wenn man jetzt beten könnte

Gedicht zum Thema Verzweiflung

von  monalisa

und sei es nur um anzuklagen
einem allmächtigen gott
seine ohnmacht
vorzuwerfen
einem ’vater unser’
er hätte nicht aufgepasst
er würde nicht genug lieben
wenn er all die gräuel zuließe
stumm und fern

jetzt – wenn man beten könnte
– das tote kind im arm –
seine seele entlassen könnte
in einen himmel der zuversicht

wenn man glauben könnte – jetzt –
dass nicht alles zu ende
nicht alles sinnlos und vergeblich ist

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Kommentare zu diesem Text

MarieT (58)
(11.01.17)
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 monalisa meinte dazu am 14.01.17:
Ob es ein Gebet ist oder nicht, erscheint mir nicht so wesentlich, liebe Marie, entscheidend ist, was es bewirkt. Hier kommt die Sehnsucht von uns aufgeklärten, vernunftbetonten Menschen zum Ausdruck, sich in Grenzsituation äußerster Trauer und Verzweiflung ENT-lasten zu können, die Sehnsucht, an ein höheres Wesen glauben zu können, dem man den Schmerz, die Verzweiflung, die Verantwortung übergeben kann, bei gleichzeitig großen Zweifeln, der mangelnden, oder kümmerlichen Fähigkeit, glauben zu können.
Vielen Dank für deine Gedanken dazu!
Liebe Grüße
mona

 HarryStraight (11.01.17)
Wenn eine Ehefrau ihren Mann verliert, dann nennt man sie Witwe. Wenn ein Kind, seine Mutter verliert, dann ist es ein Waise. Wie aber nennt man einen Elternteil, das sein Kind verliert?
Stelzie (55) antwortete darauf am 11.01.17:
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 Tomcat22 schrieb daraufhin am 11.01.17:
dein Text hat mich sehr angesprochen und berührt drückt er doch für mich nur allzu menschliches aus, ich war und bin in meinem Leben auch oft gänzlich an Gott und der Welt verzweifelt, doch gerade diese abgrundtiuefe Verzweiflung in der eigenen scheinbaren Hilflosigkeit und Ohnmacht hat mich dann mit ihrer Macht erduldend kämpfend unglaubliche Kräfte freigesetzt, ...das Furchtbare unlösbare scheinende durchzustehen... und im Nachihinein habe ich dann immer den Eindruck das es eine göttliche Kraft, gute Mächte, mein Herrgott oder wie immer du es bezeichen würdest, wenn du wie ich ein trotzalledem oder gerade deswegen ein sehr gläubiger Mensch bist....die mich durch das Dunkel furchtbare immer wieder durchführt, durchträgt, auch wenn in der akuten Situation mir erstmal alles hoffnungslos, aussichtslos und völlig dunkel erschien

Der große Chansonsänger und Anachist in Frankreich Leo Ferre hat einmal gesagt: "Verzweiflung ist die höchste Form der Kritik an den furchtbaren Mißständen in dieser Welt."
(Antwort korrigiert am 11.01.2017)
(Antwort korrigiert am 11.01.2017)
(Antwort korrigiert am 11.01.2017)

 monalisa äußerte darauf am 14.01.17:
Vielen Dank euch allen, die ihr euch auf dieses komplexe Thema eingelassen und eure Gedanken und Empfindungen dazu dagelassen habt.
Wie ich oben an Marie schon schrieb, ging es mir in diesen Zeilen vor allen Dingen um die Sehnsucht des Menschen generell nach Spiritualität, nach ENT-Lastung, um das Bedürfnis, an ein höheres Wesen glauben zu können, Verantwortung abgeben und sich trösten lassen zu können. Dieses Bedürfnis scheint mir sehr groß bei gleichzeitig großen Zweifeln, großer Verzweiflung, das wollte ich an diesem speziellen, tragischen Ereignis aufzeigen.
Wenn ein Kind stirbt, wird das als ganz besonders schlimm, als widernatürlich empfunden. Wenn ein Kind stirbt, stirbt etwas von unser aller Zukunft, wird die Welt um eine Hoffnung ärmer.
Das sind Einzelschicksale, mit denen verwaiste Eltern irgendwie zurecht kommen müssen. Es macht aber darüber hinaus betroffen, auch wenn man gerade dieses Kind nicht gekannt, nicht geliebt ... hat.
Ich habe versucht, offen zu lassen, wer ’das tote Kind im Arm’ hält, ob ein Elternteil, ein Nahestehender oder ein Retter, der ein verunglücktes, ein durch Krieg oder Terror gewaltsam getötetes Kind, birgt. So soll es für einen furchtbaren Schicksalsschlag schlechthin stehen, einen Schicksalsschlag, der aushebelt, an die Grenzen führt und hilflos nach Halt suchen lässt.

Liebe Grüße
mona
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