[s]Vor Sicht nach Denken[/s] Feuerwehrmännerprosa

Essay zum Thema Bewusstsein

von  LotharAtzert

Das Trübe ist sichtbar. Daher relativ.
Das Klare ist unsichtbar, darum absolut.

Dazwischen sind die Vielfach-Abstufungen, wo ein Trübes sich klärt, oder aber umgekehrt trüber wird, während nichts je das Klare beschmutzen kann. Das Vielfache wiederum kann man in drei Fächern locker unterbringen, doch dazu später.
Wo sich Trübes klärt, entsteht ein Zugewinn an Klarblick für den Schauenden und wo die Triebe am Geschlecht haften, ist man Richtung Dünkel- und Dämmstoff unterwegs.
Für gewöhnlich sinken die Trübteile auf den Grund, sobald kein Trieb mehr diesen aufrührt.
Was dem Griechen wohl an diesem Punkt die Triebe "stecken"? - "Etymologisch falsch!" Triebe treiben immer zum Trüben. Raus aus dem Loch, oder rein.

Wer sieht das? Ich? Wer bin ich, wenn ich mich so frage?
Ist das Ich nicht etwas, das sich pausenlos aus fünf verschiedenen Aggregaten verändert: wenn Feuer dem Wasser zu nah kommt, flüchtet es in feine Tröpfchen. Ist aber die Wassermasse zu groß, wird die Flamme erstickt. Wie kann dieses Ich also zuverlässig sein, wenn es aus widersprüchlichen Elementarkräften besteht und mit dem Tod jeden Halt verliert, weil da die Elemente nach Hause verdunsten, verduften,  verglühen - und wer oder was bewirkt all dieses Wunderwerk?
Gier, Hass, Unwissenheit, sagt Buddha - Zuwendung, Abneigung und Hinundherziehung seien die Nabe zum sechsfachen Lebensrad.
So oder ähnlich spielt es sich ab, bis der Weg zum Suchen nach dem Sucher wird - dem relativ trüben, sonst hätt er sich ja erkennen müssen, um zum Ausgangsapho zurückzukehren.

So kam ich einst grübelnd über die unzuverlässige Natur meiner selbst, wie aller selbst in die Nähe von Dzogchen (Die große Vollendung) und fand darin das siebte Tantra des Dzogchen-Semde, genannt "Der König des Raumes".
Darin heißt es sinngemäß, der Raum habe weder Mitte, noch Rand, weder Kennzeichen, noch keine Kennzeichen. Der Raum ist nicht innen Innenraum und hat außen auch keine Außenhaut. Das traf mich seinerzeit wie ein Faustschlag. Keine Mitte, kein Rand ist auszumachen im so genannten Raum, so sehr wir auch danach forschen - wir können keinen Punkt dauerhaft festnageln in ihm. Und selbst mit den ausgeklügelsten Koordinaten erfassen wir nur die Eintrübungen unserer Zeit.

Unvorstellbar, kein Fallen aus ihm, denn wohin anders sollte Entfallendes fallen, als auf seine Erde.
Bewußt-Sein - Keine Mitte, kein Rand, kein Anfang, kein Ende, kein Festhalten, ja kein Loslassen berührt jemals den Raum ... und doch ist alles in sich vollkommen geordnet.

Kein Streben drückt Raum auseinander, kein Mangel läßt ihn einstürzen, nichts verbessert oder verschlechtert den Zustand als das Währen des Dharmakaya, des Wahrheitszustandes.

Was immer geschieht, geschieht im Wandlungskörper
Was zeitlos-raumlos ist, im extatischen Freudenkörper
Was diese bedingt, ist der unbedingte Wahrheitskörper.

Wandlung-Freude-Wahrheit, dafür lohnt sich dieser Misthaufen. Ich krähte das jahrhundertelang in der Morgenröte meinen geilen Hühnern hinab, (ich verkneif sie mir, die rosenfingrige Eos! Ja, Homer ...) diesen Stille-durchdringenden Urschrei. Aber das war eine andere Zeit. Die Wandlung endeten im Suppentopf. Ich hasse heute noch manchmal Suppen deswegen. Und deswegen erwäge ich, ab jetzt alles Sein sein zu lassen, wie es ist.

Aus einer Dzogchen-Anrufung:
"Angeborene Unwissenheit ist ein Zustand der Unbewußtheit und Ablenkung.
Konzeptuelle Unwissenheit ist die Unterscheidung zwischen sich selbst und anderen.
Diese zwei Formen der Unwissenheit, angeboren und konzeptuell, sind die Grundlage der Verblendung aller Wesen."

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Kommentare zu diesem Text


 toltec-head (06.06.18)
"Omi padme hum"

Was genau bedeutet das? Mir eben YouTube-Video mit Roland Koch, äh Quatsch, dem Dalai Lama zum Thema reingezogen. Bin so schlau wie vorher. Warum nur können die Leute nicht mal einfach nur ganz konkret vom Käse unter ihrer Rille ausgehen???

 LotharAtzert meinte dazu am 06.06.18:
Naja, wenn jeder von seinem Käse unter der Rille schriebe, würfe es die entgegengesetzte Frage auf. Warum schreibst du nicht mal von dem, was dich im Inneren wirklich bewegt, ohne Foren-dies Foren-das???

 Habakuk (06.06.18)
Ich habs für mich als Gedicht, will sagen, als freie Rhythmen ohne feste Strophenform interpretiert, die Verse könnten aber theoretisch auch in Versgruppen gegliedert sein. Bei gleicher Länge spräche man dann von einer Gliederung in Scheinstrophen. Soweit zur Theorie. )
Apropos Triebe, Maestro, manchmal fühle ich mich wie ein Meerschweinchen allein im Käfig. Was tun? Breit ist der Weg. Und schmal die Tür. Den Ecken gehe ich aus dem Weg. Aber wie soll man den Kreisen ausweichen? Fast alle Räume sind quadratisch. Sagt der Tüll Eulenspiegel.

PS. Vermutlich sind es die Wechseljahre. Ich wechsele die schonmal öfter.

dein ratloser Mops
H.

 LotharAtzert antwortete darauf am 06.06.18:
Nachdem Michael geklärt hat (bisher das einzige!), daß es sich bei Möpsen um tapfere Spartaner handelt, brauchst du doch nicht mehr ratlos zu sein.
Scheinstrophen, mein lieber Tüll, gefällt mir, das passt wunderbar zum Scheinheiligen.) Und wie es umgekehrt den Heiligenschein gibt, gibt es den Strophenschein, mithin den Katastrophenschein, jedenfalls hab ich den gemacht und darf jetzt öffentlich katastrophieren.
Dein Gockelhahn Loddar
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