Alles nur purer Zufall?
Essay zum Thema Zufall
von Bluebird
(von Bluebird)
Nach dem Gesetz der großen Zahl sind noch die verrücktesten Zufälle geradezu banal. Mit anderen Worten ausgedrückt: Bei der Vielzahl von Menschen, Orten und Ereignissen auf der Welt passieren geradezu zwangsläufig auch ungewöhnliche Dinge. … Fazit: Es wird lediglich ein Sinn in etwas hineininterpretiert, wo keiner vorhanden ist!
Stimmen Sie dieser Aussage nicht zu, so vermute ich mal, dass Sie eher einen religiös-gläubigen Hintergrund haben. Für Sie sind persönliche Zufälle mehr als nur eine rechnerische „Banalität“, sondern eher Winke des Schicksals. Und um es gleich vorwegzunehmen, ich gehöre auch zu dieser Gruppe! Und bin deshalb natürlich nicht unparteiisch.
Das statistische Argument hat natürlich eine gewisse Berechtigung. Aber selbst wenn es eine statistische Wahrscheinlichkeit für unwahrscheinliche Zufälle gibt, ist das natürlich keineswegs ein Beweis dafür, dass es sich auch tatsächlich um pure Zufälle handelt. Sie könnten dennoch übernatürlicher Herkunft, gelenkte Fingerzeige des Schicksals oder gar Fügungen Gottes sein! Das Eine schließt das Andere nicht zwingend aus.
Aber wie kommen wir da nun weiter? Müssen wir uns wirklich mit dieser recht unzufriedenen Pattsituation zufriedengeben? Nein, ich denke nicht! Denn es gibt etwas, was die Waagschale eindeutig zugunsten der Schicksalsgläubigen senken lässt: die zielführende Zufallskette!
Eine zielführende Zufallskette!? Was soll das denn sein? Nun, genau das, was der Name auch sagt. Eine Abfolge (Kette) von ineinandergreifenden, aber sehr unwahrscheinlichen Zufällen, die aber notwendig sind um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Fehlt ein Kettenglied, bricht alles zusammen.
Sehr theoretisch, mag mancher hier denken. Deshalb möchte ich dies mal an einem persönlichen Beispiel demonstrieren, was ich unter einer zielführenden Zufallskette verstehe: Mein wundersamer Weg auf eine Bibelschule
In der von mir erwähnten Geschichte beginnt die zielführende Zufallskette ja mit einer außergewöhnlichen Begebenheit:
Wie die meisten Anderen stand ich mit geschlossenen Augen und himmelwärts gestreckten Armen da, als ich plötzlich deutlich die leise geflüsterten Worte: „Breite Straße“ vernahm. Ich war so überrascht, dass ich augenblicklich die Augen öffnete und nach der "Wortquelle" suchte.
Meine beiden Nebenmänner waren im Lobpreis vertieft. Ganz offensichtlich waren die Worte nicht von ihnen gekommen. Aber wer war es dann gewesen? Es blieb eigentlich nur eine Interpretation offen: Es war ein übernatürliches Reden geschehen. Aber was sollte mir damit gesagt werden?
Meine beiden Nebenmänner waren im Lobpreis vertieft. Ganz offensichtlich waren die Worte nicht von ihnen gekommen. Aber wer war es dann gewesen? Es blieb eigentlich nur eine Interpretation offen: Es war ein übernatürliches Reden geschehen. Aber was sollte mir damit gesagt werden?
Am nächsten Morgen war es nun so, dass ich zu einem Gespräch im Jugendamt verabredet war. Als ich das große Wilhelm-Marx-Haus betrat, warf ich zwecks Raumsuche einen Blick auf die riesige, im Foyer angebrachte Hinweistafel. Ich hatte die gesuchte Zimmernummer gerade gefunden, als mir plötzlich auffiel, dass auf der Glasscheibe ein Zettel angebracht war. Ich las erstaunt mit ungläubigen Augen: „Wir sind umgezogen in die Breite Straße!“ Natürlich fiel mir sofort wieder die das übernatürliche Reden vom Vorabend ein. "Breite Straße" Die gehörten Worte standen nun plötzlich geschrieben da
Aber dann der aufgeklebte Zettel am nächsten Morgen, den ich sicherlich nicht groß beachtet hätte ohne das Ereignis vom Vorabend. Das war nun wirklich als gelenkter Zufall (Fügung) deutlich erkennbar.
Beide Begebenheiten, so ungewöhnlich sie auch einzeln und in ihrer Zusammenwirkung waren, hätten noch keinen Sinn ergeben, wenn es nicht zielführend weitergegangen wäre.
Nach den bisherigen beiden Kettengliedern 1. Die Stimme und 2. Der Zettel kommt nun ein weiteres Kettenglied zu der zielführenden Zufallskette aus Mein wundersamer Weg auf eine Bibelschule (hier anclicken) hinzu.
Vier Tage später schaute ich aus meinem Zimmerfenster. Es goss draußen in Strömen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen an diesem Vormittag das Bafög-Amt in der Breite Straße" aufzusuchen. Aber beinahe schien es so als ob sich der Himmel gegen mich verschworen hätte. Wieder kamen mir die Zweifel. War das mit der Bibelschule nicht einfach eine dumme, nicht realisierbare Idee? Ein Luftschloss?
Wenn eine Bibelschule überhaupt gefördert wurde, so war ich für eine solche Förderung auf jeden Fall zu alt.
Gut, ich werde bis 11 Uhr warten. Wenn es dann nicht aufgehört hat zu regnen, vergesse ich die ganze Angelegenheit.
Gegen 10.50 Uhr schaute ich erneut aus dem Fenster. Nach wie vor goss es in Strömen. Innerlich begann ich mich schon darauf einzustellen, meinen Bibelschultraum abzuhaken. 10.58 Uhr. Nach wie vor goss es in Strömen. OK, dass war es dann wohl, dachte ich leicht enttäuscht. Es war halt eine alberne Idee gewesen.
Als ich aber sicherheitshalber Punkt 11 Uhr noch einmal aus dem Fenster schaute, glaubte ich für einen Moment meinen Augen nicht zu trauen. Es hatte komplett aufgehört zu regnen, wie als wenn jemand den Regenhahn zugedreht hätte.
Das gibt es nicht! dachte ich. Und wusste doch im gleichen Augenblick, dass dies kein Zufall war. Wenige Minuten später verließ ich meine Wohnung und machte mich auf den Weg in die Breite Straße.
Als ich aber sicherheitshalber Punkt 11 Uhr noch einmal aus dem Fenster schaute, glaubte ich für einen Moment meinen Augen nicht zu trauen. Es hatte komplett aufgehört zu regnen, wie als wenn jemand den Regenhahn zugedreht hätte.
Das gibt es nicht! dachte ich. Und wusste doch im gleichen Augenblick, dass dies kein Zufall war. Wenige Minuten später verließ ich meine Wohnung und machte mich auf den Weg in die Breite Straße.
Wie wir bislang gesehen haben, hat es in meiner autobiografischen Geschichte Mein wundersamer Weg ... bislang drei miteinander verkettete Zufallselemente gegeben:
1. Die übernatürliche Stimme
2. Der angeklebte Zettel
3. Das Regenwunder
Jetzt hatte ich zwar die Idee, dass mich mein Weg auf eine Bibelschule führen könnte, aber dem stand die vollkommene Aussichtslosigkeit einer Bafög-Gewährung gegenüber. Ich war Anfang 30 ( gefördert wurde normalerweise nur bis 27) und hatte schon in meinem ersten Studium (Sozialpädagogik) kein Bafög erhalten.
Aber wegen der obigen drei Hinweise begab ich mich - meinen Verstand ausblendend - dennoch zum Bafögamt in der Breiten Straße. Und reichte einen Antrag ein.
Ehrlich gesagt war ich schon ziemlich überrascht, dass ich zu einem Gespräch eingeladen wurde. Das war an sich kein schlechtes Zeichen, aber an den Fakten hatte sich ja nichts geändert. Und die sprachen eindeutig gegen eine Förderung.
Dann endlich war es soweit. Mit gespannter Zuversicht machte ich mich auf den Weg zum klärenden Gespräch im Bafög-Amt. Wie würde es wohl ausgehen? Barfuß oder Lackschuh? Als ich wenig später die Amtsstube betrat, begrüßte mich ein kleiner, etwa 50jähriger Mann mit Handschlag und wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch: "Nehmen Sie doch bitte Platz!"
Mein Gegenüber kam schnell zur Sache: "Ich will nicht lange drum herumreden. Ich habe Ihren Antrag geprüft und es besteht eine Möglichkeit, dass wir Sie fördern!“ Das hörte sich gut an. Ich entgegnete: „Obwohl ich schon dreißig bin?“ Er lächelte: „Nicht obwohl, sondern weil sie dreißig Jahre alt sind!“ Ich schaute ihn erstaunt an.
Er erklärte mir, dass es eine Regelung für die Förderung von Studienabbrecher gäbe: „Bedingung ist, dass der Antragsteller in seinem ersten Studium nicht bafögmäßig gefördert worden ist und dass er dreißig Jahre alt ist. Und zwar exakt dreißig Jahre alt!“ Er lächelte: „Beide Bedingungen erfüllen Sie. Wären Sie ein halbes Jahr später gekommen, also mit 31, würde diese Ausnahmeregelung nicht mehr für Sie gelten.“
Ich war sprachlos. Welch ein Glück! Welch eine Fügung!
Mein Gegenüber kam schnell zur Sache: "Ich will nicht lange drum herumreden. Ich habe Ihren Antrag geprüft und es besteht eine Möglichkeit, dass wir Sie fördern!“ Das hörte sich gut an. Ich entgegnete: „Obwohl ich schon dreißig bin?“ Er lächelte: „Nicht obwohl, sondern weil sie dreißig Jahre alt sind!“ Ich schaute ihn erstaunt an.
Er erklärte mir, dass es eine Regelung für die Förderung von Studienabbrecher gäbe: „Bedingung ist, dass der Antragsteller in seinem ersten Studium nicht bafögmäßig gefördert worden ist und dass er dreißig Jahre alt ist. Und zwar exakt dreißig Jahre alt!“ Er lächelte: „Beide Bedingungen erfüllen Sie. Wären Sie ein halbes Jahr später gekommen, also mit 31, würde diese Ausnahmeregelung nicht mehr für Sie gelten.“
Ich war sprachlos. Welch ein Glück! Welch eine Fügung!
Durch eine unglaubliche Fügungskette war ich nun schon in die Bibelschul-Nähe gelangt. Alles hing nun wirklich davon ab, dass der Amtsleiter mir das Bafög auch gewährte.
„Allerdings“, fuhr mein Gegenüber fort, „müssten Sie mich noch überzeugen, dass die Gründe für die Nichtbeendigung ihres Studiums schwerwiegend genug sind! Denn nur dann kann ich Ihrem Antrag zustimmen!“ Er schwieg und schaute mich erwartungsvoll an.
Ich begriff, dass ich jetzt eine einmalige Chance erhalten hatte. Einen kurzen Augenblick sammelte ich meine Gedanken. Dann begann ich zu erzählen von meinen Schwierigkeiten in meinem Anerkennungsjahr, die letztendlich zum Bruch mit der Leitung des Jugendclubs geführt hatte. „Sie sehen“, sagte ich,“ dass am Ende mein Glaube und die Arbeit unvereinbar waren. Es ging einfach nicht mehr!“
Ich begriff, dass ich jetzt eine einmalige Chance erhalten hatte. Einen kurzen Augenblick sammelte ich meine Gedanken. Dann begann ich zu erzählen von meinen Schwierigkeiten in meinem Anerkennungsjahr, die letztendlich zum Bruch mit der Leitung des Jugendclubs geführt hatte. „Sie sehen“, sagte ich,“ dass am Ende mein Glaube und die Arbeit unvereinbar waren. Es ging einfach nicht mehr!“
Er hatte seine Hände während meines Erzählens wie zum Gebet gefaltet unter seinem Kinn gehalten. In dieser Pose verharrte er auch jetzt noch einen Moment. Seine Miene verriet keine Regung.
Dann plötzlich senkte er dir Hände, lächelte mich freundlich an und sagte: „Sie haben mich überzeugt! Wir werden ihre theologische Ausbildung bafögmäßíg fördern. Die ersten beiden Jahre ohne, das dritte Jahr mit Rückforderung. Aber erst wenn Sie in Lohn und Brot sind!“ Er stand auf, reichte mir die Hand und sagte: „Alles Gute auf Ihrem weiteren Lebensweg."
Dann plötzlich senkte er dir Hände, lächelte mich freundlich an und sagte: „Sie haben mich überzeugt! Wir werden ihre theologische Ausbildung bafögmäßíg fördern. Die ersten beiden Jahre ohne, das dritte Jahr mit Rückforderung. Aber erst wenn Sie in Lohn und Brot sind!“ Er stand auf, reichte mir die Hand und sagte: „Alles Gute auf Ihrem weiteren Lebensweg."
(Text wird fortgesetzt)