Tacheles geredet!

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Meine Arbeit im Jugendclub langweilte mich. Wieder einmal kamen mir Zweifel, ob eine sozialpädagogische Tätigkeit wirklich das Richtige für mich war.
    Eines Vormittags setzte ich mich ins Büro und schrieb an  meinem Bericht für die das Anerkennungsjahr begleitende Praktikumsgruppe. Am Ende zog ich ein vorläufiges Fazit: "Ich verstehe mich in dem Jugendclub in erster Linie als Missionar, erst in zweiter Linie als Sozialpädagoge!"
  Was durchaus übertrieben war, da ich nur gelegentlich mal ein paar Worte über den Glauben unter den Kindern hatte fallen lassen. Aber stimmte, weil ich durchaus nach günstigen Gelegenheiten Ausschau hielt.

Ich war gerade fertig, als mir plötzlich einfiel, dass ich ja noch die Spülmaschine in der Küche ausräumen musste. Hastig packte ich den Bericht in eine Plastikhülle, ließ ihn aber auf dem Schreibtisch liegen anstatt ihn in meine Aktentasche zu tun.. Eine folgenschwere Nachlässigkeit!
    Als ich etwa eine Viertelstunde später ins Büro zurückkam, empfing mich Astrid,  die Leiterin, mit einer eisigen Miene: "Ich möchte dich zu einem Gespräch in den Aufenthaltsraum bitten! Geh schon mal vor! Ich komme gleich!" Leicht irritiert in den Aufenthaltsraum und wartete dort.
    Etwa zwei Minuten später kam die Leiterin zusammen mit Ulrike, ihrer rechten Hand, in den Raum. Sie setzte sich an den Tisch, während Ulrike stehen blieb, und knallte meinen Bericht auf den Tisch: "Erkläre mir bitte den Satz: Ich verstehe mich in erster Linie im Jugendclub als Missionar, erst in zweiter Linie als Sozialpädagoge !"


Anmerkung von Bluebird:

Ort und Zeit: Düsseldorf 1987

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