Zwischen Tröstung und Panik

Glosse zum Thema Lebenseinstellung

von  loslosch

Nihil est, quod tam obtundat elevetque aegritudinem quam ... meditatio condicionis humanae (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Tusculanae disputationes). Nichts vermag den Kummer so zu betäuben und zu erleichtern wie ... das Nachdenken über die Lage des Menschen.

Eine verwirrende Botschaft. Hier geht es zuerst um die Vergänglichkeit. Diese zu bedenken, soll Linderung verschaffen? In zentralen Fragen des Lebenswegs oder in bedrängenden und beengten Lagen kann dieses Nachdenken hemmen und lähmen bis zur Entscheidungsuntüchtigkeit. Soll es ausgerechnet in der fundamentalen Frage der eigenen Sterblichkeit anders sein? Ja, denn hier wird nicht nach der eigenen Entscheidung gefragt: Der Tod ist unausweichlich.

Der religiös gebundene Glaube an die Unsterblichkeit verschafft so manchen Menschen Gewissheit, wo es doch eine solche eigentlich nicht geben kann. In Phasen des Glaubenszweifels leiden sie dann - meist unbemerkt - unter Panikattacken. Wer aber im Bewusstsein der Endlichkeit lebt, dem vermag dieses Nachdenken den Kummer der Endlichkeit zu erleichtern. (Obiter dictum: Cicero selbst ist unter grausamsten Umständen zu Tode gekommen.)

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Kommentare zu diesem Text

Echo (34)
(10.08.18)
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 loslosch meinte dazu am 10.08.18:
meine interpretation ist nicht zwingend, aber passt zu meiner selbstgestrickten lebensphilosophie.

cicero war ein eklektiker, suchte sich sein weltbild aus unterschiedlichen lebensschulen zusammen, in diesem fall bei den stoikern.

 TrekanBelluvitsh (10.08.18)
... und dazu nen Humpen von dem Zeug, in dem Wahrheit liegt ... und noch einen ... und noch einen ...

 loslosch antwortete darauf am 10.08.18:
prostata.

 Augustus (11.08.18)
Allein die Zeit lässt über alle Menschen Gerechtigkeit obwalten. Ich glaube beim Nachdenken über die Lage des Menschen geht man vom Subjekitven ins Objektive hinaus, und jede Objektivität verschafft Linderung, da man - außer sich ist -

Ave

 loslosch schrieb daraufhin am 11.08.18:
ein brauchbarer aspekt.
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