Tagebuch

Text

von  Manzanita

Kapitel 1 – Schule

„Aufstehen, aufstehen!“ Das war Seine Majestät der Sonntag. Seine Majestät ist dafür zuständig, dass alle 7 auf den nächsten Montag folgenden Wochentagen zur korrekten Zeit aufstehen und lernen, was sie zu lernen haben.
„Guten Morgen“, sagte Mittwoch. „Komm Mittwoch, du hast 4 Minuten Zeit, dich auf den Unterricht vorzubereiten.“ „Jaja, ich kenn das ja fast schon auswendig“, meinte Mittwoch, „diesen doofen Zeitplan...“, musste er noch hinterher murmeln. Jetzt muss Mittwoch sich anziehen, seine Zähne putzen und sich in den Unterrichtsraum begeben. Das ist in 4 Minuten ganz schön schwer, denn 3 Minuten gehen mit dem Zähne putzen weg. Doch Mittwoch ist ja schon geübt, er arbeitet ja schon seit Anfang des Jahres für die FWWZ, und jetzt ist immerhin schon der 2. Mittwoch im Oktober. Mittwoch kommt nicht zu spät zum Unterricht. Sonntag wird ihm jetzt alle für den Mittwoch vorhergesehenen wichtigen und sehr wichtigen Ereignisse in einer PP18F vorstellen. Mittwoch hat zwar keine Lust drauf, aber er muss es tun, und er wird auch nur bezahlt wenn er seine Arbeit ordentlich macht. Darauf freut sich Mittwoch schon.
„Mittwoch, ich habe dich etwas gefragt! Höhr mir gefälligst zu!“ Oh, Mittwoch hat sich anscheinend so auf seine Gedanken konzentriert, dass er aufgehöhrt hat, Seiner Majestät zuzuhöhren. Das sieht ja für seinen Lohn schlecht aus. „Entschuldigung Majestät, bitte entschuldigen Sie.“ „Ich hatte Sie gefragt, welche Veranstaltungen mit der voraussichtlichen Klassifikation morgen im Raum Berlin stattfinden werden.“ Hoffen wir mal, dass Mittwoch sich das gemerkt hat.
Ja, so vergehen bei Mittwoch immer die letzten 5 Stunden bis zum Vorbereitungsschlaf. Zum Glück ist es nicht mehr so lange bis zum Jahresende. Dann kann sich Mittwoch für 2 Jahre ausruhen, bis er wieder an die Arbeit gehen muss. Doch was könnte er so lange machen? Darüber hat Mittwoch noch nicht nachgedacht. Er hatte noch keine Zeit dafür. Ihm wird nämlich während des ganzen Arbeitsjahres nur freihes Denken bis maximal Grad 7 erlaubt, so etwas würde Grad 9 erfordern. Aber es macht schon Sinn, dass er das nicht denken darf. Er muss nämlich, obwohl er der viertschlauste Mensch auf der Erde ist, sein komplettes Wissen täglich anwenden.

Kapitel 2 – Auf Arbeit

Jetzt beginnt die Arbeit. Mittwoch muss in 1 Minute in seinem Büro sein. Dieses wurde, seitdem er es das letzte Mal verließ, geputzt und der Computer neu gestartet. Dazu braucht der Computer übrigens genau 72 Stunden.
Sobald Mittwoch in seinem Büro angekommen ist und sich hingesetzt hat, fängt der Computer an zu rechnen. Er muss alle Daten, die von den Landescomputern zu den Kontinentalcomputern und von denen zum Wochentagscomputer von Mittwoch geschickt werden, in folgende Klassifizierungen einzuordnen:
    • Sehr wichtig,
    • Wichtig,
    • Neutral,
    • Nicht wichtig,
    • Unwichtig und
    • Sehr unwichtig.
Der Computer ist zwar auch in allen Aspekten der viertbeste auf der Welt, kann aber ca. 1/500 nicht klassifizieren. Das übernimmt dann Mittwoch. Der hat damit alle Hände voll zu tun. Er muss die Artikel, die von den Reportern aus den Länderzeitungen geschrieben wurden, zuerst lesen. Bei wichtigen Ereignissen kann so ein Artikel schonmal 15 Seiten beinhalten. Wenn er mit allen Artikeln fertig ist, ist es auch schon 23 Uhr am Donnerstag. Das liegt an der Zeitverschiebung.

Kapitel 3 – Der Technik zuschauen

          Nach dieser Arbeit muss Mittwoch noch dem Computer zuschauen, wie dieser die FWWZ (Freie Wichtige Welt Zeitung) zusammenschreibt. Ein Artikel nach dem anderen erscheint auf dem Bildschirm. Wenn Mittwoch an diesem Punkt angekommen ist, muss er eine Anti-Schlaftablette einnehmen, damit er nicht einschläft. Er wurde zwar trainiert, 3 1/2 Tage lang nicht zu schlafen, da er aber noch relativ neu ist, ist er noch nicht dran gewöhnt. Deswegen stellt ihm die FWWZ eigens hergestellte Anti-Schlaftabletten her.
          Mit dieser Arbeit ist der Computer wahrscheinlich nach 12 Stunden fertig. Wenn er fertig wäre, würde er ein Geräusch machen, dann würde Mittwoch ein letztes Mal seine Zeitung durchgehen, die übrigens aus Platzgründen nur wichtige und sehr wichtige Artiel enthält. Dann würde er auf Senden klicken, und die ganze Welt könnte die Zeitung lesen.
            Nach gefühlt ewigen 12 Stunden Arbeit, wurde Mittwoch dann auch tatsächlich mit seiner wöchentlichen Arbeit fertig und konnte endlich ins Bett gehen, wofür er natürlich auch nur 4 Minuten Zeit hatte.

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Kommentare zu diesem Text

Earlibutz (44)
(12.10.18)
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