Jubeljahr

Kurzprosa zum Thema Absurdes

von  monalisa

Dieses Jahr in Geberlaune lässt sich schwer gendern. Mal tritt es im lindgrünen Seidenkleid auf, gepudert und dezent parfümiert, über den Brillenrand blinzelnd. Gleich darauf erscheint es in Frack und Zylinder, glänzenden Lack- und weißen Zwirnhandschuhen, um mit papierdünnen Spontanfesten um sich zu werfen. Eine alte Marktfrau stopft sie, zu Blüten gedreht, in ihren Korb und trägt sie heim. Weiß sie denn nicht, dass diese nur jetzt, nur den einen Moment haben, gefeiert zu werden, dass sie welken und zu Staub zerfallen, morgen schon gewesen sind.
Die hübsche Bedienung von Strandcafé, heute ohne Schürze und Tablett, weht wie ein frischer Frühlingswind von der einen Straßenseite auf die andere, geradewegs in die Arme ihres stillen Verehrers. Mutig greift sie nach seiner Hand und küsst ihn auf den Mund. Es knistert seidig zwischen ihren Fingern, als ein zartes Fest der Begegnung zum Vorschein kommt. 
Ein sehr dicker Mann bückt sich keuchend und fischt einen Hochzeitstag aus der Pflasterritze, den er umgehend der nächstbesten Chorsängerin zusteckt, die sich daraufhin an ihrem Halleluja verschluckt. Kinder zerknüllen Muttertage zwischen ihren klebrigen Fingern und stellen sich um Geburtstage an. Die Lindgrüne zuckt die Achseln und meint, sie hätte nur noch ein paar blasse Namenstage übrig. Ob denn hier jemand Eusebia, Kasimir oder Xantippe heiße?
Als Trumpf zieht sie schließlich ein altrosa Firmenjubiläum aus ihrem Ausschnitt, das im Tumult auf dem Boden landet und von vielen, vielen großen und kleinen Füßen überrannt wird. Schade, seufzt das Jahr, nun wieder in Anzug und Krawatte, stülpt das Sakko über den Kopf, rollt sich darunter ein, breitet seine Flügel aus und fliegt als Habicht zum Himmel auf.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (11.06.19)
Guten Morgen.

Keine Ahnung, um was es hier geht und was "Lackshandschuhe" sind.

 Regina meinte dazu am 11.06.19:
Dieses Mal bist du nicht der Einzige, Dieter, ich verstehe hier auch nicht, wen oder was die Personen und Ereignisse in diesem Text darstellen sollen.

 FrankReich antwortete darauf am 11.06.19:
Ganz einfach, Leute, das sind Metaphern, die sich über das Jahr abrollen, und es symbolisieren, in Form von Festtagen, etc. Euer ergebenster Besserwisser,

ciao, Ralf

P.S.: ... und wenn ihr gegoogelt hättet, wüsstet Ihr, das ein Jubeljahr alle 25 Jahre von der katholischen Kirche begangen wird.

Antwort geändert am 11.06.2019 um 19:37 Uhr

 Regina schrieb daraufhin am 11.06.19:
Ich will nur jubeln, nicht hier rumkugeln und googeln. Nehmt euch ein Beispiel an ferris. Der stellt hier ganze Bücher rein ohne einen einzigen Met-Affen drin. Für unlesbare Texte gibt es keine Sterne!!! Und, Ralf, lies du mal "Akzidenz". Aber nimm einen Stapel Wörterbücher mit.Viel Spaß.

 FrankReich äußerte darauf am 11.06.19:
Mache ich beizeiten, danke, aber wozu brauche ich die Wörterbücher, etwa als Kissenersatz? Regina, so hart wie Du sind doch nur Dumminosteine (Sorry, aber meine dyskalkulatorische Ader überlistet mich immer wieder ), und wenn Du die küsst, springt bestimmt noch ein Frosch für Dich dabei heraus, Dir auch noch viel Spaß. :D

Ciao, Ralf

P. S.: Regina, bist Du vielleicht eine verkappte Sternenjägerin? Ich würde Dir natürlich sowieso keine vom Himmel holen, aber mal ehrlich, Sternenjägerin, echt, so eine klitzekleine Kleine?

Antwort geändert am 11.06.2019 um 22:31 Uhr

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 12.06.19:
Ja, dieses Kraut-und-Rüben schreiben und ein bräsiges "Google's doch!" hinterherschicken, wenn man eine Frage hat, das geht mir hier ganz gewaltig auf die Nerven. Wobei hier Ralf der mit dem unschönen Klugscheißerhinweis ist, von Monalisa kam kein derartiger Kommentar.

 monalisa meinte dazu am 12.06.19:
Hallo Ihr alle,
es tut mir leid, dass ich erst jetzt dazu komme zu antworten. So ist es schon ein wenig unübersichtlich durch eure Zwischenrufe, sorry.
_____________________
@ Hallo Dieter,
nein, googlen muss man für den Text, denke ich, nicht, außer man möchte das gern 😊. Jubeljahr müsste auch, ohne die Katholische Kirche zu bemühen, als ein Jahr, in dem es viel zu jubeln und zu feiern gibt, zu erkennen sein.
Der Text ist surreal, einem Traum nachempfunden, und will nicht unbedingt vom Verstand her erfasst werden, lebt von Bildern, auf die man sich einlassen mag oder eben nicht. Da scheiden sich die Geister!
Das 's', das als Rest der 'Schuhe' am Lack kleben geblieben ist, habe ich entfernt und danke dir für den Hinweis. Ich fand es ganz witzig, die Leser_innen hier zu einem Kopfsprung von den H änden zu den Fußen zu verleiten. Wenn zu sehr irritiert könnte ich auch die reihenfolge umdrehen und von weißen Zwirnhand- zu schwaren Lackschuhen wechseln 😉.

Liebe Grüße
mona

 monalisa meinte dazu am 12.06.19:
Hallo Regina,
wie ich oben bereist schrieb soll dieser Text nicht so sehr an den Verstand appelieren, sondern eher intuitiv erfasst werden. Das mag einem mehr, der anderen weniger geläufig sein. Mir hat es einfach Spaß gemacht, das Jahr als eine Abfolge sich überschneidender Feste und den Umgang verschiedener Charaktere damit darzustellen. Ich hoffe, du kannst das so stehen lassen 😉. Danke für deine Rückmeldung!

Liebe Grüße
mona

 monalisa meinte dazu am 12.06.19:
Hallo Ralf Besserwisser 😉,
wie gut, dass es dich gibt, da weiß ich wenigsten, wen ich um Rat fragen muss, wenn ich nichts mehr weiß 😉.
Danke für deinen schriftlichen Beistand!

Liebe Grüße
mona

 FrankReich meinte dazu am 12.06.19:
@Dieter, am besten, Du lässt Dir eine neue rhetorische Kauleiste einbauen, denn ich habe Dir neben dem Hinweis, vor dem Schuss auf den Pianisten zunächst einmal Tante Googles Rat einzuholen, auch gleich den Grund genannt, denn ehrlich, Dieter, auch ich musste erst googeln, mir war zwar der Begriff "Alle Jubeljahre mal" geläufig, ich wusste jedoch nicht, dass es sich dabei um die Adaption eines Kirchenjubiläums handelt. Warum sollte Mona uns Rezipienten die Arbeit des Nachschlagens auch noch abnehmen, Du weißt doch sicher selbst, wie langwierig sich Recherchen zu einem Artikel manchmal gestalten, und ich spreche hier auch in eigener Sache, denn meine Texte gibt es nicht von der Stange, Erklärungen liefere ich ein oder zweimal, dann sollte ich von einem mündigen Leser erwarten können, dass er mitdenkt, und nicht nur hirn- und sinnlos konsumiert.

Ciao, Ralf

 EkkehartMittelberg (11.06.19)
Hallo Mona, wundervoll originelle Bilder für die Festtage in einem Jubeljahr, die auf dem Markt verscherbelt werden.
LiebeGrüße
Ekki

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.06.19:
Ekki, du alter Angeber, Du hast ebenfalls keine Ahnung, um was es da gehen soll!!! )

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.06.19:
Ich dachte, es oben gesagt zu haben. Aber das ist natürlich nur eine Interpretation.

 monalisa meinte dazu am 12.06.19:
Lieber Ekki,
wie schön du das wieder zusammengefasst hast 😊. Dem möchte ich gar nichts hinzufügen. Passt einfach. Dankeschön!

Liebe Grüße
mona

 Moja (11.06.19)
Liebe Monalisa,

Dein Text ist wunderbar fantasievoll, zarte überraschende Wendungen erheitern, beschwingt reihen sich Einfälle aneinander, empfand ein großes Vergnügen beim Lesen, ach, muss ich gleich noch mal lesen. Vielen Dank für dieses funkelnde Schmuckstück!

Liebe Grüße, Moja

 monalisa meinte dazu am 12.06.19:
Das freut mich riesig, liebe Moja,
dass du so viel Vergnügen beim Lesen hattest, fast wie ich beim Schreiben. Ich hab schon ein bisschen an dem Text gezweifelt nach den ersten Kommentaren. Danke vielmals 😊, für deinen Beitrag!

Liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 12.06.2019 um 14:48 Uhr

 Isaban (11.06.19)
Ein Text wie ein Gemälde, wie ein federleichtes Ganzjahreswimmelbild, wie ein Aquarell, an dem man sich nicht sattsehen mag, Fest für Fest ein Lächeln wert.

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, denkt sich die alte Marktfrau bestimmt, die selbst vor papierdünnen Spontanfesten nicht Halt macht.

Liebe Mona,

ich mag die Farben und Bilder sehr, die du hier vor uns ausbreitest. Sie waren mir ein Fest und ich wünschte, ich hieße Eusebia, wenigstens mit zweitem Namen.

Herzliche Grüße, nachpfingslich und kurz vor Schulabschlussfeier,
Sabine

 monalisa meinte dazu am 12.06.19:
Liebe Sabine,
wie ich mich freue, dass du die surrealen Bilder, ihre Farbig-- und Lebendigkeit magst. Ich schenk dir gern zur Sabine als zweiten Vornamen die Eusebia dazu (Namenstag: am 31. Jänner und 2. August; Bedeutung: Gut und fromm)

Hab herzlichen Dank für deinen schwungvollen und eingehenden Kommi 😊!

Ebenfalls liebe Nachpfingstgrüße (bis Schulschluss ist noch ein Monat bei uns)
herzlich mona
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