Mobbing

Text

von  Cathleen

Dieser Text gehört zu folgenden Projekten:  Texte vom Tod.,  "Auf Messers Schneide" - Selbsthass/-mord Lyrik
Mobbing

Wer mithalten wollte, verspottete sie.
Es ging bis zum Hass, denn sie wehrte sich nie,
die Brillenschlange mit Schüttelfrisur
und frühreif entwickelter Birnenfigur.

Pro Tag war sie mindestens einmal dran.
Dann schwieg sie die Mitschüler einfach nur an.
Die Lehrer hielten’s für Gleichgültigsein.
Im Zeugnis stand immer „Sie fügt sich nicht ein“.

Mutter, lass doch einmal deinen Wein!
Mutter, heb doch einmal dein Gesicht!
Mutter, lass dich einmal auf mich ein!
Mutter, siehst du meine Wunden nicht?

Der Weg zu den Mitmenschen war derart schmal,
ihn gehen zu müssen beinah eine Qual.
Zur Tarnung trug sie ein gefälschtes Gesicht.
Ihr wirkliches, echtes bekam niemals Licht.

Sie lebte nur auf in der eigenen Welt,
den Ausgang nach draußen mit Sorgfalt verstellt.
Wenn doch jemand anklopfte, wurde ihr schlecht.
Jetzt müssen, das setzte sie außer Gefecht.

Mutter, lass doch einmal deinen Wein!
Mutter, heb doch einmal dein Gesicht!
Mutter, lass dich einmal auf mich ein!
Mutter, siehst du meine Wunden nicht?

Der Schritt ins Erwachsenendasein schlug fehl.
Es war keine Chance, sondern nur ein Befehl.
Wo andre erblühten, verwelkte sie ganz.
Das Hamsterrad nahm ihren Augen den Glanz.

Verführt von der Aussicht auf ewige Ruh,
tat sie eines Tages das ihre dazu
und schüttete zwanzig Faustan in den Tee.
Mit rührender Würde entkam sie dem Weh.

Mutter, lass doch einmal deinen Wein!
Mutter, heb doch einmal dein Gesicht!
Mutter, lass dich einmal auf mich ein!
Mutter, siehst du meine Wunden nicht?

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (02.03.18)
Hallo Cathleen,

die erste Strophe und ganz besonders diese Strophe hier

Verführt von der Aussicht auf ewige Ruh,
tat sie eines Tages das ihre dazu
und schüttete zwanzig Faustan in den Tee.
Mit rührender Würde entkam sie dem Weh.

finde ich verflixt gut! Die beiden oder auch nur die hier zitierte könnten wunderbar für sich allein stehen.

Der Rest - sei mir nicht gram - schwappt mir zu üppig über meinepersönliche K-Schwelle, ist mir zu rührselig, zu dicke aufgetragen, zu sehr auf die Tränendrüsen gedrückt und der Refrain ist so melodramatisch, dass er vielleicht in einer Oper gut käme, möglichst auf Italienisch, aber.
Klar, alles eine Frage des Geschmacks, ich weiß.

Deshalb will ich dir ausdrücklich hier lassen, dass ich die beiden hier genannten Stophen wirklich mag. Der eigentlich für humoristische Texte gedachte Paarreim macht in diesem Fall hier den Inhalt so leichtfüßig, dass die Verse klingen, wie das Selbstverständlichste der Welt. Geschickter Schachzug.

Liebe Grüße

Sabine

 Cathleen meinte dazu am 02.03.18:
Danke, dass du es für einen Schachzug hältst. Ich hab wenig Ahnung von Reimtheorie und ich habe auch keine bewusste Wahl getroffen. ;)
Dass ich deine Kitsch-Schwelle überschreite, lässt sich nicht ändern. Ich bin eben so. Auf einem anderen Forum hab ich sogar schon einen Komponisten an der Hand. :)
LG Cathleen

 EkkehartMittelberg (02.03.18)
So etwas Originelles übeer Mobbing habe ich noch nicht gelesen.
Es klingt für mich wie ein Bänkelsang, der eine Kitschkomponente enthält. Deshalb stört sie mich keineswegs.
Ganz sicher bin ich mir auch nicht, ob es übertrieben ist, denn es gibt sie, die Pechmarie, die alles Unglück magisch anzieht.

 Cathleen antwortete darauf am 02.03.18:
Oh, ja, die gibt es! LG Cathleen
Bette (70) schrieb daraufhin am 03.03.18:
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 Cathleen äußerte darauf am 03.03.18:
Das glaubt sie ja nun gerade NICHT. Von den Lehrern bekam sie regelmäßig ein "Sie fügt sich nicht ein" attestiert. Der Zwang, dazugehören zu müssen, ging eher von den Anderen aus. :) Gruß zurück
Bette (70) ergänzte dazu am 03.03.18:
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 Cathleen meinte dazu am 03.03.18:
Liebe Bette, ich bin gerührt, dass du so mitgehst. Liebe Grüße in dein Wochenende! Cathleen

 Kullakeks meinte dazu am 04.03.18:
Der Text ist gut geschrieben aus der Sicht des Gemobbten.
Der Gemobbte ist hilflos und weiß nicht sich zu wehren.

Es als Schicksal zu sehen ist verheerend.
Und die Schuld beim Gemobblten zu suchen ebenfalls.
Zu sagen: schau bei dir ebenfalls.

Man muss das große Ganze sehen.
Es geht nicht an, dass Menschen die Schuld bei den Schwachen suchen
In einem Zusammenleben bedarf es keine Zuschauer weder Ignoranten noch Schuldzuweiser.
Es bedarf viel mehr, Zivilcourage
Unterstützung der Schwachen und sie zu stärken.

Nicht das hast du dir selbst zuzuschreiben hast, weil du mit Gewalt nicht umgehen kannst, oder noch was zu lernen hast.
Sich über andere zu stellen ist nur noch Wasser ins Feuer zu gießen

Hier noch mal Wörter für Mobbing
Belästigung Schikane Stalkin Intrige, Kabale, Quälerei Gewalt

Leider sind viele in einer Mobbingsituation hilflos und haben Angst selbst zum Opfer zu werden und unwissend zu handeln.

Es geht hier um Zerstörung des Menschen
und nicht um Wachstum, das Werden des Menschen
anders ausgesprochen die W(u)erd(e) des Menschen zu respektieren statt zu zerstören.

Da können noch viele Menschen ihr Wissen aufstocken
in Hinsicht Gewalt, Mobbing und Zerstörung
und zu fragen was ist mein eigener Anteil dabei nicht das Wachstum zu unterstützen, sondern der Zerstörung


LG

 Cathleen meinte dazu am 04.03.18:
Danke, das hast du sehr gekonnt zusammengefasst. Oft schauen Lehrer auch aus Bequemlichkeit beiseite. Mein Sohn war auch ein Mobbingopfer und ihm ist nie geholfen worden. Ich wurde immer nur angerufen, damit ich ihn aus der Schule abhole. Mir hat jedes Mal das Herz geblutet, weil ich das Problem aus meiner Kindheit kannte. Heute ist das alles ja noch viel schlimmer.
LG zurück

 Omnahmashivaya (15.03.18)
Ein sehr trauriges Gedicht, welches die Realität wiederspielgelt. Kein Einzelfall. Das Thema sehr gut in Worte gefasst.
LG Sabine

 Cathleen meinte dazu am 15.03.18:
Danke. :) LG zurück

 Cathleen meinte dazu am 15.03.18:
Die ursprüngliche Antwort wurde am 15.03.2018 um 18:39 Uhr wieder zurückgezogen.
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