Der Weihnachtsgeist 2.Teil

Erzählung zum Thema Fantasie

von  Borek

Der Weihnachtsgeist                                          2.Teil
Die zweite Begegnung


Es waren zwei Jahre  vergangen, und wieder war es  vier Tage vor dem Weihnachtsfest.
Die Erinnerungen gingen zurück zu dieser eigenartigen Reise mit dem Weihnachtsgeist. Sie kam mir immer mehr als ein Traum vor, und der Gedanke es könnte jedoch so gewesen sein, wurde immer kleiner.
Trotzdem spielte diese Geschichte eine eigenartige Rolle. Sie wurde von einen
bekannten Verlag veröffentlicht, und wie ich später erfuhr, vielfach kopiert und
gelesen, vor allem in Amerika.

Ich legte mich nach einem anstrengenden Arbeitstag zu Bett und löschte das Licht. Julchen mein Dackel schlief auf meiner Bettvorlage und bewachte mich  Nacht für Nacht. Sein tiefes alarmierendes Knurren hinderte mich an der ersten Tiefschlafphase.
"Julchen, was ist los?"
Und wieder sein aggressives Knurren.
Man konnte es nicht übersehen, in leuchtenden Buchstaben stand es an der Wand.
"Ich komme heute um Mitternacht zu dir. Erschrecke nicht mein Freund."
Ach du meine Güte, dachte ich. Ein Freund der zu mir um Mitternacht kommt, kann nur der Weihnachtsgeist sein.
So wälzte ich mich im Bett von der eine Seite auf die Andere, bis es mir zu lästig wurde, aufstand und mich anzog. Ich saß auf dem Sessel und wartete.
Der letzte Glockenschlag war verklungen, als ich seine zerbrechliche Gestalt zu sehen bekam.
"Du hast ja keine Angst vor mir. Du hast deinen Auftrag, unsere Reise zu veröffentlichen, erfüllt. Sie ist vielfach veröffentlicht, kopiert und gelesen worden. Es gibt auch eine langsame Veränderung zum Guten bei den Menschen.
Wenn diese Entwicklung anhält, wird auch die Welt nicht stehen bleiben und untergehen. In drei Nächten möchte ich dir die Zeit der Menschen zeigen, wie sie ihr Leben gestalten könnten, wenn sie auf die alten Glaubenswerte zurückbesinnen würden.
Bist du dazu bereit?"

Ich war schon, bevor ich ja sagen konnte, auf dem Balkon herausgetreten,
Er legte mir seinen weiten Mantel über meine Schultern, und Zeit und Raum
verschwommen in der Zeit der Ewigkeit des Seins.

Schon von weitem konnte ich die Konturen Afrikas erkennen. Doch zum Gegensatz meiner ersten Reise über dieses Land, war damals nur Sandwüste zu erkennen welches sich bis zum Meeresstrand erstreckte. Was ich heute sah versetzte mich in Erstaunen.
Ganz Afrika war ein riesiger grüner Kontinent geworden. Wie konnte dies geschehen? Je näher wir den Menschen und Tieren kamen, desto größer wurde meine Überraschung. Schwarze und weiße Menschen lebten friedlich miteinander. Schwarze und weiße Kinder spielten miteinander. Es war kein Elendsviertel und unterernährte Menschen zu sehen. Afrika war zu einem blühenden, glücklichen Land erwacht. Soweit wir über den Kontinent flogen,
nur Ausgeglichenheit und Ausgewogenheit zwischen Mensch und Natur stellte ich fest.

Am nächsten Morgen als ich am Frühstückstisch saß und die Tageszeitung aufschlug, holte mich die Wirklichkeit wieder ein. Zum Xten Mal musste ich erneut lesen: "Sechzig Afrikaner in Italien sind unter lebensbedrohlichen Umständen gestern gelandet. Zehn Flüchtlinge fanden den Tot."
Wie schön dachte ich, wenn sich mein Traum von dieser Nacht doch verwirklichen ließe.
Ich war mir im Klaren, dass es sich hier um keinen Traum mehr handelt.
Wie aber soll so eine gewaltige Veränderung erreicht werden? Wer sind diese
starken gerechten Frauen und Männer die ein Umdenken und eine Veränderung erfolgreich einleiten und vollziehen könnten? Neid und Missgunst  in das Miteinander  der gegenseitigen Achtung umzuwandeln und gemeinsam für das Wohlergehen eines Volkes, den Afrikanern, zu sorgen?
Menschliche Leuchttürme wie Nelsen Mandela oder Karl Heinz Böhm mit seinem
Hilfsprogramm und allen Hilfsorganisationen, Arzt ohne Grenzen die hervorragendes leisten.
Die Veränderung muss aber von Innen kommen, von Leuchttürmen der eigenen
Brüder. Die Verwandlung kann von Außen unterstützt werden, aber getragen werden muss es von den eigenen schwarzen Völkern. Die Unvernunft, muss durch die Vernunft besiegt werden.

Wie sollte dies in diesem Erdteil geschehen in dem soviel Hass, Kuroption, Neid Gier und Todschlag herrschen?
Ich stellte resigniert fest, dass dies von mir gesehene Bilder von Afrika, konnte nur eine Fatahmorgana gewesen sein. Ein schönes Trugbild von einem
friedvollem, blühenden Afrika.
Ich konnte nicht arbeiten, ich konnte nicht schlafen, zu sehr beherrschte mich das Erlebte. Einen Sinn konnte ich hinter dieser Reise, in die Nacht der Zukunft, nicht erkennen. Zu sehr unterschied sich dieses Bild zur ersten Reise, die ja auch
eine Prophezeiung, deren Mittler ich geworden war, darstellte.
So stand ich schon voller Ungeduld auf dem Balkon, als die Uhr zwölf schlug. Da stand sie wieder neben mir, die zerbrechliche Gestalt eines Geistes. Erstmals sah ich mir sein Gesicht gründlich an, bisher hatten mich die Aufregung und die Angst davon abgehalten. Seine Gesichtszüge wirkten edel, seine Augen lagen tief und himmelblaue Augen zogen jeden Betrachter an. Seine Wangen waren etwas eingefallen und ein schmaler Mund wurde verschlossen von zwei fast jugendlich wirkenden Lippen.
"Ich weiß, du möchtest mir sehr viel Fragen stellen. Am dritten Tag wird sich für dich vieles aufklären, vorher sehe dir an was ich dir von einem großen Ereignis zeige," legte den Mantel um mich und entschwand mit mir in Zeit und Raum.

Wir kamen bei strahlendem Sonnenschein in Italien an. Es war unverkennbar Rom: mit seien sieben Hügeln, den vielen Kuppeln und Kirchen. Der Petersdom
bewachte mit seiner Mächtigkeit den Vatikan und den christlichen Glauben. Leichte Zerfallerscheinungen waren an den kostbaren Baudenkmälern zu erkennen, so wie auch die Kirche Auflösungserscheinungen seiner Mitglieder seit vielen Jahren hinnehmen musste. Das Fähnlein der aufrichtigen Gläubigen wurde immer kleiner.
Wir standen auf dem sechsten Hügel und ich wurde Augenzeuge eines dramatischen Wunders. In Windeseile hatte sich die Sonne verfinstert. So wie bei einer Sonnenfinsternis erstarb das Singen aller Vögel und unangenehme Kühle  verbreitete sich schnell. Es war aber nicht die Zeit einer Sonnenfinsternis. Nach dem Verschwinden der Sonne brach die Nacht herein, die dunkelste Nacht die ich je erlebt habe. Wie ein Verdunklungsrollo wirkte der Himmel. Die Menschen waren auf die Straßen gestürzt und meinten nun geht die Welt unter. Panik machte sich unter den Mensch breit. Weder Feuerwehr noch Polizei wussten wie sie darauf reagieren sollten, sie waren ratlos.
Dann sahen sie es alle am Himmel geschrieben, mit großen Lettern.

"Fürchtet Euch nicht, ich bin bei Euch am Abend und am Morgen."

Einige Menschen schrieen hysterisch auf, und lähmende Stille verbreitete sich.
Erneut erschien die weiße Schrift auf dem schwarzen Hintergrund.

"Du sollst nicht deinen Nächsten mit Worten und Taten verletzen.
Wer die Hand oder das Wort wider seinen Nächsten zum Schaden erhebt,
trifft sich selbst."

Totenstille herrschte, vereinzelt war das Schluchzen von Menschen zu hören.
Viele Menschen waren auf die Knie gefallen und erhoben die Hände gen Himmel.

"Wer seinen Nächsten Hilfe verweigert, dem wird selbst keine Hilfe mehr zuteil."

Es war unheimlich, es konnte kein Scherz sein. Selbst die Blätter hingen ermattet an den Zweigen der Bäume, soweit man sie im Straßenlicht der Laternen sehen konnte.
Diese  markanten Sätze bliebe an der Himmelswand stehen, auf dass man sie immer wieder lesen konnte. Es waren handgeschriebene Worte in italienischer Sprache.

"Wer Reichtum anhäuft um damit Schaden, auch im Auftrag einer anderen Person anrichtet, dem wird das himmlische Strafgericht treffen."

Ich war sprachlos, zu tiefst berührt und eine Gänsehaut überzog meinen Körper.
Ich hatte keinen Blick mehr für den Weihnachtsgeist übrig. Die Schrift bannte
die Augen auf den einzigen Punkt: Die Schrift.

"Achte Deinen Nächsten gleich welcher Hautfarbe und Religion.
Achte die Natur in meiner von mir geschaffener Schönheit, um nicht der
Verachtung anheim zu fallen, sie ist grausam und schließt dich aus der
Gemeinschaft aus."

"Komm lass uns weiterreisen."
Er hüllte mich wieder in seinem Mantel und die Reise ging weiter.

Finstere Nacht umfing uns als wir auf dem Minarett einer Moschee landeten.
Nur spärlich waren die dunklen Gassen und die Ausläufer der Stadt zu erkennen.
Ich konnte nicht erkennen, wo wir waren.
Wie ein riesiges Gewitter stürzten sich Blitze vom Himmel und weckten jeden
Tiefschläfer. Plötzlich erhellte sich der Himmel und die Sonne schien mit voller
Kraft. Alle Menschen stürzten auf die Straße und diskutierten und palaverten wie so mitten in der Nacht die Sonne schiene. Und dann überzog den Himmel ei glattes milchiges Weiß wie von einem Sonnenrollo und auf ihm erschien arabische Schriftzeichen in schwarzer Schrift, die ich nicht lesen konnte.


"Wenn alle Menschen auf der Welt die gleiche Botschaft bekommen und sie
befolgen, bedeutet dies nicht fortwährender Frieden für die Menschheit?
Keinen Krieg, keine Waffen mehr? Der Hunger könnte besiegt werden und jeder Mensch könnte in einem Zustand der Würde leben?"
"Denk nicht so viel, heute ist unsere Zeit um. Morgen kommt unsere letzte Reise."

Ich war erschöpft und viel in einen traumlosen Tiefschlaf.

Am nächsten Morgen am Frühstückstisch schmeckte mir überhaupt nichts, weder Kaffee noch Spiegelei mit Schinken. Ich fühlte mich verkatert, obwohl ich keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte. Ich hatte keine Lust die nächtliche
Reise unter den verschiedensten Gesichtspunkten zu betrachten. Ich wusste, ich
werde über diese Reise schreiben, aber ich wusste auch ganz genau, es wird unsere letzte Reise werden. Jetzt wurde mir bewusst, es war irgendwie ein Abschiedsschmerz der mich bedrückte. Unter seinem Mantel fühlte ich mich wie in Abrahams Schoß. Wir haben nicht viel miteinander geredet, aber wir wussten was wir dachten und was wir sollten; mit vielen Menschen, versuchen die Welt etwas zum Besseren zu verändern.
Wenn ich dann doch die gestrige Reise analysiere sollte, so heißt es doch, die Menschen schaffen es nicht aus eigener Kraft.
Erst wenn der Schöpfer sich mit seiner Größe zu erkennen gibt, wird der Mensch gläubig.
-- Allein es fehlt der Glaube --
Es muss alles wissenschaftlich untersucht und bewertet werden, nur an dies und an die bewiesenen Werte nur an diese Gesetzmäßigkeit glaubt man. Die Schöpfung in ihrer Einmaligkeit und Schönheit war mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. So und nur so war es, wo sich die Menschen hinwandten.
Wunder??? Alles unterliegt Formen und bedingten Abläufen, ist berechenbar!
Wunder?

Nein bitte wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Gott zwingt man nicht in eine Formel, denn er ist nicht sichtbar, folglich existiert er auch nicht für die
Wissenschaft. Nur die tiefer in sie eindringen können, erkennen die Einmaligkeit der Schöpfung mit ihrer Größe

"Du bist traurig?"
"Ja"
"Es wird unsere letzte Reise sein."
"Ja"
"Kannst du mir zum Abschied nicht etwas über mich und meine Zukunft sagen?"
"Nein, oder hast du diesen einen Traum schon vergessen?"
"Nein"
"Dann weißt du schon etwas mehr, als du eigentlich wissen solltest."
"Danke, das ich mit dir reisen durfte."
"Nun sei nicht traurig, lass uns die letzte Reise antreten."

Der Mantel hüllte mich nochmals ein und das eigenartige Gefühl Zeit und Raum zu verlassen empfing mich zum letzten mal.
Plötzlich saß ich auf einen blauen Parlamentariersessel im Deutschen Bundestag. Ein Symphonieorchester spielte Beethovens Neunte, Freude schöner
Götterfunke. Ein ernst wirkender Mann trat ans Rednerpult und begann vor vielen Mikrofonen und unter dem Blitzlichtgewitter der Fotographen seine Rede.
"Freude, Freude, hochverehrte Echselenzen, meine Damen und Herren Abgeordneten meine  Damen und Herren in dieser Welt des Friedens.
Wir in aller Welt feiern heute den Einhundertsten Jahrestag nach der Neuzeit.
Wir feiern heute den Fünfzigsten Jahrestag, wo es in dieser gesamten Welt keine einzige Waffe, zum töten von Menschen, mehr gibt.
Wir feiern heute, dass seit fünfzig Jahren der Hunger auf dieser Welt besiegt ist.
Wir sind dankbar, dass wir erfahren durften: es gibt eine höhere Macht die wir vor der Neuzeit nicht erkennen konnten und auch nicht erkennen wollten.
Nur der Schöpfer aller Dinge hat uns Kleingläubigen gezeigt, indem er die Zeit
verwandelte, dass wir auch unsere Zeit, unsere Ansichten, und unseren Glauben verändern mussten.

H.L.08

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram