Der Tod des Säuglings

Geschichte zum Thema Ausweglosigkeit/ Dilemma

von  ManMan

Claude Lanzmann hat die Shoa dokumentiert, die systematische Ermordung der Juden. Eine derjenigen, die den Shoa überlebt hat, war Ruth Elias, der er einen eigenen Film widmete, den wir in ARTE sehen konnten. Der fürchterliche Dr. Mengele verbot der Wöchnerin, ihr Kind zu stillen und ließ ihr die Brust bandagieren. Der Säugling verfiel immer mehr, sein Tod war eine Frage der Zeit. Wie lange es dauern würde, wollte Mengele herausfinden. Forschungsinteresse. Die Frau bekam hohes Fieber wegen der Milch in der Brust, das Kind schrie. Ruth Elias war sich sicher, dass sie am nächsten Morgen in die Gaskammer gebracht würde. Nachts kam eine Frau und brachte eine Morphiumspritze. Damit solle sie den Säugling „erlösen“, denn er habe keine Chance zu überleben. Warum die Ärztin die Spritze nicht selber ansetze, fragte Frau Elias. Nun, hieß es, sie habe den Hippokratischen Eid geschworen und wolle diesen nicht brechen. Sie selbst schaffe es vielleicht zu überleben. In ihrer Verzweiflung willigte die Mutter ein. Das Kind starb bald. Der tote Säugling wurde „beiseite geschafft“, sehr zum Missfallen Dr. Mengeles am nächsten Morgen. Er wollte den Leichnam sehen, bekam ihn aber nicht. Ruth Elias gab er einen Tag Aufschub. Aber sie überlebte. Ob das Gnade oder Strafe war, bleibt offen.
Ich habe einst mit einem Theologen über diese Geschichte diskutiert und ihn gefragt, wo denn sein Gott damals gewesen wäre. Er antwortete, er glaube, dass Gott in Auschwitz gestorben sei.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (24.01.18)
"in ARTE": Eher unüblich. Konvention bei Fernsehsender ist "auf", aber auch "im" mit der der Erweiterung "-kanal".

Ansonsten gerne gelesen.

Kommentar geändert am 24.01.2018 um 10:53 Uhr
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