Extra Vergine kalt gepresst - Kommisario Atzert deckt auf

Glosse zum Thema Philosophie

von  LotharAtzert

Alles Irdische hat einen Anfang und ein Ende.
Der Anfang der Philosophie, so sagt man, begänne mit Thales von Milet (ca. 645 v. Chr.) und der sah den Anfang des Lebens im Wasser. Gleichzeitig war er ein Sternegucker, denn eines Tages stürzte er vor lauter Gucker-Imbrunst beim Blick in den Himmel in einen Brunnen. Diese Anekdote ist einigermaßen verbürgt, eine Magd hat's gesehen und soll sich halb dusselig gelacht haben darüber.
Und noch eine weitere Anekdote ist über ihn, von dem nichts Schriftliches mehr erhalten ist, im Umlauf: man hat ihn als Spinner und Scheinheiligen behandelt und behauptet, er predige Bedürfnislosigkeit bloß, weil er eine arme Sau sei und dazu noch zu faul zum Arbeiten.
Daraufhin schaute Thales lange in den Himmel und begann einige Zeit später, sämtliche Olivenpressen der Umgegend zu kaufen, wobei er sich, als armer Schlucker, hoch verschuldete. Man hielt ihn nun für völlig wahnsinnig, ließ ihn aber kopfschüttelnd machen.

In Wahrheit hatte er die Konstellation für eine vortreffliche Olivenernte am Himmel entdeckt und wurde in der Folge, als seine Vorhersage eintraf, ein reicher Mann - weil er als Einziger Oliven zu Öl pressen konnte und somit den Preis bestimmte.
"Seht ihr" mag er da gedacht haben: "Gewinne zu erzielen wären mir dank des Himmelsverständnisses ein Leichtes - aber was soll ich mit materiellen Gütern?" - und er verschenkte nach Abzug der Schulden den Gewinn mitsamt Geschäft und war fortan wieder ein armer, aber vorsichtiger Sternegucker. Auch der Spott der Menschen war von da ab weg und er genoß, zumindest für einige Zeit, hohes Ansehen.

Ein Sternegucker der erste Philosoph? Ja da schau her! - Nur Dank der Magd wissen wir das! - und Astronomie und Astrologie waren damals noch gleich Yin und Yang ein verliebtes Paar.
Aber der erste war auch zugleich schon einer der letzten. Weil die Dekadenz abendländisch-zerstückelnden Denkens die Astrologie zur Scharlatanerie erklärte, Astronomie und Geometrie dagegen zur obersten Wissenschaft erhob. Von da ab war das Ende der Philosophie eigentlich abzusehen. Wie soll ein Logos ohne Mythos existieren? Kepler (1571) war einer der letzten, der beide wieder vereinen wollte. Das Ergebnis ist bekannt. Danach kamen nur noch Verwerter des Sichtbaren.

Thales hat mit diesem Übergriff nichts zu schaffen - das zeigt der Ankauf der Pressen, der zu keinem anderen Zweck diente, als seinen Spöttern zu zeigen, was arrogante, vorstellungsstrickende Nichtsternegucker alles nicht wahrnehmen wollen: die vollkommene Ordnung des Himmels, die sich dem Verstehen durch die drei Zustände von Kommen, Verweilen und Vergehen offenbart. Ein Himmelsraum, der selbst jenseits von Kommen und Gehen ist, sich aber im Kreise und seinen zwölf Bilder geordnet zeigt.
Nur weil die Verdorbenen selber himmlischer als der Himmel sein wollen, haben sie die Weisheit des frühesten Philosophen vergessen. Die steckt ja für jeden Empfindenden erkennbar in den zwei Anekdoten. Diese, sowie die Vorliebe fürs wässrige Element sind geblieben und das genügt, um ihn  als großen Seher zu würdigen.

Keine Frage, Wasser ist das Prinzip des Daseins - der Kreis von Fluß und Ozean, über Wolken, Regen, der Quelle und über dem Fluß zum Meer zurück - das Prizip von Neptun, der zum Ursprung und dieser zur Bestimmung wird - alles fließt und kreist.

Lesen Sie auch die nächste Folge von Kommisario Atzert deckt auf: "Kant und die Kenner des Mittagsschlafes."

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Kommentare zu diesem Text

Absinth (62)
(10.03.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 11.03.16:
"Metapher" sagen die Klugscheißer - die Tonne ist nur eine Metapher für Bedürfnislosigkeit (- war es nicht ein Faß? - egal!)
Sie ist in der Tat inspirierend.

Weiß Du, die Absinth-Herstellung ist fest in der Hand der Industrie, sowie den EU-Kommisaren. Mir ist das zu teuer, auch wenn ich die Produkte der tschech. Firma Cami sehr zu schätzen weiß. Für den kleinen Geldbeutel ist Cannabis als Mittler zu den Geistern geeigneter. Aber selbst da muß man aufpassen. Ich würde gern mal über den Unterschied von Sativa und Indica schreiben ... doch dazu müsste man momentan noch in Denver leben, you know what I mean ...

Gruß
Lothar
Danke für die Freundlichkeiten
swetlana (51)
(10.03.16)
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 LotharAtzert antwortete darauf am 11.03.16:
Danke Dir, Swetlana, für die Auszüge aus dem Buch "Jesus und die Urchristen".
Astrologie und Astronomie sind wie die zwei Beine: mit nur einem Bein kann man nicht laufen. Aber die Industrie stellt Krücken her und so humpeln wir heute durch das Leben und schlagen mit der Krücke auf die wenigen Astrologen ein;-)
Hier im kV ist es dasselbe - ein Spiegel der Welt. Aber ich mache da nicht mit - und für Babette gilt das auch. Gleichzeitig, von park inspiriert, nenne ich die Hauptverantwortlichen für das Krückenspektakel: EkkehartMittelberg, ues, Sätzer und Graeculus - ihnen folgen fast alle wie die Lemminge und für diese Worte trifft mich ihr Bannstrahl ähnlich ,wie im Mittelalter die Vogelfreien.
Man hat mir Klicks aus "Schöne neue kV-Welt" abgezogen, weil es "zu viele" waren. Ob den vier genannten usern jemals schon ein Klick abgezogen wurde, wage ich zu bezweifeln.

Gruß
Lothar
(Antwort korrigiert am 11.03.2016)
ues (34) schrieb daraufhin am 11.03.16:
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nibiru (37) äußerte darauf am 11.03.16:
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 11.03.16:
@ ues - ich weiß nicht, was du als mit deinem Buddhisten zum Ausdruck bringen willst, die Reduktion darauf interessiert mich allerdings auch nicht. Im Thread geht es um den ersten Philosophen Thales, um die Trennung von Astrologie und Astronomie, sowie deren Folgen. Wenn Dir dazu nichts einfällt, so bestätigt doch das gerade meine Äußerung über Dich.
BabetteDalüge (67)
(11.03.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 11.03.16:
Was ist denn ein gedellter Körperteil, was das Stöffche der Sterngucker?
Jaja, wir predigen, wie ... wie hieß der denn, der zu die Tieren sprach?
Danke

 LotharAtzert meinte dazu am 11.03.16:
95 mal angeklickt - jetzt bin ich wieder im kritischen Bereich ...
(Antwort korrigiert am 11.03.2016)
plyzylus (17)
(11.03.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 11.03.16:
Hättste mal gesagt, was du nicht verstehst ...
Über den Titel hab ich lange nachgedacht - und mit einem mal war er da.
Danke
nibiru (37)
(11.03.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.03.16:
Danke, nibiru.
Keine Sorge. Wie sagte einst Nietzsche: "Was mich nicht umbringt, das macht mich stärker."
Gruß
Lothar
(freut mich, daß Du noch da bist!)
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