Noir

Text zum Thema Existenz

von  RainerMScholz

Ihr habt euch bemüht und euch geschunden und dennoch war alles vergeblich – und jetzt sind die anderen Schuld. Die Anderen. Obschon doch alles vergeblich sein wird und es immer war. Und auch das Opfer heilt nichts, nicht die Wunden, nicht den Tod. Nur die blanke Existenz ist real – alles andere: ein Traum, eine Hülle, Fleisch und Haut. Es hat nur eine Bedeutung, wenn wir das wollen. Nur ein Gedanke, ein Wort – und der Traum ist verflogen. Ein Wort – und es beginnt. Eine Silbe nur, damit es endet. Gefangene sind wir in diesem begrenzten Raum der Begriffe und Vorstellungen; wir müssen mit Zeichen arbeiten und Andeutungen, mit Gesten und Geistern. Die Wolken sind unsere Heimat und alles andere ist Trug und Vergänglichkeit. Wir leben in unseren Projektionen. Was hinter den Kulissen geschieht, die wir selber sind, das wissen wir nicht. Wird dieses Buch geschlossen und auf dem großen Scheiterhaufen verbrannt, dann bleibt verwehender Rauch und Vergessen, sphärische Klänge, Dunst. Da ist kein Gott, außer in den Büchern, kein Himmel, nur ein Gesang, da ist keine Welt, die nicht in uns selber wäre. Was ist Unsterblichkeit? Was ist uns unser Leben? Wir könnten Engel sein, und sind nur schwarze Teufel in einer dunklen Höll´. Da ist kein Licht, das nicht verginge. Wir hängen an unser Wort die Dinge. Affekte, Angst und Begierde sind der Weltenkrone Zierde. Wenn die Flamme erlischt, regiert das Nicht, und jeder Laut wird verstummen, wenn niemand ihn zu hören vermag.
Ich lag
auf einer grünen Wiese,
als die Sterne glitzerten;
in meinen Armen lag Liese
und wir zwitscherten
uns heimlich zu:
Du bist ich
und ich bin du.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (25.07.18)
Da hätten Camus und Sartre aber ihre helle Freude gehabt. „da ist keine Welt, die nicht in uns selber wäre“.
Mich persönlich dünkt, ich bin Gott. Liegt vllt. aber auch an den Temperaturen.

BG
H.

 RainerMScholz meinte dazu am 25.07.18:
Vermutlich Sonnengott (á la francais, avec weggelaufenem Chaumes und Gesinde ).
Gruß + Dank,
R.
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