Von Tragik umweht

Sonett zum Thema Ausweglosigkeit/ Dilemma

von  EkkehartMittelberg

Du schriebst in jungen Jahren schon Gedichte
und brachtest es als Literatin weit,
gestundet war in großem Wurf die Zeit,
im SPIEGEL las man die Erfolgsgeschichte.

Du fingst mit Strahlkraft große Dichter ein,
Celan und Frisch erlagen dem Genie,
doch Glück war nicht beschieden dem Esprit,
mit großen Preisen warst du krank allein.

Du konntest Lyrik, Hörspiel und Erzählung,
für Romane fehlte nicht der Schwung,
allein das Schicksal wollte nur „Malina“.

Im Brand der Leidenschaften stets gefangen,
„Undine geht“, auch du bist früh gegangen,
doch umso stärker ist der Nachruhm da.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (20.10.18)
Diese Sonett schafft es eine für dich eher unübliche Düsternis zu erzeugen. Ich vermute eine emotionale Verbundenheit zu den Werken der Autorin. Gut gemacht.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.10.18:
Merci, ich freue mich, dass der Text seine Überschrift zu rechtfertigen scheint.

 ManMan (20.10.18)
Ich habe komischerweise aktuell Probleme mit Ingeborg Bachmann, weil ich merke, dass sie auch von Rechten vereinnahmt wird. Die lyrische "Nebulosität" erlaubt eben auch Leuten, die wahrscheinlich nicht auf ihrer Seite waren, sie für sich zu vereinnahmen

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 20.10.18:
Kannst du Beispiele dafür geben, dass Rechte versuchen, Ingeborg Bachmann für sich zu vereinnahmen?

 ManMan schrieb daraufhin am 20.10.18:
Nein kann ich nicht, aber es ist eine diffuse Erinnerung. Bei irgendeiner Gelegenheit habe ich aufgemerkt, weil es mir so widersinnig erschien, dass sich ein Rechter auf sie berief, Den Zusammenhang habe ich vergessen

 Dieter Wal (20.10.18)
Im Die Zeit Literaturmagazin 41/18 S. 22-25 wurden Briefe Bachmanns mit Enzensberger teilweise abgedruckt, die bei Piper auf 479 Seiten dieses Jahr erschienen.

Online: https://www.zeit.de/2018/41/ingeborg-bachmann-hans-magnus-enzensberger-briefe-dichter

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 20.10.18:
Wie in meinem Sonett anklingt, hatte die Bachmann erotische Beziehungen zu mehreren berühmten Dichtern und Philosophen.
Ihr Verhältnis zu Enzensbergeer, das bei einem geistigen Austausch blieb, ist auch insofern interessant, als sich beide darauf verstanden, die Aufmerksamkeit der Medien zu nutzen.

 loslosch (20.10.18)
"Ich habe aufgehört, Gedichte zu schreiben, als mir der Verdacht kam, ich ‚könne‘ jetzt Gedichte schreiben ..." (I. B.)

 Dieter Wal ergänzte dazu am 20.10.18:
Die literarische Qualität von Bachmanns Sprache ist unglaublich.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.10.18:
@lslosch: Willst du dein Zitat kritisch verstanden wissen oder findest du die Beschränkung sinnvoll?

 loslosch meinte dazu am 20.10.18:
sinnvoll.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.10.18:
@Dieter Wasl:"Die literarische Qualität bon Bachmanns Sprache ist unglaublich". Das ist eine Behauptung, die ich teile, aber es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch andere Sichtweisen gibt.
So schreibt zum Beispiel Sigirid Löffler in SPIEGEL-Online vom 13. 11. 19998:
"In den sechziger Jahren war es mit der Männerbewunderung vorbei - bei der Bachmann selber wie auch bei den Männern. Spätestens 1961, als die 35jährige ihren ersten Erzählband "Das dreißigste Jahr" - und darin "Undine geht", ihre große Absage an die Männerwelt - veröffentlichte, mußte sie erfahren, was später Heinrich Böll in seinem Nachruf auf sie schreiben sollte: "daß in der Ikonisierung einer lebenden Person eine schrittweise Tötung versteckt sein kann".
"Undine geht" - und fluchte den Männern. Ihre männliche Adoranten-Gemeinde hat ihr das nie verziehen. Ebensowenig ihren Bruch mit der Lyrik und ihre Übersiedlung in die Prosa. Marcel Reich-Ranickis böses Urteil ("Die Erzählerin Ingeborg Bachmann ist und bleibt eine gefallene Lyrikerin") ist typisch für die Rezeptionshaltung einer männlichen Kritik, die sich um ihre lyrische Primadonna betrogen sah."

 Dieter Wal meinte dazu am 20.10.18:
Nicht erst, wer Malina liest, versteht, dass die Frau eine größere Anzahl persönlicher Probleme gehabt haben mag. Ihre Metaphorik ist beeindruckend und mit keinem lyrischen Werk in deutscher Sprache sonst vergleichbar.

 Habakuk (20.10.18)
Gefällt mir gut. Sehr ansprechender Sprachstil. Sehr melodisch, rhythmisch. Passt!

BG
H.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.10.18:
Merci. Habakuk, das freut mich sehr.
BG
Ekki

 harzgebirgler (20.10.18)
es hätt' sie dein sonett gewiss erfreut
denn auch manch hinweis ist darin vertäut.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.10.18:
Vielen Dank, Henning. Vielleicht, sie war sehr anspruchsvoll.
LG
Ekki

 juttavon (21.10.18)
Auch hier mein Dank dafür, dass Du gekonnt diese Dichtung
würdigst.
HG Jutta

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.10.18:
Grazie, Jutta, ich denke, wir gehören gerne zu ihren Freunden.
HG
Ekki

 TassoTuwas (24.10.18)
Hallo Ekki.
zu Lebzeiten ist das Schriftsteller/innen Dasein in den wenigsten Fällen ein glückliches.
Nachruhm erfreut die Erben!
Herzliche Grüße
TT.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.10.18:
Merci, Tasso, in diesem Falle könnte der Nachruhm sogar materiell interessant sein.
Herzliche Grüße
Ekki

 Horst meinte dazu am 04.11.18:
Berühmtes Zitat über Ingeborg Bachmann:
" Von ihrem Wesen her war sie dauernd
in Schwierigkeiten "

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.18:
Ja, Horst, ich glaube, dass sie mit ihrem Wesen Tragik angezogen hat.

 AvaLiam (25.03.19)
es erinnert mich ein wenig an die Tragik des Clowns der so viele Menschen zum Lachen bringt...während unter der Maske..xxx...die Augen....und unter dem Kostüm...xxx....das Herz....xxx...

ich mag es nicht vergleichen - nur die Tragik selbst darin konkurriert ohne Sieger....

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.03.19:
Grazie, Ava, Ja, Tragik kann nur ohne Sieger konkurrieren.
Herzliche Grüße
Ekki
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