Laufen

Text zum Thema Alltag

von  Isensee

Nach Würstchen und Limonade schmeckt das Mädchen.
Entkleidet, frisch geduscht und besoffen auf sieben Quadratmeter Bett.
Der Schwanz bewegt sich nicht.
Die Nutte muss liefern.
In enormer Geschwindigkeit Bier und billige Cocktails gekippt, das Hirn zugeraucht und nun mit dem Gedanken im Kopf, sich die nächsten zwei Stunden besitzen lassen.
Jämmerlich, der letzte Fick aus gegenseitig körperlichen Interesse ist zwei Jahre her.
Aktuell lasse ich Thaimösen über mein Gesicht rutschen.

Puffmutter In feinstem Apocalypse Now Gewandt übergibt beim Abschied belegte Brötchen.
Augenringe wie Gebirgszüge und von Pattaya bis Pirmasens in jedem Puff gewesen.
Brötchen vergebend in Sachsen Anhalt gestrandet.
Gemessen am regulären morgendlichen Verzehr aus Kindercountry, Kaffee und Zigaretten eine angenehme Abwechslung.
Nie auf diesen Körper geachtet, er ist im Lauf der Biografie zu dem Typen geworden, der jeden Tag am gleichen Platz im Bus sitzt und den man irgendwie kennt.
Liegen gelassen vor Chiara177, die sechs Uhr den Camchat beendet

Werde von Mongojunge Tim aus dem Schlaf gerissen.
Panflötenmusik und Tim auf Papas Arm.
Dokus auf Autoplay. Tims weitere Behinderungen gegen ein stinkendes Zimmer.
Tim trinkt und isst nicht.
Laut Dokumentation hat der Arzt geschlampt, bei einer Spätabtreibung ist der Fötus oft nicht sofort tot, kann sogar noch mehrere Stunden am Leben sein.
Tim ist jetzt sieben und ich kotze aufs Laminat.
Der Hund hats dann weggemacht.

Hotline anrufen “Hast Zeit”
“Ja”
“Wie Immer”
In 30 Minuten wird ein Eritreer das Loch am Außenputz dafür nutzen, sein Fahrrad darin zu fixieren.
Eine Stunde später sitze ich im Jogginganzug bei meinem Bruder im Auto.
Ich teile mir mit Frank die Rücksitzbank.
Frank ist ein Hund, der mit ein paar Freunden und Familienmitgliedern den Brocken besteigt.

Beginne Gespräch mit Hund:
Frank: “Wir werden die Aliens schon in den nächsten dreißig Jahren entdecken, es ist davon auszugehen, dass es sich um Bakterien handeln wird.Sogar Pilze, Algen oder ähnliche Vielzeller auf Europa. Erst dachte der Mensch, es würde sich alles um Ihn drehen, dann haben wir irgendwann gecheckt, dass dieser lustige Planet um nen Stern eiert, 50 Jahre später stand fest, dass dieser Stern mit seinen Planeten mit vielen anderen um ein Zentrum kreist und diese durch Gravitation gebundene großen Ansammlungn von Sternen, Planetensystemen, Gasnebeln und sonstigen stellaren Objekten, expandieren von einem Zentrum irgendwohin. Überhaupt ist alles Getier Und Zellengedöns ständig damit beschäftigt möglichst erfolgreich zu expandieren. Völlig ausgeschlossen, dass wir in diesen 99,9999999999999und da gehen mir die Kommastellen aus Unbekannten oder x0, die einzige Form Zellklump sind.”
Ja.

Bruder
“Was läuft mit deiner Frau”
Antworte
“Nichts, sie hat sich vernünftig verhalten und mich verlassen”
Bruder
“Und jetzt, hast du Plastiktüten in eine Stricksocke gestopft, diese mit einem Gummi doppelt fixiert und regelmäßig Olivenöl eingefüllt”
Ja

Gegen Mittag war die Gruppe auf dem Berg, der Jogginganzug ein Fehler und Doppelkorn in den Hirnen.
Gröhle “Ich fahre, komm rochen”
Der Gipfel gehört uns.
Mit komplett Asozialen haben die hier nicht gerechnet.
Ein alter Mann, die DDR-Version von Reinhold Messner nennt sich Brockenbenno und wird ausgelacht.
Fantastisch, Willi ist mittlerweile so besoffen und stoned, dass er uns auf dem Gipfel des Fotosteins seine Kommandokotzkunst zeigt.
Dabei zitiert und kotzt er den ihm einzig bekannten Vers:
“Ringsum ist Felset” und kotzt 
Des (kotzt) bleiche Blumen schauern
auf Gräbern, die im (kotzt)  trauern -
doch diese Trauer hat kein Leid.”
Dann lässt er den Kopf, die Arme hängen und übergibt sich auf die eigenen Schuhe.
Es ist davon auszugehen, dass er die Kotze vorher im Mund gesammelt hat, bei dieser Haltung kann man nicht brechen.
Einseitiger Applaus.
Der Hund bellt und tanzt, auch besoffen.
Der Brockenbahn verwiesen, Abstieg.

Der Hund möchte in einer Photovoltaikprotostadt leben.

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Kommentare zu diesem Text

michaelkoehn (76)
(17.01.19)
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 Oskar (17.01.19)
Soviele schöne Sätze, und alle mit dieser nicht nachahmbaren Einsamkeit kontaminiert. Immer wieder ein Genuß.

 toltec-head (18.01.19)
Geht runter wie Sperma.
mannemvorne (58)
(19.01.19)
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MadMan (20)
(28.01.19)
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 Lala (04.02.19)
Ich mag diesen Text. Vor allem den Abschnitt mit Hund Frank und dem Bruder vom LI. Das ist richtig gut. "Laufen" hat viel Fahrt und macht jede Menge Spaß. Ich möchte gleich wieder hoch-, um wieder runterrodeln zu können, aber wie bei jeder Attraktion nutzt es sich ab. Was ich damit sagen will: Respekt wenn Du das Tempo oder das Interesse des Lesers auch auf der Mittelstrecke halten kannst und ich knie nieder, wenn Dir das im Marathon gelingt. Warum ich skeptisch bin? Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Ziel- und Planlosigkeit oder die bloße Protokollierug von Einschlägen, irgendwann genauso so ausgelutscht und bäh ist wie der klassische Bildungsroman. Leider. Denn das Leben ist willkürlich. Aber selbst im Neukölndesign beim Kotzen auf den dicksten Brocken, wollen wir Ewigkeit, Bedeutung und Zusammenhang spüren, um nicht so scheixxe auszusehen wie man defacto aussieht. Insgeheim hoffen wir alle, dass es großartig oder wenigstens gut wird. Geht mir jedenfalls so. Kann nicht alles Restkotze sein. Ach du scheixxe, jetzt bramabasiere ich hier meinen Gehinrfi ck statt "Laufen" einfach zu empfehlen.

 harzgebirgler (06.02.19)
bei dir läuft's auch und ich lauf' gerne mit -
selbst 'brockenbenno' kommt da aus dem tritt.

gerne gelesen!
gruß
harzgebirgler
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