Die neue Sahelzone

Kurzprosa zum Thema Diesseits/ Jenseits

von  AchterZwerg

An der Konstablerwache stürzte sie hin und blieb zunächst reglos liegen.
Dann bewegte sie die Arme auf und ab, so dass ein engelsgleiches Muster im Staub entstand, Vielleicht hatte ihr Vater sie dies gelehrt. Damals.  Als es noch Schnee gegeben hatte.
Sie ließ den Engel links liegen und wankte die Zeil hinauf. Den verwüsteten Kaufhäusern und Restaurants gönnte sie kaum einen Blick – das Atmen fiel mit jedem Schritt schwerer. Längst waren Schuhe und Strümpfe durchgescheuert, und das Fieber kroch in ihren Körper.  Es begann zu dunkeln.

In ihrem angenehm klimatisierten Penthouse saßen  Michael, Gabriel und Raphael beim Monopoly . Sie amüsierten sich.


Anmerkung von AchterZwerg:

Die "Konstablerwache" und die Einkaufsmeile "Zeil" befinden sich in Frankfurt am Main.

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Kommentare zu diesem Text


 LottaManguetti (05.08.19)
Den Text an sich finde ich erstmal gut, bevor ich Kommentar-Masochistin meine Kritik loswerden muss.
Diese richtet sich nicht gegen den Text an sich (oder gar gegen dich!), gleichwohl aber an den Ausdruck in zwei Fällen.:D

welches der Figur eines Engels ähnelte.
"ähnlich einem Engel" oder "engelgleich" würde als letzter Nebensatz in diesem Satz völlig ausreichen und ihm die (kleine) Langatmigkeit nehmen. Zack, engelgleich.
Der Satz liest sich dann gleich besser, akzentuierter.

Schon begann es zu dunkeln
Da diesem Satz bereits einer mit "Längst" voranschreitet, fände ICH es besser diesen Satz umzuformulieren. Vielleicht in "Es dunkelte" oder "Es begann zu dunkeln" (was mir nicht unbedingt besser gefiele). Vielleicht doch eine Metapher oder ein Bild? Die Sonne verkroch sich hinter ... oder irgendetwas mit Dämmerung?

Das sind meine Gedanken dazu. Sie mögen ihre Berechtigung haben oder nicht.

Ansonsten mag ich die Idee und deinen "Humor" darin, der zwar ein bisschen an Zynismus denken lässt, aber der passt auch.
Ich freue mich, diesen Text lesen zu dürfen, 8er!

Lotta

Kommentar geändert am 05.08.2019 um 09:31 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 05.08.19:
Liebe Lotta,
vielen Dank für deine zutreffende Kritik, die ich in der Überarbeitung gern bedacht habe. :)
Bei dieser Gelegenheit hab' ich gleich noch das Pokerspiel durch "Monopoly" ersetzt.
Das kloppt mehr rein ...

Knutschibussi
der8.

 FrankReich antwortete darauf am 05.08.19:
@Lotta
"engelsgleiches Muster" oder ähnliches wäre schon vorzuziehen, da gebe ich Dir recht, und 'Schon' ließe sich z. B. auch durch 'Rasch' austauschen.

@AchterZwerg
Du bringst hier zwei Doppelbezüge (Dunkeln = Fieber und Nacht; ihrem = sie und Erzengel), die ich deshalb gelungen finde, weil sie zum Überlegen anregen, und zwar nicht nur über den Text. Ich freue mich jedesmal, wenn mir so etwas gelingt, denn was kann ich dafür, dass der Leser den Text anders versteht, als er geschrieben wurde?

 LottaManguetti schrieb daraufhin am 05.08.19:
Ein wenig rot werde ich schon, weil ich so vorlaut bin. Aber so gefällts mir besser. Der Lesefluss eckt nicht mehr an. Ich überlege nicht mehr beim Lesen.
Schöner Text! Guter Text!

Jippieh!

Monopoly! Du weißt doch: Gott würfelt nicht, er kotzt!

Antwort geändert am 05.08.2019 um 11:27 Uhr

 FrankReich äußerte darauf am 05.08.19:
Quatsch, der Chef von Heaven Inc. ist golfen, während die Welt untergeht.

 AchterZwerg ergänzte dazu am 05.08.19:
Kann gut sein, Ralf.
auf jeden Fall spielen die Engel (nur) nach, was unten so vorgeht.
Vielleicht handelt es sich ja um Chinesen?
Sin (55)
(05.08.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 05.08.19:
Danke schön, Sin.
Schutzengel weiß ich persönlich sehr zu schätzen. Mit den Erzengeln hadere ich etwas ... besonders mit Michael, der den Wunsch nach Erkenntnis hart bestrafte und Adam und Eva aus dem Paradies vertrieb. Und sich dann noch mit seinem flammenden Schwert davor aufbaute.
Also werklisch!

 loslosch (05.08.19)
luzifer hatte sich aus dem staub gemacht.

vor Michael saß der finger zu lange auf der leertaste.

 AchterZwerg meinte dazu am 05.08.19:


Das glaub (!) ich jetzt nicht ...
Stelzie (55)
(05.08.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 05.08.19:
Liebe Kerstin,
stimmt schon, für einen so kurzen Text steckt eine Menge drin.
Offen bleibt, ob es sich tatsächlich um die Folgen eines Atomkriegs oder um Spätfolgen einer Klimakatastrophe handelt. Einer Katastrophe, die ich vorsätzlich nicht in die Zukunft verlagere, sondern in die Vergangenheit.
Wir stecken nämlich mitten drin. In beiden denkbaren Möglichkeiten.

Liebe Grüße
Heidrun
Kreuzberch† (66)
(05.08.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 05.08.19:
Mach das, lieber Stefan.
Das interessiert mich sehr! :)

 TrekanBelluvitsh (05.08.19)
Das ist der Feld-Wald-und-Wiesen-Prepper. Die Unterkunft bedient eine einzigartig widerliche Untergruppe: den vermögenden Prepper. Zusätzlich zu der Vielzahl an Weltuntergangsszenarien, die gewöhnlichen Preppern Angst machen - globale Pandemien, nuklearer Holocaust, sozialistische Zombies, die kommen um ihre Waffen zu fressen - machen sich die Reichen außerdem Sorgen, dass die Armen sich mit Fackeln und Mistgabeln erheben werden... was ganz bestimmt nicht das Furchtbarste wäre.
- Sherlock Holmes -

In: Elementary, S04E18
Cora (29) meinte dazu am 05.08.19:
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 AchterZwerg meinte dazu am 05.08.19:
Du sagst es, Cora.
Intellektuelle sind eigentlich nirgends so richtig beliebt.
Und in der Lyrik erst!
Novalis spricht in seinem Fach gar von einer "Darstellung des Gemüts", was in moderner Dichtung sicherlich mehr auf die Kosumenten zutrifft als auf ihre Produzenten.
Andererseits hat Sherlock Holmes grundsätzlich & immer Recht. Besonders der bildschöne, scwarzgelockte Neue.
Ich liebe ihn und würde dringend ein Kind von ihm wollen, wäre ich nicht seit Kurzem aus dem gebärfähigen Alter heraus. *hüstel

Liebe Grüße
der8.
Cora (29) meinte dazu am 05.08.19:
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 LotharAtzert (05.08.19)
Was soll das denn? - Immerhin sind wir im Europacup. Das wird in der öffentlichen Glotze übertragen, was kümmert mich da die Konstablerwache. (Weißt du, ob das Gewüzhaus noch in der Passage gegenüber Kauflalle ist?)

 AchterZwerg meinte dazu am 05.08.19:
Meinst du Alsbach?
Oder Müller oder Schnorr?
Die gibt es noch. :)
Ob die inner Passage würzen, weiß ich nich ausm Kopp ...

Liebe Grüße
der8.

 LotharAtzert meinte dazu am 05.08.19:
Alsbach, genau! Der Schnorr ist ja woanders. Beim Alsbach hab ich ertmals die große weite Welt geschnuppert, damals als Schmückerstift im Kaufhof.

Auch liebe Grüße
Lothar

 eiskimo (05.08.19)
Toll das Motiv der Engel (Todsengel) verarbeitet. Wir sind leider alle beim Monopoly dabei....
lG
Eiskimo

 AchterZwerg meinte dazu am 05.08.19:
Ja,
wir sind dabei.
Und werden den Planeten schon noch "unter die Erde" bringen.
Neulich sagte eine aus meiner Sportgruppe zu mir, ich sei nur gegen Flüge und Kreuzfahrten, weil ich mir die nicht leisten könne.

Sie kann.
Cora (29) meinte dazu am 05.08.19:
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 AchterZwerg meinte dazu am 06.08.19:
Liebe Cora,
Flüge sind in der Regel billiger als Bahnhfahrten. Die kann sich (fast) jeder leisten.
Cora (29) meinte dazu am 06.08.19:
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 TassoTuwas (05.08.19)
Lieber Zwerg,
ich hatte in den 70gern mein Quartier in der Weserstraße aufgeschlagen. In fünf Minuten war ich am Hauptbahnhof und es kann mir vor, als wär ich in Neapel. Mir war schon klar, der Süden rückt näher, aber jetzt Sahelzone, da kann man ja zum Quantensprung gratulieren
Mitfühlende Grüße
TT

 AchterZwerg meinte dazu am 06.08.19:
Tasso!
du wohntest also im Sündenbabel! Sozusagen mittendrin!
Da lerntest du bestimmt einige nette Leute kennen - davon gibt es dort mehr als man denkt.
Ich selber "musste"über drei Jahre häufig den Bezirksverband meines Trägers aufsuchen und wurde einige Male in spannende Preisverhandlungen verwickelt. Auf ein freundliches "Fresse!" meinerseits, fuhren dann minutenlang sich permanent entschuldigende Macker neben mir her ...

So seid ihr!

 GastIltis (05.08.19)
Hallo Achtel, jeder Mensch besitzt die Freiheit, das ist ja der wichtigste Begriff unserer demokratischen Grundordnung, sein Leben so zu gestalten, dass es so umweltfreundlich wie möglich verläuft. Sieht er dann über den Gartenzaun, muss er erkennen, dass es dem Nachbarn völlig gleichgültig ist, wie er seinerseits den Begriff Freiheit deutet. Nämlich unsinnig! Und warum? Weil es ihn zwar gibt, aber er ist inhaltsleer. Er ist eine Erfindung derer, die etwas versprechen, das sie nicht halten können. Sie, die Freiheit, ist ein unerfüllbares Versprechen für alle, die nichts besitzen. Und doch klammern sie sich an ihn wie an einen Strohhalm, von dem sie denken, er sei ein Kornfeld, das eine reiche Ernte abwirft. Und jeden Tag wird es aufs Neue prophezeiht. Von allen, die meinen, sie wüssten es. Und die ihr vermeintliches Wissen als Heilslehren verkaufen. Für wenig bis ganz viel Geld. Vom Bettelmönch zum Würdenträger. Vom „Engel“ bis zum Waffen-Lobbyisten. Alles ist richtig und gut und frei. Hoffentlich regnet es bald mal wieder. LG von Gil.

 AchterZwerg meinte dazu am 06.08.19:
Lieber Gil,
vielen Dank für deinen klugen Kommentar, den ich für weitgehend zutreffend halte.
Trotzdem. Es hat immer auch Ausnahmen gegeben.
Unter den Nomaden. Unter Sinti und Roma. Und unter den Iren ...

Sehr herzliche Grüße
der8.
Aha (53)
(05.08.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 06.08.19:


Hätten sie vielleicht. Da der aber auf Erden "wandelt", wäre die Anfahrt zu teuer gekommen. Und ökologisch wenig sinnvoll.

Pädagogisch wertvolle Grüße
der8.

 harzgebirgler (21.12.20)
beim spiel'n der erzengel gewinnt
bestimmt kein armes menschenkind.

lg
harzgebirgler

 AchterZwerg meinte dazu am 22.12.20:
Nee,
das fürchte ich auch.
Irgendwo habe ich nämlich gelesen, dass die Engel auf uns Menschen eifersüchtig seien, weil sie sich vom Chef benachteiligt fühlten.

;-)
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