Samstag war unser geplanter Hauptabend. Hier sollte in der Gemeinde ein von uns durchgeführter evangelistischer Abend stattfinden. Zu diesem Zweck gingen wir tagsüber in Zweierteams durch die Stadt und verteilten Einladungsflyer. Das heißt, ich briet mir eine Extrawurst . Ich ging alleine los und verteilte gezielt einige Flyer an Personen, die mir auffielen.
Irgendwann landete ich dann auf einem großen Burghof, von wo aus man über die ganze Stadt blicken konnte. Es waren vielleicht 40 Personen anwesend. Wem sollte ich einen Flyer anbieten? Ich konnte mich nicht entscheiden.
Plötzlich fiel ein, dass ich ja als Kind Gottes Macht hatte, in den unsichtbaren Raum hinein zu befehlen. Irgendwer hatte so etwas mal gelehrt. Eine gute Gelegenheit, dies mal auszuprobieren: "Im Namen Jesu befehle ich, dass alle Personen jetzt den Platz verlassen, die hier nicht hingehören!"
Ich hatte es kaum ausgesprochen, als sich plötzlich fast alle auf dem Burghof befindenden Personen - unabhängig voneinander - Richtung Abgang zu bewegen begannen, als wenn sie eineninneren Befehl erhalten hätten. Dies war ein so absurdes Bild, dass ich es fast nicht glauben konnte. Der Zusammenhang zwischen meinem Gebet und dieser Bewegung war mit den Händen zu greifen.
Zurück blieben vier junge Frauen, die nun in einiger Entfernung von mir standen. Es war mehr als offensichtlich, dass ich sie nun für die Abendveranstaltung einladen sollte. Und plötzlich, ähnlich wie bei dem auf dem Wasser gewandelten Petrus, begann mein Glaubensmut zu Schmelzen und ich in den Fluten meiner Schüchternheit zu versinken. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, zu den Mädels hinüberzugehen und sie für den Abend einzuladen.
Schließlich zogen sie ab und ich blieb alleine - zerknirscht und mit einem schlechten Gewissen - auf dem Burghof zurück. Ein geschlagener "Glaubensheld"!
Anmerkung von Bluebird:
Folge 83 meiner autobiografischen Erzählung (1985 - ...)