Sebastian Edathy liest, dass die Integrationsbeauftragte gegen ein pauschales Kindereheverbot ist

Kurzprosa

von  toltec-head

Koloniale Spuren bis in die Gegenwart, ein heikles Erbe, gestern in der Ausstellung im Landesmuseum gewesen. 200 völkerkundliche Objekte aus den ehemaligen deutschen Kolonien. Die herrlich geformten Dolche aus Übersee, mit denen es bestimmt viel Spaß machte, den benachbarten Stamm zu überfallen, sollen nicht die kriegerische Natur der Einheimischen widerspiegeln, sondern den bellizistischen Geist ihres Sammlers. Wundervolles riesiges Adler-Totem abgeluchst mit bösem, bösem Reichs-Adler im Kopf. Ich kam für Voodoo und werde gleich zu Beginn mit einem überlauten Video konfrontiert, wo Leute in der Fußgängerzone Hannover gefragt werden, wo sie heute noch Spuren des Kolonialismus sehen. Jegliches nagual wird von den Ausstellungsmachern auf diese Weise vom heutigen tonal politscher Korrektheit ertränkt. Die Objekte werden sozusagen ein zweites Mal kolonialisiert, nur eben nicht mehr vom Wilhelminismus, der ja doch immerhin noch Stilansätze zeigte, sondern vom amorphen Margot Käßmann Weltbild: Alles war gut, bis die bösen Europäer kamen. Toller Fon-Stuhl, auf den sich der Herrscher so setzte, dass seine Wirbelsäule aus einer Vulva herausragte. Der untere Teil der Rückenlehne besteht nämlich aus einer Frau, die ihre Beine weit von sich streckt, so dass man seine Rosette an ihrer Scheide reiben kann.  Die Idee ist die gleiche wie auf dem Thronbild Otto des Dritten im Liuthar-Evangeliar, wo sexy Otto auf Frau Welt hockt, nur afrikanischer, mit mehr Witz und Esprit. Sich von etwas kolonialisieren zu lassen, das toller und stärker als man selber ist, was das eigene tonal sprengt, ist doch toll. Der Fehler der Kolonialherren war der selbe wie in der Ausstellung, statt einfach nur Herren zu sein, wollten sie ihren aller grässlichsten Protestantismus missionieren. Statt ihren Reichsadler als Super-Totem zu präsentieren, statt sozusagen in einen Dialog zwischen Totem und Totem einzutreten, wollten sie musealisieren und Eintrittsgelder für ihren Kitsch verlangen.

Durchblättere beim Rausgehen noch die Museumsbroschüre, in der man ein Kopftuchfräulein mit Audio-Guide andächtig lauschend in der Mittelalterabteilung vor einem großen Retabel mit Kreuzigung sieht. Man kann es mit dem tonal so weit treiben, dass es Züge des nagual annimmt. Nach Aufschnitt gelaufen dann noch, in der Fußgängerzone mit Voodoo im Kopf.


Anmerkung von toltec-head:

 Otto III. mit Frau Welt

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Kommentare zu diesem Text

Festil (59)
(03.11.16)
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 toltec-head meinte dazu am 04.11.16:
Nein.
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