re: eislaNd I

Brief zum Thema Kinder/ Kindheit

von  Livia

Du bist mehr als das Gespenst zwischen Dachziegeln, weil du Stein auf Stein gesetzt hast. Mit ihm. Immer wenn es regnet, tropfen diese Bilder à la Waterboarding durch undichte Stellen. Andere Häuser, aber die Vergangenheit hängt wie der Schatten des schwarz-weiß Posters dieses Künstlers, dessen Namen die Welt und ich längst vergessen haben, an jeder seiner Wände. Sein Dach ist nicht zu  –  und war es nie. Es ist offen. Kein Schutz vor dem Gespött der Menschen. Kein Schirm vor den Männern, die sie ins Auge und an der Hand fassten. Mit den Albträumen einer Zeit, die früher mädchenrosa war, ging sie und drückte mit der Spritze sich kaputt. Er weiß es – und du auch.

Du bist nicht der Geist der vergangenen Weihnacht, sondern der so vieler verlorener Weihnachten, dass er aufgehört hat zu zählen. Eine lausige Erinnerung für so viele Jahre Heimatsuche bei fremden Christbäumen. So groß warst du für ihn und so stark deine Arme, dennoch konnten sie nichts halten. Aber er glaubte an dich, bis zu jener Nach im Schnee und selbst danach, hörte er noch nicht auf besser zu hoffen. Keine Nacht im (Un-)Gewissen dieser fremden Stadt, bei keinem miesen Deal für die Illusion, eine Chance zu haben. Erst als er es hörte, diese vertraute Stimme, durch diesen miserablen Telefonhörer: es ist soweit. Und der Junge von heute und der von damals starren immer noch auf die Klettverschlüsse am Foto und wünschen sich Schnürsenkel.


Anmerkung von Livia:

Happy Birthday, P.

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