Minerva

Prolog zum Thema Vampire

von  ThalayaBlackwing

Die Zeit verging und Lia blieb in der Nähe Leipzigs. Sie betrat nur selten das Domänengebiet. Sie wollte lieber für sich bleiben, mit den beiden Welpen, die ihr noch geblieben waren. Immer wieder kehrte sie zu dem Ort zurück, da sie die Spur Logans aufgenommen hatte, doch sie verblasste nur weiter, ohne jemals erneuert zu werden. Was sollte sie tun? Weiterziehen? Sie wusste es nicht. Der Wald und die Orte um Leipzig herum waren ein guter Ort, um verborgen zu bleiben, und sich sicher zu ernähren. Sie achtete sehr darauf, dass niemand etwas merkte. Sie wagte es auch nicht, dieses Gebiet, außerhalb einer Domäne zu markieren, und als ihr eigen zu deklarieren. Sie war einfach noch nicht soweit, das Alpha eines Rudels zu sein, aber, was sie nicht zuzugeben wagte, sie war es bereits. Sie war das Alpha dieses, ihres eigenen kleinen Rudels.

Wann immer sie die Gegenwart eines anderen Kainiten spürte, brachte sie ihre Welpen fort. Sie mied die durchreisenden Gangrel genauso wie alle anderen Kainskinder, die sich in diesen Teil des Waldes verirrten. Was sollte sie ihnen auch sagen? Es war besser, sie blieben unter sich. Aber was dann? Sie wusste, sie konnten nicht auf ewig hier bleiben, verborgen vor dem Rest der Gesellschaft. Sie würde ihren Weg zurück nach Eisenach bald antreten müssen, und ihre Welpen, was dann? Sie durfte ihre Sicherheit nicht riskieren. So rief sie die beiden zu sich.

„Ich werde mich bald für einige Nächte auf eine Reise begeben. Diese Reise hilft uns vielleicht, doch noch jemanden aus unserem Rudel zu finden. Ihr seid schneller erwachsen geworden, als die anderen Welpen unseres Rudels, weil ihr es musstet. Ihr habt euch bereits einmal dazu entschieden, auf mich zu warten. Aber jetzt geb ich euch frei. Ihr seid keine Welpen mehr, ihr seid vollwertige Gangrel und somit ist es nun eure eigene, freie Entscheidung, ob ihr auf meine Rückkehr warten wollt, oder ein anderes Rudel suchen wollt. Ich kann euch nicht viel bieten. Ich bin keine Alpha, ich bin einfach nur ich. Ihr seid meine Familie, aber manchmal muss Familie sich trennen, weil die Wege verschiedene sind. Wenn ihr bleiben wollt, gern, wenn ihr gehen wollt, wünsche ich euch alles Gute.“

Dann drehte sie sich um, um zu gehen. Der Junge, welcher sich nie zu einem Namen hatte durchringen können, und immer nur der Junge gerufen wurde, sprach:

„Lia? Wir werden warten. Du bist wenigstens gut zu uns. Marie wollte nur Macht, du aber sorgst dich echt um uns, als wären wir wirklich deine Familie.“

Lia, die überrascht war, drehte sich erneut um.

„Ihr seid meine Familie, ganz egal, wer euer Sire oder eure Sires ist. Familie bedeutet mehr als das schnöde Blut, bei uns noch mehr als bei den Sterblichen. Meine biologische Familie hat mich damals im Stich gelassen, Fremde waren es, die meine Familie wurden. Und in diesem Le… dieser Existenz seid ihr meine Familie. Ich hoffe, ich bin auch ein Teil der euren.“

Schweigen trat an die Stelle der Worte, die Lia sagte, dann nickte der Junge und auch seine Schwester.

„Wir sind eine Familie. Aber wollen wir nicht vielleicht doch nach Leipzig?“ fragte der Junge.

„Ja, vielleicht sind da andere Gangrel, mit denen wir ein Rudel werden können?“, fügte das Mädchen an.

„Wenn ich zurück bin, werde ich die Wälder Leipzigs nochmal untersuchen, ob es sicher für uns ist. Ich weiß, dass wir irgendwann einen festen Ort unser zu Hause nennen müssen, ich hatte nur gehofft, dass irgendjemand aus unserem alten Rudel es hierher geschafft hat. Ihr wisst so wenig über die Gesellschaft der Unsterblichen und ich eigentlich auch. Wir müssen sehen, wer hier Prinz der Domäne ist, ob er uns Gangrel wohlgesonnen ist, oder ob es jemand ist, der uns nur als Kanonenfutter sieht. Ich werde mich darum kümmern. Du, Junge, pass auf deine Schwester auf, bis ich zurück bin. Wenn du andere Kainiten siehst, nähere dich ihnen nicht, aber wenn du es dir zutraust, kannst du sie gern beobachten, aber lass dich nicht erwischen.“

Dann drehte sich Lia um, lief in die Höhle, die sie für sich selbst ausgewählt hatten, und meditierte. Ja, sie würde bald aufbrechen müssen, morgen Nacht, oder übermorgen Nacht. Und dann würde sie noch einmal nach Logan suchen.

Als die nächste Nacht hereinbrach, zog Lia los. Der Weg nach Eisenach war weit und der Tag, da sie nach Deutschland zurückgekommen war, rückte unaufhaltsam näher. Sie wollte nicht, dass ihre Schwester, die sie nie hatte kennenlernen dürfen, dieses Jahr keine Blume erhielt. Auch ihre Mutter war zurückgekehrt, denn ihr Grab war nun neben dem Ihres Vaters. Doch sie war ihr egal. Gabriele aber konnte nichts dafür, dass sie einander nie kennenlernen konnten. So eilte sie, im Schutz der Dunkelheit an jenen Ort zurück, wo ihr altes Leben zerbrach und ihr neues Leben begann. Sie kletterte auf ihren Baum und überblickte den Wald und die wenigen Lichter Eisenachs, die um diese Zeit noch brannten. Bald würde die Sonne aufgehen, und wenn sie wieder versank, würde Lia die weiße Lilie, die sie wie stets im Laden am Friedhof finden würde, auf Gabrieles Grab legen.

Als sie in der nächsten Nacht erwachte, wusste sie sofort, dass sie nicht allein war. Sie blickte sich um und konnte niemanden sehen, bis… ja, dort oben im Baum, dort saß jemand. Nein, etwas. Eine Eule. Sie blickte auf die junge Gangrel herab.

„Der Wald ist nicht sicher für eine wie dich.“, schuhute die Eule. „Viele böse Raubtiere machen noch immer Jagd auf die Tiere in Menschengestalt. Kleine Mäuse unter den Eulenkrallen sind sie für die.“

„Sie sind noch immer hier? Sie jagen noch immer Gangrel?“, fragte Lia ungläubig.

„Gangrel, ja so haben sie die Mäuse genannt. Stöbern die Nester auf und jagen sie ins Freie und dann stürzen sie sich auf sie. Und manchmal, da kommen auch Jäger am Tagem sehen aus wie die Jäger, sind aber Falken, keine Eulen, fliegen am Tag und sind nicht so geräuschlos.“

„Verdammt, danke dir, liebe Freundin. Ich muss nur etwas erledigen, dann bin ich wieder weg.“

„Ich höre, wie sie ihr Gefieder schütteln, rascheln, viel zu laut. Sie scheuchen die Beute auf. Sie glauben, dass die Beute nichts hört, sie glauben, leise zu sein, doch sie kommen.“

Lia, die immer wie ein Schatten durch den Wald huschen konnte, eilte nach Eisenach, nahm die Lilie, die, wie vereinbart, vor dem Blumenladen in einer Vase auf sie wartete und eilte zum Friedhof. Ach Gabriele, werde ich es weiter schaffen, jedes Jahr zu dir zu kommen? Die Feinde suchen noch immer nach uns.

So stand sie vor dem Grab, grübelnd, wie sie es machen sollte. Dann drehte sie sich um und floh in die Nacht. Sie ging über Straßen, statt durch den Wald, aber sie fühlte sich beobachtet. Schließlich aber blieb sie stehen und sah sich um, bereit zu kämpfen, wenn es sein musste. Aber kein Vampir schlich ihr nach, nur ein Schemen am Himmel.

„Sie sind blind und taub. Keine guten Eulen! Plustern ihr Gefieder wie Singvögel, gackern wie Gänse. Du aber bist eine gute Eule, leise, schnell, aufmerksam. Du bist eine gute Jägerin.“ Die Eule von vorhin war ihr also gefolgt.

„Ich bin aber nicht so gut wie du, liebe Freundin. So sag, wenn du es willst, haben sie mich bemerkt?“

Die Eule plusterte sich stolz auf um dann aber klar zu sagen

„Nein, taub wie ein Singvogel und blind wie ein Maulwurf sind sie.“

„Danke, dass du mich gewarnt hast. Wie heißt du, kluge Eule?“

„Minerva.“

„Minerva, wie kann ich dir dafür danken, dass du mich gewarnt hast?“

„Mäuse sind lecker und diese lauten Eulen haben alle aufgescheucht, nichts kann die gute Jägerin mehr finden im Wald.“

„Ich weiß, wo es noch viele Mäuse gibt und keine lauten Trampel mehr, die alles Mäuse warnen.“

„Ich brauche jetzt etwas zum Jagen, schwach sind meine Schwingen sonst.“

Lia schmunzelte. So wehte also der Wind. Sie konzentrierte sich und rief eine einzelne Maus zu sich, packte sie, bevor die Eule sie sich schnappen konnte und träufelte etwas von ihrem Blut auf das Fell der Maus, die sich wand, aber nicht freikam.

„Kannst du noch selbst jagen, oder bist du schon zu schwach, und brauchst meine Hilfe, liebe Minerva?“

Minvera plusterte sich entrüstet auf. „Selber jagen, gib sie frei!“

Lia ließ die Maus los und Minerva stürzte sich auf sie.

„Oh süße Maus, leckere Maus. Du bist eine Eule, die mir gefällt. Ich werde dich begleiten.“

Und so zog Lia mit Minerva zurück nach Leipzig. Zweimal gab sie ihr noch von ihrem Blut und als das Band besiegelt war, kehrten sie auch in die Wälder Leipzigs zurück.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (17.05.18)
Ich habe die ersten zwei Absätze gelesen und keine Ahnung um was es geht. Ist das so eine Art Wildbiologen-Twilight?
GigaFuchs (39) meinte dazu am 17.05.18:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund (17.05.18)
Ich habe inzwischen das Vorwort gelesen; zum allgemeinen Verständnis zitiere ich die wesentlichen Teile hier:
Dieser Text entstand als ein Experiment. Als Live-Rollenspieler macht es am meisten Spaß, wenn der eigene, neue Charakter bereits ein gewisses Maß an Tiefe hat und am besten schon mit einem bespielten, älteren Charakter zusammenpasst.
Diese Geschichte ist genau das. Ein neuer Spieler tritt auf die Bühne, er kennt den anderen, laut Script, sehr gut, aber tatsächlich hat er ihn nur ein oder zweimal vorher gesehen. Wie bekommt man das zusammen, glaubwürdig, für die, die die beiden noch nie zusammen erlebt haben?
Logan ist der Charakter, der schon existierte, Lia, die "Neue", die es aber schon immer gab. Wie passt das zusammen? Die Geschichte beschreibt, was die beiden zusammen erlebt haben, ohne dass sie es erlebt haben.
Ich erhielt ein paar Stichpunkte, ist eigentlich schon fast zu viel gesagt, ich erhielt eine Idee und habe mir meine Gedanken dazu gemacht, wie hätte es sein können, aus meiner Sicht, nachdem, was ich weiß. Ich habe wohl "den Nagel auf den Kopf getroffen" wie man so schön sagt. Wir haben uns von der Geschichte genauso überraschen lassen, wie ihr es (hoffentlich) jetzt auch tut, wenn ihr sie lest.

Ein interessantes Experiment, wie ich finde, aber auch ein gescheitertes: Auch wenn man alles von Anfang an liest, es bleibt kryptisch und hermetisch. Die Geschichte überrascht auch nicht, es ist eher diese typische Rollenspiel-Nerd-Attitüde, die da alles überstrahlt, was die sowieso schwer verständliche Geschichte quasi an den Rand drängt.

 ThalayaBlackwing antwortete darauf am 23.05.18:
Nein, es handelt sich nicht um ein "Wildbiologentwilight" und wenn dir nicht gefällt, was du ließt, ist das okay. Geschmäcker sind verschieden. Wer sich aber nicht einmal die Mühe macht, erstmal zu hinterfragen, was ist die Grundlage des ganzen Textes, besonders eines mehrteiligen, ist respektlos. Solche Kommentare, die schlichtweg nur hingerotzt mitteilen, dass man subjeltiv den Text kacke findet, demoralisieren jeden Schreiberling. Wenn man nichts nettes zu sagen hat, sollte man einfach schweigen, oder im Sinne der Kommentarfunktion: gib dir beim "bewerten" und kritisieren in deiner Ausdrucksweise doch einfach mal so viel Mühe, wie du es (hoffentlich) auch bei deinen Texten tust. Und schlag im Wörterbuch doch mal konstruktive Kritik nach.

Antwort geändert am 23.05.2018 um 23:50 Uhr

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 24.05.18:
Wieso herrscht hier so eine aggressive Anti-Kommentar-Stimmung?
Ich habe mich recht intensiv mit diesem Text und dann mit dem Vorwort auseinander gesetzt. Und dann in der Tat hinterfragt: Ist das Experiment gescheitert oder nicht? Ich verstehe, wo das Problem beim Text liegt, aber nicht das Problem der Auseinandersetzung hier. Ich kann aber sagen: Ein Wohlfühlfilterblase gibt es hier nicht. Du musst alles aushalten können, was man über den Text sagt. Nur so wird man ein besserer Schreiber, das ist (konstruktive) Kritik.

 ThalayaBlackwing äußerte darauf am 24.05.18:
Es herrscht jedenfalls bei mir keine Anti-Kommentar-Stimmung, nur eine anti-ich-rotze-demoralisierenden-kram-hin-Stimmung.

Dein allererster Kommentar zeigt, dass die Aussage, du habest dich sehr intensiv mit dem Text auseinander gesetzt, nicht stimmt. Du hast 2 Absätze des 6. Kapitels gelesen und dich dann abfällig gewundert, warum du den Text nicht verstehst.

Die Geschichte muss nicht überraschen, sonst könnte ich mit der Schreiberei mein Geld verdienen. Es ist eine Hintergrundgeschichte zu einem (Live-)Rollenspielsystem, ja, sie bleibt für manche unverständlich, aber längst nicht für die Mehrheit der Leser, die nichts mit Rollenspiel am Hut haben. Offensichtlich ist der Text nur für dich "kryptisch und hermetisch".

Und bitte was meinst du mit "typische Rollenspiel-Nerd-Attitüde"? Sowas gibt es nicht. Jeder Rollenspieler, jedes Sytsem sind anders und was dafür "typisch" ist auch.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 24.05.18:
Sorry, wenn Du Dich demoralisiert fühlst, aber wie würdest Du Dich fühlen, wenn überhaupt niemand diesen Text kommentieren würde? Wieso soll ich einen Text weiterlesen, der schon zu weiten Teilen des Beginns völlig kryptisch und unverständlich ist? Es wird ja nicht plötzlich alles glasklar! (Habe nachgesehen).

 ThalayaBlackwing meinte dazu am 24.05.18:
Wenn niemand kommentieren würde, wäre es mir egal. Ich schreibe in erster Linie, weil ich Spaß daran habe und veröffentliche hier, damit der Text sicher ist. Dass ich ihn dann Freunden zeigen kann, ist ein positiver Nebeneffekt und das "Fremde" ihn lesen können, ja bitte schön. Ich stehe da zu folgender Devise: wem's gefällt, mag es gerne lese, wem es nicht gefällt, kann weggucken. Du wirst nicht gezwungen den Text zu lesen. Aber wenn du ihn ließt, musst du dein Missfallen wirklich direkt in herablassender Art kundtun? Hätte nicht ein "Sorry, den Text versteh ich nicht und die Schreibweise sagt mir gar nicht zu." Oder vergleichbares gereicht? Mussten wirklich Worte wie "Wildbiologentwilight", "Rollenspiel-Nerd-Attitüde" sein?
Und mal Butter bei die Fische: du hast doch nur Minerva gelesen, den ganzen Rest, also alles, was davor kommt, nicht. Ansonsten muss ich ehrlich gestehen, habe ich keine Ahnung, welche Art von Geschichte dann für dich verständlich sind.
Aber ich beende das ganze jetzt hier. Du hast deine Meinung, ich eine andere, konstruktiv kommen wir nicht zusammen. Dir gefällt der Text nicht, auch wenn du dafür sehr viele Worte benutzt hast, am Ende ist es aber genau das. Deine Kritik hilft mir jedenfalls in keinster Weise weiter, meinen Schreibstil und meine Geschichten zu verbessern.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 24.05.18:
Tja, schade. Ich kann dann abschließend nur empfehlen, Deine Texte auf "nicht kommentierbar" zu stellen, das geht hier bei kV.

"Herablassend" waren meine kritischen Anmerkungen am Text (kann man einem Text gegenüber überhaupt herablassend wirken?) sicherlich nicht, bestenfalls pointiert.
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