Universal Botox

Essay zum Thema Geister

von  LotharAtzert

Seinen Namen habe ich mir nicht gemerkt - irgendein Rockstar ist wohl an den Folgen einer Schönheitsoperation gestorben. Mit 27 Jahren. Das Botox wäre mir  keines Textes wert, hätte dieser Mensch zuvor nicht etwas gesagt, was ob des Widersinnes überrascht: "Ich werde mich niemals anpassen."
Inzwischen scheinen solche Statements gang und gäbe zu sein - je angepasster, umso mehr wird ein Gegenteil als Maske heraufbeschworen. Die Hölle, so klagte  unlängst Beelzebub  - wir spielen manchmal zusammen Schafskopf - wird demnächst wegen Überfüllung schließen müssen.

Ohne Not gehen sie zum Schönheitschirurgen, unzufrieden nur mit dem, was sie für ihre Identität halten und entwerfen bzw. unterwerfen ihr Gesicht des Bürgers Zwangsvorstellung vom Ideal, ohne den beschwerlichen Weg seines Realisierens gehen zu wollen.
Daß man den Wunsch verspürt, schöner zu werden, ist durchaus verständlich. Schließlich öffnen sich dem Ebenmaß Tür und Tor zu Glanz und Gloria, was man halt darunter versteht. Skalpelle schneiden dann die designte Wunschfratze milimetergenau, Spritze, Fettabsauger und besagter Beelzebub helfen mit beim Verdrängen in die Gene. Sollen doch die Nachfahren sich mit der Entsorgung auseinandersetzen.

Was spiegelt sie, die äußere Erscheinung des Menschen, anderes, als dessen Erwirktes? Nicht den Moment, sondern zeitverzögert, da die Materie beim Nachbilden oft Tage, Wochen, Jahre benötigt, bei manchen Untaten sogar Jahrhunderte beim Auf- und Abbau dessen, was im Inneren geschieht: Abneigung macht dünnlippig und ebnet im Fortgang Landschaften, Anhaftung sorgt für den stechenden Blick, bzw Abgründe im Gemüt, über entsprechend unbewußte Muskelan- und entspannungen durch Mondrhythmen und so weiter und so fort. Das Gesicht spiegelt also im Knochenbau die Vergangenheit und in der Mimik die Gegenwart. Aus diesen beiden Komponenten erschließt sich dem weltlichen Betrachter das Wesen und dem Yogi die wahr-scheinliche Zukuft.
Das impliziert: wandelt man seine Geistesgifte Gier und Hass in Mitgefühl und Weisheit, (dazu siehe meine  Schriften, wie "Auf dem Weg zur Juweleninsel" oder °°°°) so ändert sich langfristig auch die Physiognomie. Die Kondition aber ist schneller, als die Konstitution, für welche längerwellige Rhythmen gelten.
"Ich werde mich niemals anpassen." - Wirklich, Idioten reden so! Indem sie sich dem gängigen Schönheitsideal unterwerfen, verpfänden sie ihr Erwirktes, bloß weil sie haben wollen, was ihnen nicht zusteht.
Den Preis dafür hat der junge Rocker nicht freiwillig bezahlt, Beelzebub musste ihn zwangseintreiben. Übrigens glaubt der Bluebird (schon der Name weist auf das Verdrängte klar hin: den Ursprung) daß Beelzebub ein Dämon sei. Was in gewisser Weise auch stimmt: Dämonen sind Abspaltungen des reinen Geistes, des Uranus, des Erstgeborenen. Wer sie erkennt, dem spiegeln sie die eigene Gespaltenheit. Aber das weiter zu verfolgen führt zu weit weg von der Botoxparty.

Anpassung, wir Astrofreaks sprechen von den Belangen des sechsten Hauses, dem zweiten Quadranten im Kreuze Christi, wo Merkur, der Gott der Diebe das ultimative Sagen hat: Wir passen an zwischen dem, was an Bedingungen vorherrscht und dem, was unser Subjekt wünscht oder will, daß es sei. Hier lernt man also vielerlei Kupplungen zu produzieren, Speichel zu lecken und andere unschöne Dinge. Vor allem die des meisterhaften Täuschens, zuerst sich selbst und dann die anderen. Wir lernen die richtige Betonung, die suggerieren soll: "Ich werde niemals angepasst sein an den herrschenden ...." und an dieser Stelle kommt dann das kokret zu Verdrängende - "Mainstream - never ever! That’s Rockn Roll babe.". - dem Beelzebub huscht ein Lächeln übers facebook.

Anpassung, wir Astrofreaks sprechen von den Belangen des sechsten Hauses, wo Merkur, der Gott der Diebe das Sagen hat: Man passt an zwischen dem, was an gesellschaftlichen Bedingungen vorherrscht und jenem, was der Einzelne von uns zu brauchen glaubt, um gesund zu bleiben oder zu werden. Dh. wir lernen, daß wenn wir uns für tüchtig halten, bei den entsprechenden Stellen vorzusprechen, um ein Diplom, Examen und so weiter zu erwerben, um damit auszukommen, was es an Einkommen ermöglicht. "Vernunft", sogar "Ehrlichkeit" nennen die Menschen dieses kluge Merkur-Täuschen. Es ist oft ein hartes Leben, denn man muß nicht nur seine Träume verdrängen, sondern auch alles, was der Ozean des Denkens zurück ans Land des Bewußtseins wirft. Doch sobald der Drang zu groß wird, brechen alle Dämme.

Schönheitschirurg, Philosophieprofessor, Profiler beim BKA, Fachmann Bachmann GmbH.u CoKG für angewandte Wandverputzung - jeder betreibt sein eigenes Verdrängungsspiel, kauft, oder verkauft, sein eigenes oder ein Stück fremdes Schicksal, als Opfer und Täter, wechselweise wie der Mond - und stets im Namen des Guten. Aber "wir werden niemals angepasst sein an die Dummheiten dieser Welt" - Halleluja! Gepriesen sei, was wir erkennen, rocken, schneiden, pfeifen, stanzen, zur Zwangsneurose verdichten ... für die Nachwuchself.
 
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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(29.10.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 29.10.16:
Die Titanic, ja. Deren Untergang nutzten einige in Hollywood, um aufzugehen als Stars - auch eine Anpassung.
Danke
unfrankiert (52)
(29.10.16)
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 LotharAtzert antwortete darauf am 29.10.16:
Daß auch mir der Unterschied zwischen Anpassung und Lüge bekannt ist, davon darfst Du ausgehen.
"Die Natur passt sich seit Jahrtausenden an die Gegebenheiten an und der Mensch gezwungenermaßen an die Natur." soweit richtig. Aber dann fängt’s ja erst an, tragikkomisch zu werden. Der Mensch passt sich auch an jene an, die ihm Vorteile bringen. So ein Hochschullehrer zB. darf nicht den Stoff lehren, den er am eigenen Leib als wahr erfahren hat - er hat vielmehr den Auftrag, Festgeschriebenes zu lehren, er ist also vom Staat abhängig. Und bei Philosophen wird’s ganz schlimm: er muß den Kant kennen, muß ihn als einen der bedeutendsten usw. usw. usw. - das steckt doch keine Erfahrung dahinter, sondern wir alle werden manipuliert - gestern sprachst Du noch vollmundig davon, jetzt wendest Du es gegen meine Worte an. Denke bitte noch einmal drüber nach.
"Wandel, oder Anpassung ist wohl eines der Hauptgesetzgebungen dieses Universums." - Auf Gesetzgebung gebe ich nichts. Anpassung ist ein Aussteuern gegenüber vorliegenden Bedingungen, ist nur 1/12 vom Kreis, in welchem sich stetige Wandlung vollzieht. Man merkt, du denkst ins Blaue hinein und folgst keiner Tradition. (ich meins ja nicht so hart, aber es muß doch mal angesprochen werden.)
Gruß
L.
unfrankiert (52) schrieb daraufhin am 29.10.16:
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 LotharAtzert äußerte darauf am 29.10.16:
Traditionen sind unterschiedlich. Sie mögen einschränken, bieten aber auch Zuverlässigkeit. Beim Buddhismus zB. kann ich meinem Lehrer, der vor mir den Weg gegangen ist, den einst Buddha ging und lehrte, unbedingt vertrauen. Stellt er mich vor Aufgaben, deren Sinn mir nicht einsichtig ist, weil mir der Klarblick fehlt, so folge ich seiner Anordnung. Bisher, also im Nachhinein, war das immer gut. Folgst Du keiner Tradition, so kannst Du sehr leicht vom Weg abkommen und einem Irrglauben des Egos verfallen, der weitreichende Folgen hat. Das Ego versucht alles, um nicht vernichtet zu werden. Dabei besteht es nur aus Zuständen, die permanent wechseln, eine beharrende Substanz an sich gibt es nicht. Wenn du Dir selber traust, so traust du deinem Ego, also den sich verändernden Zuständen ...
Nein, ich vertraue da eher den Linienhalter des Vajrayana. Was heißt denn "Aus meiner Sicht gibt es Wahrheiten überall"? Das ist im wahren Sinne des Wortes ein Allgemeinplatz, - ohne jeden Esprit. Man kann darauf nur mit "Ach so" antworten. Wenn ich aber sage "Wahrheit währt", dann beinhaltet das ein jenseits des Zeitigen Währens, oder wie es in unserer Tradition heißt: ungeboren-unzerstörbar - hier-jetzt - Bewußtsein. Dieser Zustand ist leicht zu erlangen und noch leichter wieder zu verlieren. Wenn Du das aber ohne Lehrer schaffst, ihn jederzeit aufrecht zu erhalten, dann, o Buddha ... sei auch Du mein Lehrer.
unfrankiert (52) ergänzte dazu am 29.10.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 29.10.16:
Es geht hier um die Präsenz in dem, was währt - und nicht um Glaube, Fehlbarkeit, Ismen und Meinungen dazu.
.
"Das Nirwana sehe ich nicht als erstrebenswert an" - wer sieht? Wer strebt? - Das ist alles Samsara, Illusion, Ausreden ... laß gut sein, Du mußt ja nicht praktizieren, solange Du nicht brennst.
unfrankiert (52) meinte dazu am 29.10.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.10.16:
Das Herz brennt im Feuer der Begeisterung, die man auch Liebe nennt.
unfrankiert (52) meinte dazu am 30.10.16:
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heilerfeld (33)
(29.10.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 29.10.16:
Yeah - wir rocken das Röckchen.

 Dieter_Rotmund (29.10.16)
Die erste Hälfte gefällt mir gut, dann wird es vage und fahrig, finde ich. Du kommst zu sehr vom "Ästchen aufs Stöckchen", wie man so schön sagt!

 LotharAtzert meinte dazu am 29.10.16:
Na dann fdH (friß die Hälfte)
Ich geb Dir allerdings recht - hab’s verkackt!
Danke
ZUCKERBROToderPEITSCHE (60)
(30.10.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.10.16:
Hey, da bist Du ja wieder. Danke Dir.
Ja, Anpassung ist überlebensnotwendig. Wir dürfen nur die Grenze zur Mimikri nicht überschreiten. Wenn ein Klugscheißer die Vernunft über alles stellt und glaubt, es sei höchste Philosophie, dann ist das wie Botox: es lähmt die Muskeln.
Ich schreibe "wir Astrofreaks", weil ich doch genau weiß, was die kV-Etablierten von mir denken - mit Abwinkgeste und so.
Anpassung führt zur Bewußtheit, das hab ich im Text vergessen.
LG
L
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