Ist religiöser Glaube (per se) unvernünftig?

Essay zum Thema Glaube

von  Bluebird


  Während religiöse Überzeugungen vielfach als fraglos falsch oder zumindest stark begründungsbedürftig gelten, finden andere Weltanschauungen fraglosen öffentlichen Beifall, etwa die naturalistische These, dass die Naturwissenschaften den einzigen verlässlichen Zugang zur Wirklichkeit darstellen.
    Dies ist besonders deshalb erstaunlich, weil es gegen diese These eigentlich ... eine lange Tradition überzeugender philosophischer Gegenargumente gibt, die sich keineswegs aus religiösen Quellen speisen
In der Tat begegne ich in Diskussionen mit Atheisten immer wieder dieser naturalistischen These und es ist äußerst mühsam, diesen offensichtlichen Irrtum vor Augen zu führen. So sehr hat sich dieser Glaube an die Richtigkeit dieser These verinnerlicht. und verbreitet.
  Und im Zuge dieser falschen Grundüberzeugung wird auch immer wieder von der "Unvernünftigkeit" religiöser Überzeugungen gesprochen: 

  Zuweilen wird nämlich eingewandt, dass religiöse Überzeugungen keinen wissenschaftlichen Begründungsansprüchen genügen und daher nicht vernünftiger Weise vertretbar wären. Diesen Einwand könnte man szientistisch (wissenschafts-gläubig) nennen und er tritt in mehreren Varianten auf
Ja, genauso ist es, wie ich aus meinen mehrjährigen Diskussionen mit Atheisten immer wieder feststellen konnte. Und gerne werden "Wissenschaft und Vernunft" in einem Atemzug genannt. Vernunft auf den Wissenschaften basiere ... manche behaupten sogar, dass nur dass als vernünftig gelten könne, was auch wissenschaftlich begründbar sei.
Das ist aber z.B. deshalb schon unplausibel, weil wir gerade die fundamentalsten Überzeugungen unseres Alltagslebens und wichtigsten Entscheidungen unseres Lebens nicht auf wissenschaftliche  Begründungen zurückführen, und aber dennoch nicht unvernünftig fühlen
Soll heißen, auch der Atheist glaubt durchaus vernünftig zu denken und zu handeln, wenn es nicht wissenschaftsbasiert und - begründet ist. Will aber gleichzeitig diese Vernünftigkeit dem religiös Gläubigen absprechen, wegen fehlender wissenschaftlicher Begründung. Wird da nicht schon deutlich, wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird?

So, und um nun den Text nicht zu lang werden zu lassen, komme ich zum Schluss. Und behaupte:
1. Es gibt durchaus andere Zugänge zur Wirklichkeit als die Naturwissenschaften
2. Ein religiöser Glaube kann durchaus begründet und vernünftig sein, auch wenn die wissenschaftliche Bestätigung fehlt
Zum Beispiel würde ich meinen eigenen (christlichen) Glauben u.a. mit dieser 30 - jährigen Erfahrung begründen:  FOTO

(Alle Zitate sind dem wissenschaftlichen Grundlagenbuch "Religionsphilosophie" von Stefan Löffler entnommen)

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(13.11.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 13.11.16:
Genau! Eben das Empfinden, welches einen Friedrich Hölderlin sagen ließ: "An das Göttliche glauben die allein, die es selber sind".
Das ist ja keine Überheblichkeit, wie das die Zeitgenossen gern auslegen, sondern das tiefe Empfinden der Unio Mystica.
Vernunft - vernehmen: so habe ich es (von Dritten) gehört.
Graeculus (69) antwortete darauf am 13.11.16:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 13.11.16:
Hölderlin und Lothar - klingt gut, aber zuviel der Ehre.
Man darf es nicht wortwörtlich nehmen. Der Glaube jener, die es selber sind - da ist der Glaube ja nur noch eine Zugabe, nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist die Hingabe des Selbst an das Göttliche, welches keine Unterscheidung mehr trifft zwischen Göttlich und Nichtgöttlich bzw. zwischen Verehrer und Verehrtem. Ich glaube ... daß das so stimmt.

 Augustus äußerte darauf am 13.11.16:
Wo im Gehirn konzentriert sich der Glaube und welche elektrischen und chemischen Verbindungen sind nötig zwischen den Gerhinzellen, um den Glauben hevorzurufen? Interessant wäre zu wissen, ob der wage alltägliche Glaube bei praktischen Angelegenheiten, wie etwa wenn man sich nicht mehr an den Einkaufszettel erinnernt, wo man ihn abgelegt hat und glaubt, er liege auf dem Küchentisch und nicht auf dem Wohnzimmertisch; ob eben dieser Glaube genau aus derselben Quelle quillt, wie der Glaube an Gott.
Diese Vorstellung ähnelt dem ein- und demselben Würfel, mit dem man Gott sowohl als auch alles andere würfeln kann.

Ave
Augustus
Jack (33)
(13.11.16)
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Graeculus (69) ergänzte dazu am 13.11.16:
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 Jericho (16.02.17)
True!
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