Der rettende Flyer

Anekdote zum Thema Abgrund

von  Bluebird



Es hatte einen heftigen Streit mit Achmed, ihrem irakischen Freund, gegeben. Und wieder hatte er sie geschlagen und danach fluchtartig die Wohnung verlassen. Aishe lag nun bäuchlings auf ihrem Bett und heulte sich dich die Seele aus dem Leib.
    Nach einiger Zeit hörte sie auf zu weinen und setze sich hin. Die Streitszene rollte wieder vor ihrem geistigen Auge ab … diffuse Gedanken kamen und gingen … ihr Inneres schmerzte. So brachte sie etwa zehn Minuten zu , als auf einmal kristallkar ein Gedanke aus all dem Chaos hervortauchte: !Ich mache Schluss mit meinem Leben!
    Aishe hatte mit diesem Gedanken schon gelegentlich gespielt. Aber noch nie hatte er ihr so klar vor Augen gestanden. Sie stand wie ferngesteuert auf, zog sich eine Jacke über und verließ die Wohnung.

Es war schon weit nach Mitternacht, als sie am Bahnhof ankam. Sie ging hoch auf den Bahnsteig. Jetzt würde es nur noch wenige Minuten dauern. Dann war endlich Schluss! Als sie auf die Anzeigetafel blickte, stellte sie fest, dass der nächste Zug erst am Morgen einlaufen würde. Enttäuscht setzte sie sich auf eine Bank. Das Leben hatte ihr eine letzte Galgenfrist gewährt
    Mit welchen Hoffnungen war Aishe vier Jahre zuvor nach Deutschland gekommen. Ein neues Leben in einem freien Land ohne strenge muslimische Regeln … die Sprache lernen … vielleicht Studieren. Sie hatte wirklich große Träume gehabt. Aber die Realität hatte dann leider etwas anders ausgesehen … Ausländerbehörde, Massenquartiere, Gelegenheitsjobs ( natürlich „schwarz“) usw.
    Aber dann vor einem Jahr hatte sie Achmed kennengelernt. Er sah toll aus, hatte einen Kellnerjob und umwarb sie mit großen Charme. Schließlich war sie zu ihm gezogen. Aber da war dann mehr und mehr seine andere, dunkle Seite zum Vorschein getreten. Rechthaberisch, ohne Grund eifersüchtig und schnell zum Zorne neigend, hatte er schließlich sie zu schlagen begonnen … ihr Leben war langsam aber sicher zur Hölle geworden.

Eine Windbö fegte über den Bahnsteig. Aishe schlug unwillkürlich den Kragen ihrer Jacke hoch. Ein Blatt Papier wirbelte durch die Luft und kam genau vor ihren Füßen zum Erliegen. Als ob es so sein sollte. Sie beugte sich vor und hob den Flyer hoch und las die dickgedruckte Überschrift: ER kennt deine Not und will Dir helfen!
    Es handelte sich bei dem Zettel um einen christlichen Flyer, in dem es darum ging, dass Jesus für alle Menschen gestorben sei und dass man über Ihn in eine Beziehung mit Gott gelangen könnte. Es endete mit den Worten: Rufe mich an in Deiner Not und so will ich dich erretten (Psalm 50)

Aisha hatte interessiert den Flyer zuende gelesen und in ihrem Innern glimmte ein „Fünkchen Hoffnung“ auf. Wieso war ihr der Flyer genau vor die Füße gefallen. Das konnte doch kein Zufall sein? Es kam ihr wie eine Botschaft vor. !Aber von wem?! , dachte sie. Aber das war irgendwie auch klar. Wenn es wirklich eine Botschaft war, dann doch wohl von IHM. Von Jesus … oder von Gott!
    Sie glitt von der Bank und kniete sich auf den Boden nieder, senkte ihren Kopf und faltete ihre Hände. Eine ganze Weile verharrte sie in dieser andächtigen Haltung. Dann flüsterte sie: „Errette mich!“ Im gleichen Augenblick durchflutete sie ein Strom aus unbeschreiblicher Freude und Frieden. Und instinktiv wusste sie: !Ich bin gerettet!.
      Als sie wenig später den Bahnsteig wieder verließ war sie ein neuer Mensch. Sie wusste, dass sie nun zu Gott gehörte! Sie ist auch heute noch (- dem Basistext zufolge -) eine gläubige Christin …


Anmerkung von Bluebird:

 Eine Kurzgeschicht, auf einer  wahren Begebenheit basierend

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Augustus (05.08.16)
Wenn ich sehe, wie Mephisto in diesem speziellen Falle zu Werke geht, dann muss ich schmunzeln, denn seine verspielte und verführerische Natur weiß er so geschickt einzusetzen, dass ers schafft, eine Muslimin zum Christentum zu bekehren; das kann nur Mephisto einfallen solch ein Streich.
Denn die Mühe, einen zu Bekehren und mühelos dafür tausende christlich Gläubige durch Erdbeben oder Kriege zu dezimieren, scheint mir ziemlich unausgewogen; so handeln Unternehmen, die Neukunden bessere Angebote unterbreiten als den Bestandskunden, der Geschäftsführer scheint daher auf Mephisto reingefallen zu sein.

Ave
Augustus
Graeculus (69) meinte dazu am 05.08.16:
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 Bluebird antwortete darauf am 05.08.16:
Allem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hermann Hesse)


dies stimmt vielleicht nicht immer, aber oft! Und den 99 anderen Schafen geht es auch ganz gut, wenn sie sich willig führen lassen vo guten Hirten ...

 loslosch schrieb daraufhin am 08.08.16:
offen bleibt, wie achmed darauf reagiert, ob er sie sucht, auffindet, windelweich verprügelt oder ebenfalls zum christentum übertritt.
Lance (52)
(05.08.16)
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 Dieter Wal (06.08.16)
Ständige Wiederholungen bewirken gewisse Eintönigkeit. Vielleicht gefällt dir  dieser Text.

 Bluebird äußerte darauf am 06.08.16:
Da könntest du auch den" Beatles" und "Vincent van Gogh" vorwrfen, dass sie "eintönig" gewesen sein ... wer genauer hinschaut sieht Variationen und Entwicklungen

gerade der vorliegende Text ist ein persönlicher Quantensprung, weil ich das erste Mal eine reale Begebenheit in recht gewagter Weise erzählerisch/fiktiv gestaltet habe ... gerade, dass du dies nicht gemerkt hast beweist, wie gut es mir gelungen ist
(Antwort korrigiert am 06.08.2016)

 Dieter Wal ergänzte dazu am 06.08.16:
Könnte ich ihnen nicht nur nicht vorwerfen, weil beide tot sind. Deine Selbsteinschätzung auf dem Niveau der Beatles oder Van Gogh gefällt mir.

Freut mich, dass du für dich etwas Neues ausprobiertest. Mit dem verlinkten Blogger verbindet dich eure Beharrlichkeit und euer Sendungsbewusstsein. Ansonsten inhaltlich etwa das Gegenteil. Bin zuversichtlich, dass ihr euch persönlich gut verstehen dürftet, wenn auch die Ideologien stark variieren.
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