Die sogenannte "psychische Erkrankung" einer Schwester

Skizze

von  DanceWith1Life

Erster Winter

Ursprünglich wollte ich nur meine Beobachtungen mitteilen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Art und Weise in der die "schulmedizinische Abteilung welche für Erkrankungen der Psyche" zuständig ist, sich keinen rechten Reim darauf machen konnte, was da genau los war/ist und deshalb einige meiner Beobachtungen vielleicht als Zusatzinfos gebrauchen könnte.
Das geschah natürlich in erster Linie unter Situationsdruck, wir, also die gesamte Familie, war dem sozusagen ausgesetzt.
Es begann, falls man irgendetwas psychisches überhaupt zeitlich erfassen kann, mit einem Anruf meiner Mutter.
Dance, die Sybille stand heute Nacht nackt vor unserer Haustüre ( es war Dezember oder Januar mit Schnee und Kälte und allem was  damals so Standard war.)
Es gab noch keine Handys, und kabelloses Telefon war nur in gut situierten Familien zu finden, ich hatte keins, ich saß also an der Leine dieses Apparats und überlegte, was ich da gerade eben vernommen hatte und was ich jetzt zu sagen hätte.
Meine Mutter klang ziemlich erschüttert.
Wir haben heute Nachnittag einen Termin beim Psychologen, ich geb dir Bescheid, was er gesagt hat. Tschüss.
Klick, tuuuuut.
Um Himmels Willen, was ist denn jetzt  los.
Ich denke inzwischen, das war ein kollektives "um Himmels Willen" unserer Familie, das seinen Weg in diesem Augenblick zu mir gefunden hatte.
Mein winziges nicht eingebundenes "Ich" irgendwo unter dieser Vielzahl von mitklingenden Saiten suchte den Draht, den ich aus meiner Kindheit zu meiner Schwester hatte, sozusagen instinktiv.
Wir hatten uns die letzten Jahre nur noch selten getroffen, sie war sogar zeitweise in eine andere Stadt gezogen, und unser Interesse für das Leben des anderen war eher lau und dementsprechend die Kommunikation.
Ich weiß nicht mehr wann es mir klar wurde, aber der Schock in mir, war der eines "Big-Bye-Byes" nicht der eines Kurzbesuchs in anderen Welten.


Anmerkung von DanceWith1Life:

 Jetzt, wo ich das so hinschreibe, schickt mir einer der "Veteranen unserer Literaturscene" einen Link. in dem die Geschichte einer Schildkröte erzählt wird, die ungefähr seit demselben Jahr vermisst wurde. Ich weiß inzwischen auch dass unsere Familie bei aller Liebe, sich in vielen Punkten irrte. Und dass dieser Irrtum nicht über gesellschaftliche Ansprüche korrigiert werden kann.

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