Komat'su

Symbolgedicht zum Thema Abschied

von  AchterZwerg

Draußen kreischen Baumaschinen
die Nachtigallenstimme schweigt
Der Baum barst längst auf dem sie mir gesungen

Dianen jagen ohne Bogen und
Faune ächzen aus zerschlagnen Mündern
Das Mosaik im Teich? Zersprungen
Der Weg dorthin – ein Labyrinth

Unbeholfen flüstern wir in der Zeit verloren
streben nach Zusammenfluss indes
sich auf den Liebeslaken
der zähe Staub zur Wüste mengt

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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (20.06.19)
Der Titel lässt mich an verdreckte Bau-Fahrzeuge denken, "Gewinnungsmaschinen". Wer gewinnt da?
Da wird viel in Stücke geschlagen, es zerbirst, was da mal gewachsen... Am Ende bleibt Wüste.
Wir stehen unbeholfen dabei, segnen unseren eigenen Abschied.
Dein Text malt ein knirschendes Bild unserer zerstörungswütigen Zeit. Er malt es eindringlich und kunstvoll. Das bewegt!
Ehrliches Lob von
Eiskimo
Sätzer (77) meinte dazu am 20.06.19:
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 AchterZwerg antwortete darauf am 20.06.19:
Doch,
ich kenne selbstverständlich den Zusmmenhang, den Eiskimo sehr schön herausgearbeitet hat. Danke dafür!
Komat'su prangt auf fast jeder Baustelle. Und da ich eine ausgeprägte Schwäche für Bagger habe, fallen die mir immer wieder auf.
Eiskimo, du bist mir ein wunderbares Beispiel dafür, dass auch das Kommentieren und Deuten von Gedichten Begabung erfordert. Fast ebenso viel wie das Schreiben. . Oder besser: Erst, wenn man "gut" lesen kann, ist es möglich, entspechend zu schreiben. :)

Hallo Sätzer,
wie schon der Name sagt, handelt es sich um ein japanisches Unternehmen, das Baumaschinen und anderes schweres Gerät herstellt. 2017 (!) gab es in der Tat eine Übernahme; das Logo blieb jedoch zunächst erhalten.

Euch2en liebe Grüße und vielen Dank
der8.

 eiskimo schrieb daraufhin am 20.06.19:
danke. Ich gebe das Kompliment gerne zurück: Man muss als Lesender auch gut gemachte Texte vorfinden (wo sich das Baggern lohnt!)
lG
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (20.06.19)
Hallo Heidrun,
worauf läuft dieses Symbolgedicht hinaus? Mir scheint, es ist die Unbeholfenheit, der Zerstörung der Industrie zu begegnen. Jedoch bereitet die zähe Natur den Untergang zur Wüste schon vor.
Liebe Grüße
Ekki

 AchterZwerg äußerte darauf am 20.06.19:
Lieber Ekki,
ich verweise mal frech auf Eiskimos Kommentar.
Besser könnte ich es selbst nicht ausdrücken.
Eine romantisceh(re) Natur könnte auch auf eine Liebesgeschichte abheben, die sich dem Ende zuneigt.

Schöne Grüße
Heidrun

 Momo (20.06.19)
Hallo AchterZwerg,

ich denke nach dem Lesen deines Symbolgedichts an Abriss, Rodung der Regenwälder, Entzauberung der Naturgeister, weil niemand mehr an sie glaubt.
Und auch die (romantische) Liebe ist nicht mehr das, was sie einmal war, sie ist zu einer Partnerschaft verkommen.
Die Verunsicherung und Hilflosigkeit angesichts des allgegenwärtigen Zerfalls wird in der letzten Strophe deutlich.

Werden und Vergehen, Aufstieg und Fall, der Abschied vom Alten ist notwendig, damit etwas Neues beginnen kann. H. Hesses Gedicht "Stufen" fällt mir dazu ein.

Komat’su als Metapher des Maschinenzeitalters?

Liebe Grüße, Momo

 AchterZwerg ergänzte dazu am 20.06.19:
Danke schön, liebe Momo,
du legst noch ein Schippchen drauf.
Es geht mir in der Tat um die Zerstörung der Natur und ebenso so um die der Kunst. um eine allmählich erkennbare Verwüstung, die nicht ausschließlich (!) klimabedingt ist.
Die alten Götter (Wertvorstellungen) und selbst die Liebe bleiben auf der Strecke.
Deine Hoffnung zu teilen, fällt mir diesmal etwas schwer. Ich fühle mich mehr und mehr von Zombies umgeben ...

"Komat’su als Metapher des Maschinenzeitalters?"
Eher für die Jetztzeit. Für die rohe Kraft / Gewalt, die in vielen Dingen schlummert - und immer wieder zum Ausbruch kommt.

Schöne Grüße
der8.
Sin (55)
(20.06.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 20.06.19:
Endlich mal einer, der auf die andere Ebene abhebt! :)
Man könnte das jetzt noch ein bisschen ausbauen und überlegen, wieso nun gerade Diana und ein Faun zusammenliegen ...
Darin könnte ich mich sogar selbst wiederfinden; für andere Aktivitäten isses mir zu heiß. Und überhaupt!

Lachende Grüße
der8.

 harzgebirgler (22.03.21)
anbaggern ist auch mitunter schädlich
denn ja doch durchaus nicht immer redlich.

lg
harzgebirgler

 AchterZwerg meinte dazu am 23.03.21:
Es baggert der Älpler am rauschenden Bach,
klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp
...
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