änderungsvorschlag übernehmen.
Gracie und liebe Grüße
Ekki

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 16.01.16:
@Gerhard-W.: Sehr schön, dieser Hinweis auf das Lied von Theodorakis, Gerhard. Ich kannte es noch nicht.
Merci und LG
Ekki

 monalisa ergänzte dazu am 19.01.16:
Das kann ich sehr gut nachvollziehen, lieber Ekki. Nun, nach deiner Erklärung sehe ich erst, wie einäugig ich da dran gegangen bin. Das mag vielleicht daran liegen, dass für mich obwohl 'der Mond' - sie in meiner Vorstellung immer eine Mondin ist, ich also das grammatisch männliche Geschlecht im Deutschen schlicht ignoriert habe und mir so die Pointe entgangen ist :( ! Eine Erklärung für meinen vorschnellen Änderungsvorschlag wäre vielleicht auch die aus der Geschichte erwachsene erhöhte Vorsicht bei allem, was da allzu sehr 'deutschtümelt'. Kannst du das wiederum so annehmen?
Auch denke ich, dass eventuell die 'Verführungskünste' in der zweiten Strophe diese Männlich-Weiblich-Thematik verschleiern, der Hinweis 'Wortbruch' und auch das Adjektiv 'treuherzig' führen mich da nicht wieder auf die richtige Spur, wahrscheinlich ist das aber nur meine (Scheuklappen-)Sicht.

Vielen Dank für deine erhellende Erklärung,
liebe Grüße
mona
(Antwort korrigiert am 19.01.2016)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.01.16:
Liebe Mona, du liegst mit deinen sorgfältigen Kommentaren so oft richtig, dass ich nicht erwarten kann, dass du jeden Hinweis erkennst. Wenn das aber m a l nicht der Fall ist, erhalte ich wiederum einen Hinweis, mich möglichst unmissverständlich auszudrücken, es sei denn, dass ich ganz bewusst eine Polyvalenz suche. Merci.

 Jorge (16.01.16)
Man kann den Mond nicht laut genug besingen.
Auch hier von Spanien tu ichs oft.
Wie mag's in seinen Ohren klingen?
Wohnt er im Haus oder im Loft?

LG
Jorge

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
Schpassibo, Jorge, wenn dich Frau Luna nachts aus dem Schlaf kitzelt, klingt es in ihren Ohren gut. Vielleicht entführt sie dich ja in ihr Domizil, aber ich bin ganz sicher, dass du es niemandem verraten darfst. Es wird ihr aber gefallen, dass wir über ihr Geheimnis rätseln.
LG
Ekki
Agneta (62)
(16.01.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
Merci, Monika,
so ein richtiger Elegiker bin ich nicht. Ich hoffe, die Erhabene wird es mir verzeihen, dass ich versucht habe, mit ihr zu flirten.
LG
Ekki

 TassoTuwas (16.01.16)
Der Mond wurde schon von so vielen dummen Hunden angeheult, heute Nacht wird er sicherlich schmunzeln!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
lieber Tasso,
ich bin nach dem Posten mal auf den Balkon gegangen, um mich zu vergewissern. Er schmunzelte wohlwollend. Aber es gibt weltweit so viele Mondpoeten. Vielleicht hat sie dem von Bora Bora zugelächelt. :0)
Gracie und herzliche Grüße
Ekki
SpellsfromAlaska (18)
(16.01.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
Merci, Alaska, es freut mich natürlich sehr, dass das Gedicht wie aus einem Guss auf dich wirkt. Sollte es sich zu Ähnlichem inspirieren, wäre meine Freude noch größer.
Liebe Grüße
Ekki

 Inlines (16.01.16)
Hallo EM.. Mich kannst du mit diesem Text nicht wirklich erreichen, so gerne ich das vielleicht wollte. Da sind zu viele Wörter drin, die ich mit "ausgelutscht" in Verbindung bringe. An manchen Stellen, kann mich die Bildsprache ein wenig erreichen (aufs Dach steige, schelmisch grindsend hinter einer Wolke), ansonsten springe ich nicht darauf an.

Was ich dir häufig zugute halte, ist die Klarheit deiner Bilder, sowie dein großer Wort- und Wissensschatz, den du in anderen Texten gezeigt hast, sowie die Art deines Humors.

Aber vielleicht regt sich ja was beim nächsten Text. Hoffe, mit dieser Rückmeldung, nicht allzu rebellisch zu wirken. LG El B.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
Das ist völlig okay, EL B.
Auch mir ergeht es manchmal so, dass andere ein Gedicht als schön empfinden, das mich nicht berührt. Lyrik ist sehr persönlich und deshalb wird es immer wieder unterschiedliche Reaktionen geben.
Vielleicht magst du trotzdem noch mal in Betracht ziehen, dass mein LyrIch bewusst salopp mit dem Mond flirtet und dass die Worte, die du als "ausgelutscht" empfindest, von mir bewusst für den lockeren Flirt gewählt wurden. Es sollte keine feierliche Stimmung aufkommen.
LG
Ekki

 AZU20 (16.01.16)
Ja, mondsüchtig bin ich auch seit frühester Jugend. Gut gedichtet. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
Danke, Armin, wir sollten uns vor userem nächsten Dachspaziergang verständigen und uns als Traumwandler stützen.
Solidarische Grüße
Ekki
Lewin (75)
(16.01.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
Lieber Lewin, ich glaube fest daran, dass mich dein guter Wunsch beschützt und grüße mit Dank herzlich zurück.
Ekki

 Augustus (16.01.16)
Der Mond kann auch als Zeuge der Menscheit stehen. Auf ihm haben die Augen Jesus z.B. geruht sowie die Augen aller großen Menschen in der Vergangenheit. So ist es gut nachzuvollziehen, warum wir auch über sein betörnedes Licht hinaus uns als Schwärmer veranlasst fühlen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.16:
Danke, Augustus, die Mondschwärmer werden wohl nie aussterben, mit mehr oder weniger Pathos. Ich habe es mal mit weniger versucht.
LG
Ekki

 HerrSonnenschein (17.01.16)
Schön!
Der Mond ist aufgegangen......wer macht ihn wieder zu?
Liebe Grüße Jörg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.01.16:
Merci für den gelungenen Wortwitz, Jörg, der gut zu meiner lockeren Elegie passt.
Liebe Grüße
Ekki
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