Drei Hindernisse oder Phasen auf dem Weg ein LitForen-Autor zu werden

Manifest zum Thema Alleinsein

von  toltec-head

Furcht... Macht... Alter...

Furcht aus dem tonal rauszufallen, irgendwie nicht "richtig" zu schreiben, am oberflächlichsten Furcht um Rechtschreibung, Grammatik etc., schon etwas tiefer: Furcht aus dem Konsens rauszufallen, irgendeinem Konsens, heute natürlich der links-liberale Gutmensch-Konsens, aber die Furcht aus irgendeinem Nazi-Konsens rauszufallen, wäre natürlich um keinen Deut besser. Wer in einem LitForum postet und auf Literatur schielt, hat schon verkackt. Hinter allem immer ganz tief und unhintergehbar: die Furcht vor dem Tod. Deshalb mögen Fräulein schöne Auschwitz-Literatur oder Mitleidsliteratur gehobener Form aller Sorten oder Realitätseinbrüche wie die Flüchtlingskrise als einen Roman zu sehen so sehr: Hauptsache sich von dem  eigenen Tod ablenken lassen.

Macht

Niemand mit Macht, sei es literarische, politische, wirtschaftliche oder Sex Macht, kann auf einem LitForum schreiben, noch viel weniger ganz bewusst zu einem LitForen-Autor werden. Macht und LitForen schließen sich aus, oder die Macht ist wie ein Türwächter zum LitForen-Reich: Rentner und HartzIV-Junkies, Unfreiwillig Zölibatäre und andere Trolle sind herzlich Willkommen, Macht ist hingegen ein so starkes Ausschlusskriterium, dass Leute mit Macht es gar nicht erst versuchen. Wie ein Text eines LitForen-Autors mit Macht aussehen könnte, kann niemand sagen, denn bislang hat es einen solchen Text noch nicht gegeben.

Alter

Das schrecklichste aller Hindernisse, weil es anders als Macht nicht zum Selbstausschluss führt. Im Gegenteil: die Betroffenen schreiben ständig weiter und merken gar nicht, wie sie sie sich immer weiter verlieren... Kim dachte mit Schauder an alte Männer und Frauen wie sie auf der Toilette stundenlang über ihrer eigenen Scheiße kauerten... Die einzig ertragbaren alten Männer und Frauen waren bösartige alte Männer und Frauen wie Der Alte vom Berge oder so manch eine mittelalterliche Hexe... Er sieht den Alten Mann in einer weißen Robe, seine Augen überblicken das Tal zum Süden hin.  Er späht nach seinen Feinden, die seine Mission zerstören könnten, und findet sie. Er ist vollkommen einsam hier. Seine Assassinen sind Verlängerungen seines eigenen Körpers.

Am aller schrecklichsten, denkt Kim, ist die Gefahr vom Alter in einen verschmutzten Idiotenkörper eines Alt-BRD-Autors, der 50 Jahre einfach nur "gut" war, in die Falle gelockt zu werden. Er hat Scheiße unter seinem Wohnzimmersofa und versucht die ganze Zeit, sie mit den eigenen Händen wie ein Hund wegzuschaufeln. Von Zeit zu Zeit gibt ihm sein Herrchen einen Preis dafür.

Der Alt-BRD-Autor würde in einem Zimmerwinkel hocken und schluchzen, dass er in Anbetracht der Ungerechtigkeit der Welt ein schrecklicher und ein böser Mensch sei.

Er war, reflektierte Kim mit der Unerbittlichkeit der Jugend, nicht böse genug, sich wenigstens auch nur einmal 3 Sekunden lang zusammenzuhalten...

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (27.04.18)
Es gibt keine Hindernisse auf dem Weg, ein LitForen-Autor zu werden. Das ist das Schlimme. Die Erkenntnis dessen ist die entscheidende Phase, die man tunlichst ungenutzt verstreichen lassen sollte. Wenn man es schafft.
michaelkoehn (76)
(27.04.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram