Menschenfreund

Kurzprosa zum Thema Menschlichkeit

von  mondenkind

Ich bin ein Philantrop. Ein Menschenfreund. So, jedenfalls, sehe ich mich. Ich habe es aufgegeben, mich den Leuten zu erklären. Sie wollten irgendwann nicht mehr zuhören und ich wollte mich schließlich auch nicht aufdrängen. So wichtig bin ich ja auch nicht. Ich bin ja Philantrop.
Früher, da war ich anders. Sehr angenehm in Aussehen und Benehmen. Es machte mir ja Freude, Freude zu machen. So sah man mich gerne. Immer hilfsbereit, immer freundlich. Stets da, wenn man mich brauchte. Ich war ein sehr guter Zuhörer und viele vertrauten sich mir an. Und fühlten sich gut und verstanden bei mir. Schnell sah ich strahlende Gesichter, wo immer ich aufkreuzte. Egal, welchen Menschenschlag ich antraf.
Bis ich ein schlechtes Gewissen bekam.
Plötzlich war es mir unangenehm, dass so viele Menschen mich mochten. Nahm ich so doch jemand anderem diesen Platz in der Gunst derjenigen weg. Das lag nicht in meiner Absicht! Ich wollte nicht netter sein, als andere, die sich so sehr darum bemühten. So nahm ich mich mehr zurück. Doch immer standen noch andere hinter mir, denen ich einen Platz wegnahm, und ich trat noch weiter zurück. Mit meinem Aussehen verfuhr ich ähnlich. Ich begann mich zu verhüllen mit lumpigen Jacken und großen Mützen, damit niemandem der Vorzug eines anderen schwerfiel. Schließlich begab ich mich in den Schatten. Dort, wo mich niemand mehr sah. So fühlte ich mich gut. Gut - ohne schlechtes Gewissen. Die Menschen begannen mich zu vergessen, und das war gut so. So raubte ich ihnen auch keinen Platz in ihren Erinnerungen.
Es wäre leicht, ihre Herzen wieder zu erobern, aber das tun nun andere. Ich bin ja Philantrop. Hier, unerkannt, im Schatten.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(11.02.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 mondenkind meinte dazu am 06.03.16:
absolut :)
merci!

 SunnySchwanbeck (11.02.16)
ach nici,
ich hab dich viel zu lange nicht gelesen.

ich halt dir einen platz frei, in meinem kleinen herzchen, der ist sowieso so kühl und knorrig, den will kein anderer. ichmeinjanur.

drücke dich, ein bisschen,
sunny.

 mondenkind antwortete darauf am 06.03.16:
oh danke sunny. so ein plätzchen habe ich mir ein bisschen gewünscht. ich würde auch nur ein bild dort aufhängen. versprochen. in fuchswelpenfarben. :)
ein lächeln dir. nici
Festil (59)
(29.03.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Borek (22.05.19)
ein interessanter Text.
Ja und wenn man den Platz nicht räumt wie Du,
so kommt der Neid und der kann auch sehr verletzend
und kostspielig werden.
Danke habe es gern gelesen
liebe Grüße Borek

 Dieter_Rotmund (27.06.22, 19:58)
Man hat so ein wenig den Eindruck, der Erzähler weiss gar nicht, was ein Philantrop ist, kann das sein und ist intendiert?

 Webmaster schrieb daraufhin am 30.06.22 um 09:41:
Man hat so ein wenig den Eindruck, der Kommentator weiß gar nicht, wie man  Philanthrop schreibt, kann das sein und ist das intendiert?

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 30.06.22 um 10:15:
Mich interessiert vor allem Mondenkinds Meinung dazu, fehlendes "h" hin oder her.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram