Maltherapie (2)

Schundroman zum Thema Horror

von  Nachtpoet

Zentrum für Forensische Psychiatrie in Lippstadt  19 Uhr 21. Malte Bobitsch starrte auf sein gemaltes Acrylbild und drehte seinen gutmütig anmutenden Schweinekopf zur Seite, dass man wieder Angst hatte, er würde ihn sich ausrenken. Aber Schwester Hiltrud - die jeden Tag diesen altmodischen Wickelrock mit beiger Bluse trug - kannte ihn schon länger und auch seine Marotten. Wenn er seinen Kopf zur Seite drehte, war er wieder nicht zufrieden mit sich und der Welt. Er riss unwirsch die Pappe von der Staffelei und klemmte einen neue ein. Dann begann er sofort mit wilden, ungestüm-zackigen Malbewegungen, die Silhouette einer schwarzen Figur mit Hut herauszuschmieren. Er schien geradezu in eine Art Ekstase zu geraten, was Schwester Hiltrud mit immer skeptischeren Augen verfolgte. Sie stellte sich dann doch hinter Malte, um ihn ein bisschen zu bremsen. Als sie den jetzt von Sinnen schmierenden Sexualstraftäter von hinten zart an die Schulter fasste, drehte dieser sich schreckhaft schreiend und mit einem einzigen, hektischen Sprung um und stach ihr in seiner Raserei das andere, spitze Pinselende ins rechte Auge. Die Wucht des Hiebes war so heftig, dass die Pinselspitze an Hiltruds Hinterkopf wieder herausbrach und die Stationsschwester wie eine Statue in den Tisch mit den Farbtöpfen kippte. Einige Farben spritzten umher und die Leiche sah fast aus wie ein modernes Kunstwerk. Malte Bobitsch aber ging zielgenau auf das rechte Erdgeschossfenster zu, öffnete es, drückte leicht gegen das präparierte Schutzgitter, so dass es auf das Kiesbett vor dem Haus fiel und sprang auf die Strickleiter, die über den 4 Meter hohen Schutzzaun geschlagen war und damit die letzte überwundene Hürde der Forensischen Anstalt für abnorme Sexualmörder darstellte. Irgendwer musste schon alles vorbereitet haben. Malte Bobitsch, der selber gar nicht verstand, warum er das alles tat, guckte sich mit aufgerissenen Augen ein paar Mal hektisch um, bis er mit grotesken Rennschritten in den schon dunklen Parkanlagen verschwand ... Als der Stationsarzt in die Malstube der forensischen Anstalt stürzte, sah er ein offenes Fenster, eine bunte, tote Stationsschwester und eine wirre Schmiererei, die eine schwarze Gestalt mit hohem Hut erkennen ließ ...

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (22.01.16)
Wieder schaurig schön. LG

 Nachtpoet meinte dazu am 22.01.16:
Danke LG
Hannahlulu (18)
(22.01.16)
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 Nachtpoet antwortete darauf am 22.01.16:
Hab' Geduld
janna (66)
(22.01.16)
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 Nachtpoet schrieb daraufhin am 25.01.16:
Ok, das ist dann nicht mehr lustig, aber das kannte man von Eickelborn damals ja auch.

LG
Ralf
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