Das von zwei Enden begrenzte Sein

Erörterung zum Thema Unendlichkeit

von  loslosch

Tu fui, ego eris (römische Grabsteininschrift). Verkürzt aus: Quod tu es, fui; quod ego sum, eris. Was du bist, bin ich gewesen; was ich bin, wirst du sein.

In mancherlei Variationen auf "heidnischen" Gräbern der Antike zu finden. Christliches Denken und Lebenseinstellung vermisst hier den Hinweis auf ein Leben nach dem irdischen Tod.

Im gymnasialen Oberstufen-Unterricht der 1950er Jahre reagierte der katholische Geistliche und Oberstudienrat auf Fragen nach dem ewigen Leben: Es sei eine Glaubenstatsache, ein Glaubensgeheimnis und ein Heilsversprechen; doch keiner wisse letztlich, wie sich das jenseitige Leben der Gerechten und Verdammten gestalte. Die Guten befänden sich jedenfalls in der Nähe Gottes und seiner Herrlichkeit. Anfragen in Richtung absoluter Endlichkeit der Seele wies er mit dem Argument ab, das passe nicht zum Heilsversprechen Jesu und es sei Ausdruck von Resignation und Nihilismus: Alles Leben wäre dann vergeblich gewesen.

Leider waren die 18-Jährigen in Ihrer Entwicklung noch nicht weit genug fortgeschritten, sonst hätten sie tiefer gefragt: Wo war der Mensch vor dem Akt seiner Zeugung? Eine Verkäuferin am Obststand neulich: "Ich glaube nicht, dass nach dem Tod noch was kommt." Kurzes Zögern, dann: "Was war denn vor unserem Leben mit uns?"

Eine Antwort glaubt der Hinduismus mit seiner Reinkarnationslehre (Palingenese) zu besitzen. Keine der monotheistischen Weltreligionen misst dieser esoterisch anmutenden Weltsicht auch nur die geringste Relevanz zu.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(04.07.18)
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 loslosch meinte dazu am 04.07.18:
ein spruch (auch) aus der sicht des abgetriebenen fötus.

 Bergmann antwortete darauf am 04.07.18:
Graeculus: "Tolles Argument" meinst du (hoffentlich) ironisch ...

Es gibt keinen Tourismus der Toten.

 loslosch schrieb daraufhin am 04.07.18:
tourismus der toten, grandios! und google reagiert nicht!

 Peter äußerte darauf am 27.01.22 um 00:34:
Was vor unserem Leben war, glaube ich in Psalm 139 zu lesen: Mein Ungeformtes sahen Deine Augen. Und in Dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen da war.

Vor meinem Leben hier war ich also ein Gedanke Gottes ;)
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